Umweltapokalypse oder Fortschrittsheil, Klimatod oder ewigem Leben. Wir denken die Gegenwart von der Zukunft her. Und minimieren damit die Freiheit.
Seit unter Karl-Popper-Kanzler Helmut Schmidt Visionen unter Pathologieverdacht stehen, ist es in der Politik mit der Zukunftseuphorie vorbei. Die Staatenlenker sind bescheiden geworden, fahren „auf Sicht“ (Angela Merkel) und überlassen Unternehmerfiguren das Feld der Utopie. Steve Jobs, Mark Zuckerberg und Elon Musk stehen heute für Expedition und Fortschritt, für eine digitale Zukunft, in der der Mensch sich plastisch und genetisch optimiert: „Wir werden uns als Spezies ein gewaltiges Upgrade verpassen“, sagt der israelische Historiker Yuval Harari („Homo Deus“). „Mein ganzes Streben“, sagt der CEO von Alphabet (Alphabet C Aktie), Larry Page, „geht dahin, herauszufinden, wie die Zukunft aussehen kann, und sie dann zu erschaffen.“
Wenn aber Page die Gegenwart nur noch von einer exakt berechenbaren Zukunft her denkt, wenn Harari mit Blick auf die Fortschritte auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz und der Gentechnik die Freiheitsspielräume radikal negiert – wird dann die Gegenwart nicht zum bloßen Erfüllungsgehilfen der Zukunft degradiert? Fällt Letztere dann nicht aus als Denkhorizont, als weites Feld der Gedanken? Auf dem Spiel steht nichts weniger als die Zeitordnung, die wir seit dem Anbruch der Moderne vor 250 Jahren kennen: Nicht mehr die Gegenwart ist Ausgangspunkt für Zukunftsentwürfe einer besseren Welt, sondern umgekehrt: Eine empirisch berechnete Zukunft beherrscht die Gegenwart – mit welchen Folgen?
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