SJB FondsEcho. Achtung, Aufnahme. Industria

Freitag, 28.08.2009 17:33 von SJB - Aufrufe: 716

SJB FondsEcho. Achtung, Aufnahme. Industria (DE0008475021), MiFID-Risikoklasse nach MFX: 5

 

KORSCHENBROICH (SJB FondsSkyline) - Die Allianz Global Investors (AGI) straffen ihre FondsPalette. Allein sechs Fonds verlieren ihre Eigenständigkeit und werden verschmolzen – mit einem Klassiker. Der am 19. Januar 1959 aufgelegte Industria ist der große Gewinner der Portfoliobereinigung, in deren Rahmen Doubletten und volumenschwache Fonds abgebaut werden sollen. Die AGI gab bekannt, bis zum Ende des Jahres 109 Fonds zu verschmelzen oder zu schließen. 35 weitere sollen 2010 folgen.

 

FondsStrategie. International aufnahmefähig.

Der Industria ist dank seiner multisektoralen Investitionen in europäische Aktienmärkte in der Lage, internationale und branchenübergreifende Vermögensgegenstände des AGI- und cominvest Universums aufzunehmen. Insgesamt werden zwischen dem 1. und 4. Quartal 2010 sechs Sondervermögen mit dem Industria verschmolzen: Der Allianz Iberia (DE0008476052), cominvest Best-in-One-Europe P (DE0006372485), cominvest Best-in-One-Europe S (DE000A0HG0B8), cominvest Euro-A-Cofonds (DE0009781302), cominvest Fondiropa (DE0008471202) und MK Euroaktiv (DE0008488024).

 

Ursprünglich wurde der Industria vom dit aufgelegt, dem Deutschen Investment Trust der Dresdner Bank. Seit 1. Oktober 2004 wird der Industria von Neil Dwane geführt. Das Mitglied der AGI-Geschäftsführung übernahm den Aktienfonds von Jörg de Vries-Hippen. Mit dem MK Euroaktiv und dem cominvest Fondiropa, die de Vries-Hippen am 5. Juni, bzw. 2. Juli 2009 übernommen hat, führt der Allianz-FondsManager dem von ihm ehemals betreuten FondsKlassiker Industria im nächsten Jahr zwei Sondervermögen zu. Sind dafür besondere Anpassungsmaßnahmen nötig?

 

FondsPortfolio. Auf alles vorbereitet.

Laut § 40 Investmentgesetz (InvG) sind FondsVerschmelzungen unter bestimmten Bedingungen für Investoren kosten- und steuerneutral. Erstens: Die Sondervermögen müssen von der gleichen Kapitalanlagegesellschaft kommen. Das ist hier der Fall. Zweitens: Die Anlagestrategien müssen einander entsprechend. Drittens: Die laut § 60 InvG für Einzeltitel desselben Emittenten geltenden Anlagegrenzen dürfen auch in einem kombinierten Portfolio nicht überschritten werden. Beides scheint nach X-Ray-Prüfung durch die SJB einzutreten. Schließlich viertens: Die Investoren müssen den Verschmelzungsschritt im Privatdepot auch mitgehen. Wird aufgrund der strategischen Allokation im Depot ein Tausch oder Verkauf in Betracht gezogen, kann das steuerliche Auswirkungen oder Transaktionskosten sowie Ausgabeaufschläge bedeuten. Werden die Anteilsscheine des aufnehmenden Fonds in das eigene Depot übernommen, fallen in der Regel keine Steuern und Kosten an. Ob die Übernahme jenseits der Kosten mit Blick auf die Asset Allocation sinnvoll ist, kann ein Depotcheck beantworten. Unabhängige Finanzdienstleistungsinstitute bieten diese Analyse kostenlos an. Dieses Angebot sollten private Investoren direkt bei Ankündigung durch die FondsGesellschaften nutzen.

 

Im Falle des Industria hat die SJB durch eine X-Ray-Analyse die strukturellen Folgen der FondsVerschmelzung anhand der FondsVolumen per 31. Juli 2009 überprüft. Zum Stichtag hält der Industria A 1,2 Milliarden Euro an FondsKapital. Er ist in 76 Aktien investiert. Per 17. August stehen vier Fonds fest, die mit der Anteilsklasse Industria A verschmolzen werden. Werden diese vier und der Industria gemäß ihres Volumenanteils an einem kombinierten Portfolio gewichtet, steuern die aufzunehmenden Fonds zwischen 1,5 Prozent und 2,6 Prozent zum neuen Gesamtvolumen bei. Die „Masse“ liegt beim Industria mit 91,9 Prozent. Daher hat die Verschmelzung per 31. Juli kaum Auswirkungen auf die Branchenallokation. Konsumgüter machen laut Factsheet vom Juli 15,1 Prozent des Industria-Portfolios aus. Im kombinierten FondsVolumen sind es 15,2 Prozent. In der Länderallokation das gleiche Bild. Großbritannien nimmt mit rund 31,0 Prozent in beiden Fällen die Top-Position ein. Alle vier zu verschmelzenden Fonds steuern ausschließlich europäische Aktien zum kombinierten Depot bei. Das entspricht voll den Anlagerichtlinien des aufnehmenden Industria. Um zu diesem Ergebnis zu kommen, war keine besondere Anpassung nötig. Die vier Fonds haben sich bereits bisher in europäischen Märkten bewegt. Für Investoren des Allianz Iberia bedeutet die Verschmelzung freilich, dass sich ihre Allokation von den iberischen Märkten auf ganz Europa diversifiziert. Ein unabhängiger Berater sollte prüfen, ob die Streuung zur Optimierung des Privatdepots beiträgt.

 

Die X-Ray-Analyse der SJB ergab abschließend: Neun von zehn Top-Einzeltiteln sind in zwei bis vier der Fonds zu finden. Ihre kumulierten Anteile liegen zwischen 2,0 und 2,9 Prozent. Anlagegrenzen werden nicht überschritten. Haben Investoren im Hinblick auf Risiken und Renditen Vorteile, wenn sie künftig FondsAnteile des erfahrenen Industria im Depot halten?

 

 

FondsVergleichsindex. Bleibt beweglich.

Die AGI gibt als Benchmark des Industria den MSCI Europe an. Die SJB Korrelationsanalyse ergab: Der FondsKlassiker nutzt seine jahrzehntelange Markterfahrung für eigene Wege. Per 24. August beträgt die Korrelation zwischen Industria und MSCI Europe über drei Jahre 0,88, über ein Jahr 0,82. Die Ausrichtung ist valide, für aussagekräftige Leistungsvergleiche gibt es eine breite Basis. Allerdings zeigt sich: FondsManager Dwane sucht indexunabhängige Chancen.

 

FondsRisiko. Spurabweichung sorgt für Dynamik.

Die Spurabweichung (Tracking Error) signalisiert den Grad der Unabhängigkeit. Über 36 Monate liegt sie bei 11,90 Prozent. Im rollierenden 12-Monats-Vergleich sind es 18,96 Prozent. Das sind deutliche Abweichungen, die Dwanes Management seit drei Jahren kennzeichnen. Die Aktivität erhöht die Dynamik des Industria gegenüber dem MSCI Europe. Über drei Jahre weist der Fonds eine Volatilität von 26,28 Prozent gegenüber 22,83 Prozent beim Index aus. Über ein Jahr weicht der Fonds um 39,47 Prozent, der Index 34,27 Prozent ab. Der Risikoindikator Beta bestätigt für Investoren das Bild. Über den gesamten Vergleichszeitraum kommt das Beta auf 1,05. Der Grund: Nur in 12 der 36 Vergleichsmonate liegt das Beta unter dem Fixwert 1 für das Marktrisiko. Die höchste Mehrrendite mit einem Alpha von 1,12 konnte Dwane im Juli 2007 mit einem um 50,0 Prozentpunkte niedrigeren Beta gegenüber dem Markt erzielen. Der britische Gentleman genießt und schweigt. Laut SJB History machte Dwane damals über die genauen Beiträge zur Wertentwicklung keine Angaben. Die Allokation mit Schwerpunkt Großbritannien und Finanzen unterschied sich zum damaligen Zeitpunkt nicht von der der Vor- und Nachmonate.

 

FondsRendite. Mehrrendite überwiegt.

Seit seiner Auflage vor mehr als 50 Jahren hat der Fonds per 31. Juli auf Eurobasis eine Jahresrendite von 6,08 Prozent erreicht. Auch mittelfristig sind die Resultate erfreulich. In 21 der vorangegangenen 36 Monate konnte der FondsManager für die Industria-Investoren Mehrrendite in Form eines positiven Alpha erwirtschaften. Im Oktober 2008, dem Höhepunkt der weltweiten Finanzmarktkrise, schnitt der FondsKlassiker mit einem Alpha von 0,58 gegenüber seinem Vergleichsindex besser ab. Sein im Risikoprofil erkennbarer Ehrgeiz hat demnach ein klares Ziel: Werte schaffen. Im laufenden Jahr konnte der Fonds per 25. August auf Eurobasis bereits +26,40 Prozent an Wert gewinnen. Die Verluste des Vorjahres hat er damit noch nicht wieder wettgemacht. Über 12 Monate stehen beim Industria noch Verluste von -19,21 Prozent zu Buche. Der MSCI Europe gab im gleichen Zeitraum -13,40 Prozent ab. Im Drei-Jahres-Vergleich stehen -27,70 Prozent beim Fonds, -20,63 Prozent beim Index gegenüber. Über den gesamten Vergleichszeitraum liegt Alpha bei -0,14. Die Monate mit keiner Mehrrendite absorbieren die Ertragsleistungen des aktiven FondsManagements. Dwane hat gezeigt, dass dies für ihn belebend wirkt.

 

 

SJB Wertung.

Ein FondsKlassiker, der auch in schwierigen Börsenzeiten Stabilität beweist. FondsManager Dwane bewahrt nicht nur Ruhe. Er wird selbst aktiv und erwirtschaftet Mehrrendite. Es ist, wie der lateinische FondsName Industria sagt: Ohne Fleiß, kein Preis.

Erläuterung.

Alpha

Ist die Kennziffer für die Renditechancen. Sie misst die Mehrrendite, die über der zu erwartenden Rendite des Marktes liegt. Das Alpha beziffert jenen Teil der Rendite, der nicht mit der allgemeinen Marktentwicklung oder höherer Risikobereitschaft zu erklären ist, sondern auf aktiver Titelauswahl und Risikokontrolle beruht. Ein positives Alpha deutet auf ein erfolgreiches FondsManagement hin. Beispiel: Ein Alpha von 5 zeigt an, dass der Fonds bei einer Nullentwicklung des Index 5 Prozent Mehrrendite erzielt hat, ohne dafür ein höheres Risiko einzugehen.

Beta

Ist die Kennziffer für die Risiken. Sie ist das Resultat eines Risikovergleichs zwischen Fonds und Index. Das Kriterium ist deren Schwankungsintensität (Volatilität). Beim Beta wird dem Index der feste Wert „1“ zugesprochen. Weicht die Volatilität des Fonds um 15 Prozent nach unten ab, ist sein Beta 0,85, weicht er 15 Prozent nach oben ab, ist es 1,15. Ein Wert über 1 spricht gegen den Fonds, ein Wert unter 1 für ihn. Das Beta eines Fonds ist negativ, wenn sich Fonds und Index abwärts bewegen.

Kurs-Buch-Verhältnis (KBV)

Das KBV ist eine Kennzahl für den Substanzwert eines Unternehmens. Es wird errechnet, in dem man den Aktienkurs durch den Buchwert je Aktie teilt. Der Buchwert der Aktiengesellschaft ergibt sich durch den Abzug der Verbindlichkeiten von der Summe der Aktiva. Der Buchwert der Aktie ist das Ergebnis der Teilung des Unternehmensbuchwerts durch die Anzahl der Aktien. Je niedriger der Wert ist, desto preiswerter ist die Aktie. Der Kurs entspricht der Substanz des Buchwerts. Dann hat die Aktie einen „fairen Wert.

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)

Das KGV ist die Kennzahl der Ertragskraft eines Unternehmens. Es wird errechnet, in dem man den Aktienkurs durch den Gewinn je Aktie teilt. Hier gilt: Je niedriger die Kennzahl, desto preiswerter ist die Aktie. Ein niedriges KGV bedeutet an der Börse ein Einstiegssignal in die Aktie. Sie gilt als unterbewertet und hat Aufstiegspotenzial. Liegt ihr KGV über dem Marktdurchschnitt, ist das ein Ausstiegssignal. Sie gilt als überbewertet. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Kurs fällt ist hoch.

Korrelation

Ist die Kennziffer für die wechselseitige Abhängigkeit zweier Investments. Angegeben wird, wie wahrscheinlich sich die Kursverläufe gegenläufig (Korrelation -1), unabhängig (Korrelation 0) oder gleichläufig (Korrelation +1) verhalten.

Sharpe Ratio

Ist die Kennziffer für einen Rendite-Risiko-Vergleich zwischen unterschiedlichen Geldanlagen. Die nach dem Nobelpreisträger William Sharpe benannte Kennziffer misst die durchschnittliche Rendite in Bezug auf das eingegangene Risiko. Dabei wird der Fonds mit dem risikolosen Geldmarkt konfrontiert. Angenommen, die Sharpe Ratio liegt beim Fonds bei 0,40 und beim Index bei 0,30. Dann erwirtschaftet der Fonds mit jedem Risikoschritt ein Drittel mehr Rendite als der im Index dargestellte Markt. Eine negative Zahl bedeutet: Der Fonds ist schlechter als der Geldmarkt.

Tracking Error

Ist die Kennziffer für die Spurabweichung des Fonds vom Index. Sie misst, wie stark die Positionen und ihre Gewichtung im Portfolio des Fonds prozentual von denen des Index abweichen. Je niedriger der Tracking Error, desto stärker orientiert sich der FondsManager am Vergleichsindex. Je höher der Wert ist, desto unabhängiger bewegt sich der FondsManager in seinem Markt.

Autor: SJB FondsSkyline OHG 1989 für Unternehmer und Führungskräfte

Gerd Bennewirtz ist als geschäftsführender Gesellschafter der SJB FondsSkyline OHG 1989 Herausgeber speziell auf Privatinvestoren zugeschnittener Newsletter. Fordern Sie die täglich, wöchentlich und monatlich erscheinenden Publikationen an. Gratis unter FondsEcho@sjb.de.

Quelle: SJB FondsSkyline


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