Bayer-Werbung auf dem DOB-Hochhaus
Freitag, 26.04.2019 13:01 von | Aufrufe: 887

ROUNDUP: Bayer-Spitzen bangen um Entlastung - Herbe Kritik am Monsanto-Kauf

Bayer-Werbung auf dem DOB-Hochhaus ©Creative Commons Public Domain Mark 1.0

BONN (dpa-AFX) - Die Spitzen des Agrarchemie- und Pharmakonzerns Bayer (Bayer Aktie) müssen nach der Milliarden-Übernahme von Monsanto um die Rückendeckung der Aktionäre kämpfen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Werner Wenning entschuldigte sich bei den Anlegern angesichts des Kurseinbruchs. Bayer habe an der Börse starke Kursverluste hinnehmen müssen, "das bedauern wir sehr", sagte Wenning am Freitag zum Auftakt der Hauptversammlung in Bonn.

Der wegen des Monsanto-Kaufs schwer unter Druck stehende Bayer-Chef Werner Baumann betonte, es gebe angesichts der Kursverluste "nichts zu beschönigen". Er stellte den Kauf des US-Konkurrenten aber als dennoch richtigen Schritt dar, um langfristig voranzukommen.

Viele Investoren sehen das anders und heben die schwer kalkulierbaren Risiken angesichts vieler tausend Klagen wegen angeblicher Krebsrisiken glyhosathaltiger Unkrauftvernichter hervor, weswegen der Aktienkurs einbrach. Er fiel allein seit vergangenen August, als ein Geschworenen-Gericht in den USA einem Krebspatienten Schadenersatz in dreistelliger Millionenhöhe zugesprochen hatte, um rund ein Drittel. Ein Richter reduzierte die Summe zwar später und Bayer hat mittlerweile Berufung eingelegt. Allerdings verlor der Konzern im März einen zweiten Prozess. An der Börse ist Bayer mit etwas mehr als 56 Milliarden Euro mittlerweile gerade einmal soviel wert, wie für Monsanto in etwa gezahlt wurde.

Dennoch verteidigt Baumann den Kauf weiter. "Aufgrund der hervorragenden Aufstellung unserer Geschäfte sowie im Hinblick auf die wirtschaftliche Logik war und ist der Erwerb von Monsanto der richtige Schritt." Er betone auch, dass der Vorstand sich vor der Übernahme eingehend mit den Chancen und Risiken auseinandergesetzt und diese sorgfältig abgewogen habe. Das Haftungsrisiko im Zusammenhang mit Glyphosat sei dabei als gering bewertet worden. Bayer stützt sich weiter auf zahlreiche Studien zur Sicherheit des Unkrautvernichters.

"Die Bayer-Führung hat die Rechtsrisiken des Monsanto-Deals offenbar völlig unterschätzt", hält Analyst Janne Werning von der Fondsgesellschäft Union Investment dagegen. Er will dem Vorstand und dem Aufsichtsrat "aufgrund der anhaltenden negativen Entwicklungen, der hohen rechtlichen Risiken und der massiven Kursverluste" die Entlastung verweigern. Fondsmanager Ingo Speich von der Deka, die unter den Top-10-Anteilseignern von Bayer ist, kündigte an, gegen die Entlastung zu stimmen. Die Fondsgesellschaft und Deutsche-Bank-Tochter DWS will sich der Stimme enthalten.

Mit dem Institutional Shareholder Services (ISS) und Glass Lewis empfahlen bereits vor Wochen gleich zwei einflussreiche Stimmrechtsberater, dem Bayer-Vorstand die Entlastung zu verweigern. In Summe beraten beide dem Vernehmen nach weit mehr als die Hälfte der Anteile Bayers. Solche Empfehlungen haben vor allem bei Investoren im angelsächsischen Raum Gewicht. So wird etwa die Fondsgesellschaft Blackrock - mit in Summe mehr als sechs Prozent an Bayer beteiligt - laut Finanzkreisen den Vorstand nicht entlasten.

Grundsätzlich hat ein schlechtes Abstimmungsergebnis zwar keine direkten Folgen, ist aber ein großer Imageschaden. Im angelsächsischen Raum führt ein schwaches Abschneiden oft zum Wechsel an der Konzernspitze.

Mit Blick auf Bayer ist an vielen Stellen bisher aber lediglich von einem Denkzettel die Rede, der dem Vorstand verpasst werden soll. Deka-Experte Speich hält denn auch nichts davon, das Management auszutauschen. "Ein neues Management würde das Chaos noch vergrößern. Bei der Komplexität des Unternehmens würde Bayer wichtige Zeit verlieren, wenn sich ein neues Management einarbeiten müsste."

Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), will dem Management ebenfalls die Chance geben, den "Karren aus dem Dreck" zu ziehen. Daher plädiert er dafür, erst zu einem späteren Zeitpunkt über die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat abzustimmen.


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Härter ins Gericht geht Fondsmanager Speich mit dem Aufsichtsrat. Er spricht den Aufsehern die Kompetenz ab, die operativen und die Rechtsrisiken der Monsanto-Übernahme richtig einschätzen zu können. "Wenn ein pharmalastiges Unternehmen wie Bayer nach einer solchen transformierenden Akquisition nun einen stärkeren Agrarfokus hat, aber immer noch nahezu den gleichen Aufsichtsrat besitzt, kann etwas nicht stimmen."/mis/wdw/elm/jha

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