Straßenschild der New Yorker Wall Street. (Symbolfoto)
Freitag, 02.11.2018 10:43 von | Aufrufe: 1917

Peter Lynch oder: Der Golfjunge, der den erfolgreichsten Fonds der Welt führte

Straßenschild der New Yorker Wall Street. (Symbolfoto) - unsplash.com

Peter Lynch darf sich als einer der erfolgreichsten US-amerikanischen Investoren des 20. Jahrhunderts bezeichnen. Während Lynchs 13-jähriger Karriere bei der Fondsgesellschaft Fidelity legte der Magellan Fonds unter seiner Leitung durchschnittlich um 29 Prozent pro Jahr zu. Aber auch ein Peter Lynch hat klein angefangen – auf einem Golfplatz. Als Elfjähriger legte er sich den Nebenjob eines Caddys zu, betreute regelmäßig Finanzexperten und knüpfte so erste Kontakte zur Finanzwelt, unter anderem zum Präsidenten der Fondsgesellschaft Fidelity. Mit seinem Job auf dem Golfplatz und einem Stipendium konnte er sich schließlich auch sein Studium am Boston College finanzieren. Lynch mied die Wirtschaftswissenschaften und studierte stattdessen Geschichte, Philosophie und Psychologie. Seinen Master of Business Administration absolvierte er an der renommierten Wharton School der Universität Pennsylvania.

Der erste große Coup gelang Lynch mit Flying Tiger

Seine ersten Aktien kaufte Peter Lynch als Student. Er investierte in die US-amerikanische Luftfrachtgesellschaft Flying Tiger Line. Der Kauf lohnte sich, der Kurs der Aktie stieg innerhalb von zwei Jahren von sieben auf über 32 US-Dollar. Nicht, weil Lynch mit seiner Einschätzung, dass das Luftfrachtgeschäft boomen wird, richtig lag, sondern weil das Unternehmen das Militär im Vietnamkrieg unterstützte und dies den Aktienkurs steigen lies. Lynch finanzierte sich so teilweise sein Studium. In seinem letzten Jahr an der Universität bewarb er sich auf einen Sommerjob bei Fidelity. Während seiner kurzen Zeit bei Fidelity stellte er fest, dass die Theorie, die er an der Universität gelehrt bekam, nichts mit dem praktischen Geschäft an der Börse zu tun hatte. Auch später noch blieb er den gängigen Theorien gegenüber misstrauisch.

Aus Millionen werden Milliarden: Lynch übernimmt den Magellan Fonds

Nach seinem zweijährigen Wehrdienst fing Lynch 1969 als Wertpapieranalyst bei Fidelity an. 1974 wurde er vom stellvertretenden Direktor zum Direktor der Wertpapieranalyse befördert. Drei Jahre später übernahm er den Fidelity Magellan Fonds als Manager – Lynchs beruflicher Durchbruch. Der Fonds war zu der Zeit rund 20 Millionen US-Dollar wert. Innerhalb der folgenden 13 Jahre stieg das Fondsvermögen jedes Jahr um durchschnittlich 29 Prozent auf beträchtliche 14 Milliarden US-Dollar. Peter Lynch investierte in Unternehmen jeglicher Größe; sein Portfolio umfasste ganze 1.400 Aktien.

Lynch ist der Börse immer einen Schritt voraus

Bevor Lynch in eine Aktie investierte, studierte er das jeweilige Unternehmen gründlich und versuchte somit den wahren Wert eines Unternehmens herauszufinden. Er investierte in seiner Meinung nach unterbewertete Unternehmen in der Hoffnung, dass auch andere Anleger den Wert der jeweiligen Unternehmen im Laufe der Zeit erkennen werden. Seine Anlagestrategie wird demnach auch als Value-Investing bezeichnet. Diese Strategie wandten in der Vergangenheit auch Börsengrößen wie Benjamin Graham oder Warren Buffet an. Lynch konzentrierte sich auf langfristige Investments und mied kurzfristige Handlungen nach aktuellen Marktentwicklungen. Wichtig bei einer Unternehmensanalyse war für ihn das Kurs-Gewinn-Wachstums-Verhältnis. Damit versuchte er zu beurteilen, ob ein Unternehmen zu einem angemessenen Preis wächst oder ob dessen Aktie überteuert ist. Neben seiner gründlichen Analyse der betreffenden Unternehmen ist Lynch jedoch auch dafür bekannt, dass er oft seine Investmentstrategie änderte, je nach Art des Investments. Dies brachte ihm den Namen „Chamäleon“ ein. Lynch hat im Laufe der Zeit außerdem drei Bücher über das Geschehen an der Börse verfasst. Sein wohl bekanntestes Werk erschien 1989 unter dem Titel „One Up On Wall Street“, zu Deutsch „Der Börse einen Schritt voraus“, in dem er auch seine Investmentphilosophie darlegt. Während seiner Karriere hat Lynch außerdem den Begriff „Tenbagger“ geprägt, der aus dem Bereich des Baseballs kommt und sich auf den Erfolg im Spiel bezieht. Ein Tenbagger an der Börse ist nach Lynch ein Investment, mit dem Anleger ihr Geld verzehnfachen können.

Heute investiert Peter Lynch in Bildung

Im Alter von 46 Jahren entschied Peter Lynch, sich aus dem aktiven Börsengeschäft zurückzuziehen und in Rente zu gehen – das war 1990. Seitdem ist er nur noch in beratender Funktion bei der Fidelity Management & Research Company tätig. Zusammen mit seiner Frau hat Lynch die Lynch-Foundation ins Leben gerufen, um vor allem Initiativen im Bildungssektor zu unterstützen, da beide für ihre Ausbildung selbst auf ein Stipendium angewiesen waren. Mehr als dreitausend Studenten hat die Stiftung seit ihrer Gründung vor mehr als 25 Jahren bereits unterstützt. Rückblickend darf sich Peter Lynch aufgrund seiner Leistungen durchaus einen der erfolgreichsten Investoren der jüngeren Zeit nennen – ganz nach dem Motto: „Der Börse einen Schritt voraus“.


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