Freitag, 22.07.2022 07:47 von Frankfurter Börsenexperten | Aufrufe: 688

Rohstoffe: Es geht runter

Die lang anhaltende Phase immer höherer Rohstoffpreise scheint vorbei. Vor allem Industriemetalle sind wieder günstiger geworden, doch auch Öl. Und Gold leidet unter dem starken US-Dollar.

22. Juli 2022. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Auch wenn es sich noch nicht in niedrigeren Inflationsraten niederschlägt: Die Rohstoffpreise sind zuletzt gesunken, die meisten zumindest. „Die Rezessionssorgen haben sich mittlerweile auch in den Rohstoffpreisen niedergeschlagen”, stellt Mobeen Tahir von WisdomTree fest.

Das macht auch der Kurs des den ganzen Rohstoffmarkt abbildenden WisdomTree Broad Commodities (DE000A0KRKC6) deutlich: Der ist seit dem Mehrjahreshoch im Juni um 12 Prozent gefallen. Nach deutlichen Nettozuflüssen in den vergangenen zwei Jahren meldet Emittent WisdomTree nun ganz klar Abflüsse aus marktbereiten ETCs.

„Alle Industriemetallpreise seit Jahresbeginn im Minus”

Besonders die Preise von Industriemetallen haben kräftig nachgegeben. Der Kupferpreis sank innerhalb weniger Wochen von 9.750 auf aktuell 7.258 US-Dollar die Tonne. Andere Notierungen – etwa die von Aluminium oder Nickel – sind schon länger im Abwärtstrend. Zu den allgemeinen Rezessionsängsten gesellten sich zuletzt Sorgen über erneute Corona-Beschränkungen in China.

„Inzwischen sind alle Industriemetallpreise seit Jahresbeginn im Minus“, stellt Rohstoffanalystin Barbara Lambrecht von der Commerzbank fest. „Anders als am Ölmarkt gibt hier die Angebotsseite kaum Unterstützung.“ Vielmehr seien fast überall die Märkte zuletzt ausreichend versorgt gewesen. Am Kupfermarkt habe das Angebot in den ersten vier Monaten laut Zahlen der International Copper Study Group die Nachfrage um fast 100.000 Tonnen übertroffen. „In den kommenden Monaten dürfte wohl eine konjunkturbedingte Verlangsamung der Nachfrage einen Angebotsüberschuss sichern.“ Das werde den Kupferpreis wohl weiter unter Druck setzen, zumal auch der feste US-Dollar belaste.

WisdomTree meldet Abflüsse aus Industriemetall-ETCs, wenn auch in kleinem Umfang. An der Börse Frankfurt wiesen in den vergangenen vier Wochen vor allem der WisdomTree Industrial Metals (DE000A0KRKG7) und der WisdomTree Copper (DE000A0KRJU0) hohe Umsätze auf.

Gold: Opfer von Zinsanstieg und Dollar-Stärke

Auch der Goldpreis hat nachgegeben – trotz hoher Inflation und Rezessionssorgen. Am Donnerstagmorgen kostet die Feinunze nur noch 1.688 US-Dollar. Im Allzeithoch im März waren es noch 2.069 US-Dollar. „Gold leidet unter dem sehr starken US-Dollar und den Zinserhöhungen in den USA“, stellt Tahir fest. Der Grund: Ein starker US-Dollar verteuert Gold-Investments für Anleger*innen aus anderen Regionen. Zudem machen höhere Zinsen die zinslose Goldanlage uninteressanter. Der Bestand an Xetra Gold bleibt mit knapp 243 Tonnen aber hohem Niveau. Zum Vergleich: Ende 2021 waren es 237,6 Tonnen.

Torben Bendt von Lang & Schwarz berichtet von einer anhaltend hohen Nachfrage nach Edelmetall-ETCs, etwa dem WisdomTree Physical Precious Metals (DE000A0N62H8). Insgesamt trennen sich Anleger*innen WisdomTree zufolge aber von Gold-ETCs.

Meist gehandeltes Produkt an der Börse Frankfurt bleibt Xetra Gold (DE000A0S9GB0). Hohe Umsätze wiesen aber auch der Xtrackers Physical Gold EUR Hedged (DE000A1EK0G3), der iShares Physical Gold (IE00B4ND3602) und der Invesco Physical Gold (IE00B579F325) auf. Auffällig viel um ging zudem in Silber-ETCs wie dem WisdomTree Physical Silver (DE000A0N62F2) und dem WisdomTree Silver 3x Daily Short (IE00B8JG1787). Der Silberpreis hatte vergangene Woche ein Zweijahrestief von 18,12 Dollar je Feinunze markiert.

Laut DekaBank stützen Rezessionssorgen und hohe Inflationsraten tendenziell die Goldnachfrage und damit auch die Goldnotierung. „Doch auf Sicht der kommenden Monate dürfte der Goldpreis zunächst noch unter der geldpolitischen Straffung – insbesondere seitens der US-Notenbank Fed – leiden“, erklärt Analystin Dora Borbély. Die Bank sieht den Goldpreis in sechs Monaten immerhin bei 1.775 US-Dollar.

Öl: Sinkende Nachfrage, höheres Angebot

Auch Öl ist nicht mehr ganz so teuer. Der Preis liegt aktuell bei 103,57 US-Dollar für ein Barrel Brent, vergangene Woche waren es kurzzeitig sogar weniger als 100 US-Dollar. Grund ist auch hier die befürchtete Rezession, die die Nachfrage abwürgen dürfte. „Die Talfahrt dürfte sich fortsetzen, denn die Rezessionsängste werden wohl vorerst nicht nachlassen“, kommentiert Lambrecht. Dazu passe, dass die Internationale Energieagentur zumindest für dieses Jahr von einem spürbar besser versorgten Markt ausgehe. „Sie hat nicht nur die Nachfrageprognosen nach unten genommen, sondern ist auch für das Angebot optimistischer.“

Auch Energie-ETCs wurden unter dem Strich verkauft, wie die Zahlen von WisdomTree zeigen. An der Börse Frankfurt wies der WisdomTree WTI Crude Oil 2x Daily Leveraged (DE000A2BDEB6) besonders hohe Umsätze auf, ebenso der WisdomTree WTI Crude Oil (DE000A0KRJX4). Was Gas-ETCs angeht, standen der WisdomTree Natural Gas 3x Daily Leveraged (IE00BLRPRG98) und der WisdomTree Natural Gas (

von: Anna-Maria Borse, 22. Juli 2022, © Deutsche Börse AG


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