Freitag, 28.09.2018 09:00 von Richard Pfadenhauer | Aufrufe: 579

Optionsscheine – So setzen sie den Hebel richtig ein!

Wer meint, Optionsscheine seien nur zum Spekulieren da, liegt falsch. Richtig eingesetzt, können sie Anlegern einen wertvollen strategischen Nutzen beim Depotmanagement stiften. Erfahren Sie, wie Sie mit Optionsscheinen auf einfache Weise Kapital freisetzen und Ihr Depot vor Turbulenzen schützen.

Optionsscheine gehören zu den Klassikern unter den Hebelprodukten. Sie ermög­lichen es Anlegern, mit relativ geringem Kapitaleinsatz hohe Gewinne zu erzielen. Aus dieser Hebelwirkung ergibt sich eine Vielzahl von spannenden Einsatzmöglichkeiten, die nicht immer spekulativer Natur sein müssen. Bei einer Optionsscheinstrategie handelt es sich um das Konzept der sogenannten Cash Extraction. Ein anderer Ansatz ist die Absicherung (Hedging) von bestehenden Depotbeständen gegen Kursverluste.

Optionsscheine kurz erklärt

Bevor wir die beiden Ansätze näher beleuchten, eine kurze Erklärung zur Funktionsweise von Optionsscheinen. Wie bereits erwähnt, gehört die Hebelwirkung zu ihren Hauptmerkmalen. Wer einen Call-Optionsschein erwirbt, setzt dabei auf steigende Kurse eines bestimmten Basiswertes (zum Beispiel einer Aktie). Mit einem Put-Optionsschein profitieren Anleger von fallenden Basiswertkursen. Der Preis von Optionsscheinen setzt sich grundsätzlich aus zwei Komponenten zusammen: dem inneren Wert und dem Zeitwert. Der innere Wert ist der Wert, den der Optionsschein hat, wenn er heute fällig wäre. Der Zeitwert ist vereinfacht ausgedrückt ein Aufschlag, den der Käufer für die Chance zahlt, dass seine Spekulation im Zeitverlauf aufgeht. Wie hoch dieser Aufschlag ist, hängt von mehreren Faktoren ab wie zum Beispiel der Restlaufzeit oder der Schwankungsintensität (implizite Volatilität) des Basiswertes. Das Risiko von Optionsscheinen liegt darin, dass ihr Hebel auch in die andere Richtung wirkt, es also zu überproportionalen Verlusten bis hin zum Totalverlust kommen kann. Letzteres ist der Fall, wenn der Optionsschein bei Fälligkeit über keinen inneren Wert verfügt.

Strategie 1: Cash Extraction

Vielen Anlegern dürfte es schon einmal so ergangen sein: Gerne würde man das Geld, das in einer bestimmten Aktie investiert ist, für andere Zwecke nutzen, etwa um kurzfristig Chancen bei einem anderen Wertpapier wahrzunehmen. Doch was, wenn der bestehenden Aktienposition eigentlich noch weitere Gewinne zugetraut werden? Ein Ausstieg würde dann doppelt schmerzen: zum einen, weil etwaige Kursgewinne entgehen, zum anderen, weil sich die Wiedereinstiegskosten erhöhen. „Eine Lösung für dieses Dilemma kann die Strategie der Cash Extraction sein“, erklärt Sebastian Bleser, Experte für Hebelprodukte bei HypoVereinsbank onemarkets. Darunter versteht man den Austausch von Aktien gegen Call-Optionsscheine. „Aufgrund ihrer Hebelwirkung“, so Bleser, „reicht ein deutlich geringerer Kapitaleinsatz aus, um vergleichbare Gewinne zu erzielen wie mit der Aktienposition“.

Beispiel für Kapitalfreisetzung

Angenommen, ein Anleger besitzt 20 Musteraktien. Bei einem fiktiven Aktienkurs von 50 Euro würde der Verkaufserlös 1.000 Euro betragen (ohne Erwerbs- und Veräußerungskosten, die sich ertragsmindernd auswirken; diese Annahme gilt auch für alle weiteren Darstellungen). Davon könnte er 20 Call-Optionsscheine auf die Musteraktie mit einem Bezugsverhältnis von 1, einem Basispreis von 45 Euro und einer (Rest-)Laufzeit von sechs Monaten erwerben. Bei einem rechnerischen Preis von 5,60 Euro pro Call-Optionsschein müsste er also 112 Euro einsetzen. Das entspricht nur einem Bruchteil des Erlöses aus dem Aktienverkauf. Der Rest stünde für alternative Anlagezwecke zur Verfügung. Sollte die Musteraktie zulegen, geht seine Rechnung auf. Denn die 20 Call-Optionsscheine würden überdurchschnittlich an Wert gewinnen. Sollte die Musteraktie zum Beispiel bis zum Laufzeitende in sechs Monaten um zehn Prozent auf 55 Euro steigen, dann wären die Papiere insgesamt 200 Euro wert. Abzüglich des Kaufpreises von 112 Euro hätte der Anleger also einen Gewinn von 88 Euro erzielt. Er hätte demnach fast so viel verdient wie mit seiner ursprünglichen Aktienposition (siehe Szenario oben, Variante A).

Weitere Varianten

In dem beschriebenen Beispiel lagen die Call-Optionsscheine zum Kaufzeitpunkt im Geld, das heißt, die Musteraktie (50 Euro) notierte über dem Basispreis der Optionsscheine (45 Euro). Diese verfügten damit über einen inneren Wert von 5 Euro pro Schein. Alternativ hätte der Anleger auch Call-Optionsscheine erwerben können, die am Geld oder aus dem Geld sind. Sie sind riskanter, da in diesen Fällen steigende Kurse notwendig sind, damit die betreffenden Call-Optionsscheine bis zum Laufzeitende ins Geld laufen, also einen inneren Wert aufbauen und nicht wertlos verfallen. Weil solche Papiere zum Kaufzeitpunkt nur über einen Zeitwert verfügen, sind sie günstiger und entfalten damit eine höhere Hebelwirkung. Das heißt, es ist weniger Kapitaleinsatz notwendig, um eine Aktienposition nachzubilden (siehe Szenario oben, Varianten B und C).

Strategie 2: Absicherung

Während es bei der Cash Extraction vornehmlich darum geht, sich die Chancen nach oben offenzuhalten, hat eine andere Optionsscheinstrategie das Ziel, bestehende Positionen gegen Verluste abzusichern. Das Instrument hierfür sind Put-Optionsscheine. Sie gewinnen, wenn der Basiswert fällt. Um zu ermitteln, wie viele Put-Optionsscheine für die Absicherung, zum Beispiel einer DAX®-Anlage, notwendig sind, multipliziert man den Indexstand durch das Bezugsverhältnis der Scheine und dividiert den abzusichernden Depotwert durch das Ergebnis. Bei einem DAX®-Investment im Volumen von 10.000 Euro, einem Indexstand von 12.500 Punkten und einem Bezugsverhältnis von 0,01 werden demnach 80 Put-Optionsscheine auf den DAX® benötigt (10.000 / (12.500 x 0,01)). „Um eine möglichst vollständige Absicherung zu erhalten, sollte der Basispreis der Optionsscheine am Geld liegen, das heißt, auf Höhe des aktuellen Indexstandes – also bei etwa 12.500 Punkten“, erklärt Bleser. Außerdem gelte es festzulegen, wann die Absicherung greifen soll. Danach richtet sich die (Rest-)Laufzeit der Put-Optionsscheine.

Absicherung hat ihren Preis

In der Tabelle unten haben wir einige beispielhafte Szenarien für die Absicherung einer DAX®-Anlage im Volumen von 10.000 Euro durchgerechnet. Bei Variante A (volle Absicherung) wird ein möglicher Wert­verlust der DAX®-Anlage durch die Put-Optionsscheine nahezu ausgeglichen. Nahezu deshalb, weil der Kaufpreis der Put-Optionsscheine als Kostenfaktor betrachtet werden muss. Bei Variante A kostet die Absicherung den Anleger 400 Euro, also vier Prozent des Absicherungsvolumens. Billiger wird es bei einer Absicherung mit geringerem Absicherungsgrad. Dann trägt der Anleger Verluste aus der DAX®-Anlage allerdings bis zu einem gewissen Grad selbst (Varianten B und C).

Doch was, wenn die DAX®-Anlage an Wert gewinnt? Umso besser, denn der Anleger ist ja noch voll investiert. Verloren ist jedoch auch hier der Kaufpreis für die Put-Optionsscheine. „Wie bei jeder Versicherung hat auch eine Absicherung gegen Kursverluste ihren Preis“, so Bleser.

Zu beachten ist: Optionsscheine sind Schuldverschreibungen des Emittenten. Im Falle einer Insolvenz, das heißt Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit, kann es zu Verlusten bis hin zum Totalverlust kommen.

Wissen: Optionsscheine

Basiswert

Der Basiswert ist der Bezugswert, von dem sich die Preisentwicklung eines Optionsscheins ableitet.

Basispreis

Der Basispreis ist der im Voraus festgelegte Preis, zu dem der Basiswert gekauft (Call­ Optionsschein) oder verkauft (Put­Options­ schein) werden kann.

Bezugsverhältnis

Das Bezugsverhältnis ist die Kennzahl für das Verhältnis zwischen einem Optionsschein und dem Basiswert. Es gibt an, auf welchen Bruchteil des Basiswerts sich der Options­ schein bezieht. Bei einem Bezugsverhältnis von 0,01 sind beispielsweise 100 Options­ scheine nötig, um eine Aktie des entsprechen­ den Basiswertes beziehen zu können.

Im Geld

„Im Geld“ ist ein Optionsschein, wenn er einen inneren Wert aufweist. Ein Call-Optionsschein ist im Geld, wenn der Kurs des Basiswertes über dem Basispreis liegt. Ein Put-Optionsschein ist im Geld, wenn der Kurs des Basiswertes unter dem Basispreis liegt.

Am Geld

„Am Geld“ ist ein Optionsschein, wenn der Basispreis im Bereich des aktuellen Kurses des Basiswertes liegt.

Aus dem Geld

„Aus dem Geld“ ist ein Optionsschein, wenn er keinen inneren Wert aufweist. Ein Call-Options­schein ist aus dem Geld, wenn der Kurs des Basiswertes unter dem Basispreis liegt. Ein Put-Optionsschein ist aus dem Geld, wenn der Kurs des Basiswertes über dem Basispreis liegt.

Implizite Volatilität

Die implizite Volatilität ist eine Kennzahl für die Häufigkeit und Intensität von Preisschwankungen eines Basiswertes, die sich auf der Grundlage von prognostizierten Preisen des Basiswertes errechnet.

 

Dies ist eine Werbemitteilung. Bitte beachten Sie die wichtigen Hinweise und den Haftungsausschluss. (http://blog.onemarkets.de/wichtige-hinweise-haftungsausschluss/)

Dieser Beitrag erschien zuerst im onemarkets Magazin (HypoVereinsbank - UniCredit Bank AG)


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HypoVereinsbank onemarkets
Richard Pfadenhauer interessiert sich schon seit über 20 Jahren für das Thema Börse. Dabei war er über 12 Jahre als Wirtschaftsredakteur für den Finanzen Verlag tätig. Nach zwei Jahren als Redakteur bei der Spezialpublikation für Hebelprodukte, Finanzen und Optionsscheine wechselte er zunächst zum Derivatebereich des Magazins Euro am Sonntag und später verantwortete der DVFA-Analyst den Bereich der strukturierten Hebel- und Anlageprodukte beim Anlegermagazin €URO. Seit Oktober 2010 ist er bei der HypoVereinsbank Experte für Hebelprodukte und als Chefredakteur für das onemarkets Kundenmagazin sowie den onemarkets Blog verantwortlich.
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