26. Juni 2019. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Im Großen und Ganzen lässt sich behaupten, dass zuletzt vor allen Dingen die geldpolitische Linie der US-Notenbank die Finanzmärkte, abseits aller sonstigen Erwägungen, in ihren Bann gezogen hat. Und davon haben die Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks zumindest bis zum Ende der vergangenen Woche profitiert. Obgleich die Fed den Leitzins unverändert gelassen hatte, wurde in ihrem Statement und auch in den Projektionen so etwas wie eine geldpolitische Wende deutlich. Während die Notenbank praktisch so wenig wie möglich und verbal nur so viel wie nötig getan hatte, blieben die Erwartungen der Marktteilnehmer an US-Zinssenkungen in diesem Jahr ausgesprochen hoch. Mit anderen Worten: Die Märkte gehen mehrheitlich immer noch davon aus, dass in diesem Jahr insgesamt drei Zinsschritte à 25 Basispunkte anstehen – die Futures-Märkte hatten dafür bis gestern eine Wahrscheinlichkeit von fast 70 Prozent eingepreist. Und es gab bis gestern nicht wenige, die sogar insgeheim auf eine Zinssenkung von 50 Basispunkten bei der nächsten Notenbanksitzung Ende Juli spekulierten. Indes: Derart überzogenen Spekulationen erteilte gestern sogar das wohl taubenhafteste Mitglied des Offenmarktausschusses der Notenbank (FOMC), James Bullard, Chef der Fed von St. Louis, eine klare Absage.
Nun ist es allerdings nicht gesichert, ob die von uns wöchentlich befragten mittelfristig orientierten institutionellen Investoren genau deshalb per Saldo weniger optimistisch dastehen als noch in der Vorwoche. Denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um 10 Punkte auf einen Stand von +/-0 gefallen und befindet sich damit auf der neutralen Linie. Genauso gut wie die enttäuschten (überzogenen) Zinssenkungshoffnungen zu einer gewissen Ernüchterung und damit auch zur Verringerung des Bullenlagers geführt haben mögen, könnte auch das marginal höhere Jahreshoch, das der DAX in der vergangenen Woche markiert hatte, für Gewinnmitnahmen und eine neue bearishe Positionierung von 5 Prozent aller Befragten gesorgt haben.
Schon wieder pessimistisch
Ähnlich hat sich die Stimmung bei den Privatanlegern entwickelt: Der Börse Frankfurt Sentiment-Index dieses Panels fiel um 8 Punkte auf einen Stand von -7. Allerdings waren für diese Index-Veränderung fast ausschließlich Gewinnmitnahmen verantwortlich; für eine neue bearishe Positionierung hat den meisten vermutlich der Mut gefehlt.
Damit spricht vieles dafür, dass der Kursrückgang des DAX von 0,7 Prozent im Wochenvergleich weitgehend hausgemacht ist. Sowohl institutionelle als auch private Anleger zeigen weniger Optimismus als in der Vorwoche, wobei letztere auch in der relativen 6-Monatsbetrachtung negativer als ihre institutionellen Pendants eingestellt sind. Dabei spricht vieles dafür, dass die frischgebackenen Pessimisten, die sich aus der heutigen Befragung ergeben, nicht wirklich negativ zum Aktienmarkt eingestellt sind, sondern letztlich versuchen werden, auf niedrigerem Niveau – möglicherweise zwischen 11.900 und 11.950 – wieder einzusteigen und von einem erneuten Aufwärtsimpuls zu profitieren. Eine nicht ganz ungefährliche Strategie, die sich aber während der vergangenen Wochen für viele Akteure ausgezahlt haben dürfte: Ob der Markt diesen Investoren allerdings noch einmal eine so günstige Kaufgelegenheit bietet? Auf jeden Fall ist die heutige Stimmungserhebung nicht ungünstig für den DAX, der aus heutiger Sicht bei einem abermaligen Anstieg auf die bisherigen Jahreshochs dort nicht noch einmal Halt auf seiner Reise nach oben machen wird.
26. Juni 2019, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de