Mittwoch, 20.05.2020 07:52 von Sven Vogel | Aufrufe: 278

Facebook-Aktie: Giphy-Übernahme lässt auf Wiederholung des Instagram-Erfolgs hoffen

2012 übernahm Facebook eine kleine Foto-Sharing-App mit damals 30 Millionen täglichen Nutzern für eine Milliarde US-Dollar. Heute ist der Blick auf den Instagram-Feed für 500 Millionen Menschen eine tägliche Gewohnheit. Angeblich soll Instagram bereits mehr als zehn Milliarden US-Dollar zum Facebook-Jahresumsatz beitragen.

2014 ließ man sich die Messaging-App WhatsApp gar stolze 19 Milliarden US-Dollar kosten. Im Gegensatz zu Instagram betrug die WhatsApp-Nutzerzahl damals bereits 450 Millionen Menschen. Dennoch kein Vergleich mit den 1,5 Milliarden Menschen, die WhatsApp heute monatlich nutzen.

Vergangene Woche folgte nun ein neuer Streich. Für die beschauliche Summe von 400 Millionen US-Dollar übernahm Facebook Giphy. Für alle Fans lustiger, sekundenlanger Kurzvideos dürfte die bekannteste Suchmaschine für beliebte GIFs (= Graphics Interchange Format) ein Begriff sein. Durch die schnelle Abfolge übereinanderliegender Bilder erhält der Betrachter mit GIFs den Eindruck, ein Video in Endlosschleife zu betrachten.

In kurz: Facebook gibt also 400 Millionen US-Dollar für eine Bibliothek an modernen Daumenkinos aus. Verrückt? Nicht wirklich! Zumindest, wenn man weiß, dass heute bereits 700 Millionen Nutzer die Giphy-Plattform täglich nutzen. Das klingt zumindest auf den ersten Blick nach deutlich mehr Nutzern für deutlich weniger Geld als damals bei Instagram oder WhatsApp.

Aber wie könnte Facebook mit Giphy jemals Geld verdienen?


Für Facebook sind die Giphy-Chancen riesig

Ein Giphy-Verantwortlicher gab bereits vor einigen Jahren eine mögliche Antwort auf die Frage, wie das Unternehmen Geld verdienen könnte. Denn zumindest damals sah man sich als die größte und beste Suchmaschine für die lustigen Kurzvideos. Und wie andere Suchmaschinen ihr Geld verdienen, wissen wir heute wohl alle.

Die Zukunft für Giphy, die Marke soll auch unter dem Facebook-Dach erhalten bleiben, könnten also bezahlte Suchplatzierungen für GIFs von Unternehmen sein. Wahrscheinlich eine grandiose Werbemöglichkeit für sehr viele Unternehmen da draußen.

Der Marketing-Chef von Coca-Cola würde sicherlich ein kleines Vermögen dafür ausgeben, wenn jeder Instagram-, WhatsApp- oder Twitter-Nutzer ein Coca-Cola-GIF benutzt, wenn er die größtmögliche Erfrischung ausdrücken möchte. Und er würde sich umgekehrt die letzten noch verbliebenen Haare ausreißen, wenn diese Aufmerksamkeit ein Pepsi-GIF erhalten sollte.

Aber selbst, wenn diese Idee am Ende nicht funktionieren sollte, könnte sich der Zukauf aufgrund des überschaubaren Kaufpreises dennoch lohnen.

Heute werden die Giphy-GIFs zu 50 % auf den Facebook-Plattformen eingebunden. Die verbleibenden 50 % werden also außerhalb des Facebook-Reiches genutzt. Wenn sich diese anderen Kommunikationsplattformen nun nicht vom neuen Giphy-Eigentümer abschrecken lassen sollten, liefert das Facebook wertvolle Daten für das heutige Werbegeschäft.

Schließlich macht die bessere Integration von GIFs die Nutzung der bestehenden Facebook-Plattformen noch besser. Wenn die Giphy-Übernahme also dabei hilft, die Nutzerzahlen von Facebook, Instagram und WhatsApp noch sehr lange auf dem heutigen hohen Niveau zu halten oder gar noch weiter zu steigern, dann sind die 400 Millionen US-Dollar gut investiertes Geld.

Auf der Minus-Seite steht natürlich das Facebook-Image. Facebook gilt aufgrund vergangener Skandale wohl zurecht nicht als Datenschutz-Musterknabe. Der drohende Datentransfer von Giphy-Nutzerdaten zur Facebook-Datenkrake könnte einigen anderen GIF-Plattformen Auftrieb geben. Und die Nutzerzahlen der Giphy-Plattform einbrechen lassen.

Das ist ein berechtigtes Risiko. Dennoch, müsste ich heute eine Wette platzieren, wie wir in einigen Jahren die Giphy-Übernahme bewerten, dann würde ich eher auf eine positive als auf eine negative Überraschung tippen.

In diesem Sinne, erfolgreiches Investieren und Fool on!


Offenlegung: Randi Zuckerberg, frühere Direktorin für Market Development, Sprecherin für Facebook und Schwester von CEO Mark Zuckerberg, ist Mitglied im Board of Directors von The Motley Fool. Sven besitzt Aktien von Coca-Cola und Facebook. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Facebook und Twitter.


Über den Autor

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Motley Fool Deutschland
Sven ist nun bereits beinahe ein Jahrzehnt ein leidenschaftlicher Investor. Seit 2015 ist er als Freiberufler für The Motley Fool tätig und seit 2017 mit Deutschland-Premiere von Rule Breakers – Unternehmen, die die Welt verändern der verantwortliche Chefredakteur für diesen Service. In seiner Freizeit treib er viel Sport, kocht und isst gerne mediterran und liest meist irgendetwas, was im weitesten Sinne mit Wirtschaft, Börse und Finanzen zu tun hat.
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