Der Ex-Bundespräsident Christian Wulff will die volle Rehabilitation von den Korruptionsvorwürfen, die ihn vor knapp zwei Jahren sein Amt kosteten. Er geht damit ein zweifaches Risiko ein.
Es fehlt der Filter. Wenn man mit dem Abstand von fast zwei Jahren die Berichte über den damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff (CDU) nachliest, dann muten sie seltsam verworren an. Plötzlich soll alles wichtig sein. Mal geht es um den Kauf eines Einfamilienhauses, mal um ein Flug-Upgrade, um Einladungen für ein Unternehmer-Fest, mal nur um ein geliehenes Abendkleid. Doch nie wird da eine in sich schlüssige Geschichte erzählt, es bleibt eine Ansammlung von Skandalfetzen, die ein vages Gesamtbild hinterlassen. Das Bild von einem Mann, der sich seines Amtes nicht würdig verhält. Wer nach dem Grundmotiv der großen Wulff-Recherche sucht, der landet letztlich bei diesem Kern. Der Mann verkörperte den politischen Kompromiss, der ihn ins Amt gebracht hatte. Er stand für eine Anbiederung der Politik an Wirtschaft und Prominenz, die vielen unangenehm aufstieß. Und das im höchsten Amt des Staates.Diesen Donnerstag beginnt nun der Prozess gegen Christian Wulff vor dem Landgericht Hannover. Es müsste der Höhepunkt der Abrechnung eines Landes mit seinem verstoßenen Häuptling sein, doch inzwischen hat der Fall mindestens zwei Seiten.Wohl selten wurde so viel über einen Fall von solch überschaubarer Dimension gemutmaßt und recherchiert. Allein die ARD sendete zum Thema Talkshows im Gesamtumfang von mehr als 22 Stunden. Die Staatsanwaltschaft Hannover hat mehr als 70 Zeugen befragt, um den Kumpaneien des Bundespräsidenten ins seiner Zeit als Ministerpräsident in Niedersachsen auf die Spur zu kommen. Sie hat mithilfe der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (Bafin) sämtliche Kontobewegungen des Politikers über mehrere Jahre zurückverfolgt. Ihr Abschlussbericht umfasst 12 000 Seiten.Um den vollständigen Artikel zu lesen, klicken Sie bitte hier.