Ich rechne in den nächsten 6 - 12 Monaten mit einer Korrektur bzw. FlashCrash, aber nicht mit einer scharfen Korrektur bzw. einem Crash von 30 oder gar 50 %. Der Meinung bin ich, weil wir noch nicht die Phase der totalen Euphorie gesehen haben. Dabei sind mir bei der Frage Halten oder Verkaufen und eventuell später zurückkaufen folgende Gedanken gekommen:
Beispiel Traden:
Ich kaufe 1.000 Aktien zum Kurs von je 1 €.
Nach einem Jahr ist der Kurs bei 2 €.
Ich verkaufe und erziele 2.000 €. Der Gewinn beträgt dann 1.000 €. An Steuern muss ich 260 € zahlen. Bleiben noch 740 € an Nettogewinn übrig. Der Cashbestand beträgt dann 1.740. Ich kaufe noch am gleichen Tag zum gleichen Kurs wieder zurück. Dabei kann ich aber nur für 1.740 € zurückkaufen. Somit landen nur noch 870 Aktien in meinem Depot. Ein Jahr später steigt der Kurs auf 4 €. Ich verkaufe und erziele 3.480 €. Der Gewinn beträgt dann 1.740 €. An Steuern muss ich 452,4 € zahlen. Bleiben noch 1.287,6 € an Nettogewinn übrig. Der Cashbestand beträgt dann 3.027,6 €
Beispiel Buy and hold:
Ich kaufe 1.000 Aktien zum Kurs von je 1 €.
Nach zwei Jahren ist der Kurs bei 4 €.
Ich verkaufe und erziele 4.000 €. Der Gewinn beträgt dann 3.000 €. An Steuern muss ich 780 € zahlen. Bleiben noch 2.220 € an Nettogewinn übrig. Der Cashbestand beträgt dann 3.220 €.
Offenbar ist Buy and hold dem Traden überlegen, wenn zwischenzeitlich versteuert und damit Kapital abgezogen wird, aber die Aktie nicht günstiger zurückgekauft werden kann.
Nun wäre es interessant zu sehen, um wie viel günstiger man bei der Tradingstrategie zurückkaufen müsste, damit man am Ende besser als bei der Buy and Hold Strategie abschneidet.
Ich kaufe 1.000 Aktien zum Kurs von je 1 €.
Nach einem Jahr ist der Kurs bei 2 €.
Ich verkaufe und erziele 2.000 €. Der Gewinn beträgt dann 1.000 €. An Steuern muss ich 260 € zahlen. Bleiben noch 740 € an Nettogewinn übrig. Der Cashbestand beträgt dann 1.740. Einen Tag später gibt es einen FlashCrash und es geht 7 % nach unten. Ich kaufe zum Kurs von 1,86 € 935 Aktien zurück.
Ein Jahr später steigt der Kurs auf 4 €. Ich verkaufe und erziele 3.742 €. Der Gewinn beträgt dann 2.002 €. An Steuern muss ich 520,5 € zahlen. Bleiben noch 1.481,5 € an Nettogewinn übrig. Der Cashbestand beträgt dann 3.221,5 €
Fazit: Ein Nachkauf nach der Tradingstrategie macht nur Sinn, wenn der Rücksetzer in dem dargestellten Fall mindestens 7 % beträgt. Bedenken sollte man auch, dass der FlashCrash vielleicht einen Rücksetzer von 15 % verursacht, aber mit dem Nachkauf gewartet wird, da der Kurs spekulativ weiter fallen wird. Steigt der Kurs jedoch, wird man irgendwann nervös und kauft die Aktie dann vielleicht 5 - 10 % günstiger wieder ein. Besser als bei der Buy and hold Strategie schneidet man dabei aber nicht ab. In Erwartung von nur leichten Gesamtmarktkorrekturen würde ich deshalb immer nur einen kleineren Teil traden bzw. verkaufen, um auf Rücksetzer entspannt in vielleicht 2 - 3 Tranchen reagieren zu können.
Langfristig also in 3 - 5 Jahren sehe ich Wirecard bei über 200 €. Deshalb bin ich der Meinung, muss man im Zweifel Wirecard eher halten, da man so auf jeden Fall auf die erwartete Performance kommen wird. Selbst wenn dazwischen ein heftiger Crash liegt, hat man rückblickend eine interessante Anekdote, mehr aber auch nicht.