Gegen Fälschungen hilft die aktuelle Regulierung nicht
Es ist ja weiß Gott nicht so, dass Unternehmen aus der Finanzbranche - Wirecard hatte eine Banklizenz - nicht eingehend geprüft werden. Und auch für jedes börsennotierte Unternehmen gibt es strenge Berichtspflichten. Als Mitarbeiter einer Fondsgesellschaft weiß ich ein Lied davon zu singen, wie engmaschig die Regulierung ist. Doch geprüft wird von Aufsichtsbehörden und Wirtschaftsprüfern stets das Aktenmaterial, das zur Verfügung gestellt wird. Eine Überprüfung der Echtheit findet in aller Regel nicht statt. Ein Kontoauszug wird akzeptiert. Ist aber so viel kriminelle Energie am Werk wie offenbar bei Wirecard und Kontoauszüge werden gefälscht, dann fliegen Betrüger über Jahre nicht auf. Es ist heute davon auszugehen, dass Wirecard seit über zehn Jahren Bilanzmanipulation betreibt. 2008 gab es die ersten Vorwürfe diesbezüglich seitens der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SDK). Auch im Fall des Immobilienunternehmers Jürgen Schneider wurden zwar Grundrisse und Quadratmeterangaben geprüft, aber nicht, ob die Grundrisse eine Fälschung waren. Die Liste ließe sich um Flowtex und andere Unternehmen verlängern. Hier muss die Regulierung neue Felder beschreiten, anstatt noch mehr Regeln einzuführen, die bei der Vorlage von gefälschten Unterlagen aber auch nichts helfen.
So oder so, die deutsche Aktienkultur wurde ein weiteres Mal schwer beschädigt, und der Fall Wirecard ist ein Desaster für den Finanzplatz Deutschland. Da kann man nur sagen: Au Wirecard.