Ist ja wieder ziemlich toxisch hier, aber dazwischen auch ein paar konstruktive Beiträge (z.B. von hydrogen, danke dafür).
Was mich ernsthaft interessieren würde, weil ich es nicht verstehe: Die Garantien von 1,9 Mrd. € (wegen denen jetzt alles im Eimer ist) wurden ja angeblich hinterlegt, um Sicherheiten für "Third Party Acquirer" (TPA) zu stellen.
Wirecard schrieb dazu gestern in der PM:
"Die jeweiligen Tochtergesellschaften der Wirecard AG haben auf diese Treuhandkonten erhebliche Sicherheitsleistungen von insgesamt 1,9 Mrd. Euro eingezahlt, um für das Risikomanagement für teilnehmende Händler zu garantieren."
Warum man dazu einen dubiosen Treuhänder braucht ist mir unklar. Bürgschaften oder Garantien könnte man sich ja auch direkt von der Bank für den jeweiligen TPA geben lassen. Vor allem wenn man schon überteuerte Tochtergesellschaften gekauft hat, dann könnten die ja zu der Bank latschen, Geld einzahlen und dann die Garantien dem TPA oder Händler geben. Der Teil ist schon bescheuert und spricht nicht grad für Wirecard. Aber das ist nicht der Punkt.
Der Punkt ist, das es wohl so ist, das Wirecard Sicherheiten stellen muss. Zwar konnte KPMG seinerzeit die TPA-Umsätze nicht wirklich nachweisen, aber nach der Umstellung in 2019 konnten die Transaktionen nach meinem Verständnis von KPMG nachvollzogen werden. KPMG schreibt dazu im Bericht vom 27.04.2020, Seite 13:
"Im Geschäftsjahr 2019 fand eine Umstellung der Transaktionsabwicklung auf eine nunmehr auch für das TPA-Geschäft eingerichtete Plattform von Wirecard (sog. Elastic Engine für das TPA-Geschäft) statt. Insoweit liegen nunmehr seit der Umstellung eigene Datenbestände über die Transaktionen vor. Dies ermöglicht die Bereitstellung von Transaktionsdaten ohne Mitwirkung Dritter. Daher hat KPMG über 200 Mio. Datensätze mit Transaktionsdaten für den Monat Dezember 2019 entgegengenommen, die derzeit analysiert werden [...] Nach dem aktuellen Zwischenstand der Datenanalysen hat KPMG in diesem Teilbereich bisher keine Anhaltspunkte, dass die in den Abrechnungen für den Monat Dezember 2019 ausgewiesenen Transaktionsvolumina in wesentlichen Belangen von den durch KPMG auf Basis des KPMG zur Verfügung gestellten Datenbestandes ermittelten Transaktionsvolumina abweichen."
Wenn KPMG aber in der forensischen Untersuchung die TPA-Umsätze ab Ende 2019 nachweisen konnte, dann müssten die TPA ja auch tatsächlich irgendwelche Garantien bekommen haben, denn sonst würden sie ja Wirecard keine Kohle überweisen. Das heißt, es muss Garantien gegeben haben, denn ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich Wirecard 200 Mio. Datensätze aus dem Arsch zieht, um damit KPMG zu verarschen, die sie ja selber beauftragt haben.
Diese Garantien als Grundlage der Geschäfte müssten dann aber doch irgendwo bei den Händlern/ TPA rumliegen. Mit Stempel der Bank drauf und so. Sonst gäbe es die ganzen Umsätze ja nicht.
Insoweit müsste man doch nur zu einem der Händler/ TPA gehen und gucken, ob der eine Garantie von irgendeiner Bank hat oder ob die ganzen Händler/ TPA dann auf die Garantien verzichtet haben, was ich mir nicht vorstellen kann.
Diese ganze Story ergibt überhaupt keinen Sinn. Und warum kauft Dr. Braun dann noch am 28.05.2020 für 2,5 Mio. € Aktien von der eigenen Bude, wenn er eigentlich alle verarscht und am Abgrund steht? Ich glaube aber nicht mehr an ein Happy End, die ganze Faktenlage lässt eigentlich nur den Schluss zu, dass die Verantwortlichen bei Wirecard unglaublich dämlich oder komplett kriminell durchgeknallt sind. Ist beides keine gute Story für den Kurs