Zitat Myrmen
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Irgendwie habe ich das Gefühl, dass diese dauerhauften negativen Nachrichten nur ein Ziel haben soll.
Den Kurs für eine Übernahme zu drücken.
Ich meine, dass Übernahmekurse wie folgt berechnet werden.
Durchschnittskurs der letzen 12 Monate plus einen Aufschlag (meist 30%)
Wenn man jetzt WDI lange Zeit drückt bzw. deckelt, dann wird das Übernahmeangebot natürlich geringer ausfallen,
als wenn der Kurs da steht, wo er eigentlich (wg. KGV) stehen müßte (also viel höher).
Daher wird wohl bzgl. einer Übernahme noch gewartet...
Traurig, aber wohl wahr....
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Ach, immer diese Träumer...
Ein Markteilnehmer, der in der Lage wäre, den Kurs eines Unternehmens über einen so langen Zeitraum nach unten zu drücken, der braucht sich doch nicht mit irgendwelchen Übernahmen abgeben... Warum sollte der sich noch so eine Mühe machen? Der kann alleine mit der Macht den Kurs eines Unternehmens verlässlich und unbemerkt zu drücken Billionen verdienen.
Der Kurs ist abgestürzt, weil niemand mehr der dumme sein will, der zu spät bemerkt, dass Braun seit Jahren beschissen hat.
Was ist denn wenn EY am 4. Juni vor die Kameras tritt und sagt, dass man jetzt doch nochmal genauer hingeschaut hat und feststellen musste, dass 30% der Transaktionsumsätze in Wahrheit gar nicht Provisionen aus Finanztransaktionen sind, sondern aus irgendwelchen anderen Geschäften stammen und falsch gekennzeichnet wurden? Dann sind sämtliche Fundamentaldaten sofort für den Arsch!
Ich erkläre das nochmal genauer, weil es offenbar nicht verstanden wird.
Was ist mehr wert?
A: Ein Onlineshop für Handyzubehör, der Waren im Wert von 100 Mio. verkauft und dabei 10 Mio Gewinn macht, oder
B: Ein Zahlungsdienstleister, der 0,1% jeder abgewickelten Zahlung erhält und damit ebenfalls 10 Mio. Gewinn macht.
Der Zahlungsdienstleister ist um ein vielfaches wertvoller, weil man annimmt, dass seine Kunden aufgrund des Lock-Ins dauerhaft bei ihm bleiben. Und weil man annimmt, dass bargeldlose Zahlungen aufgrund des Trends zunehmen. Der Onlineshop muss hingegen jedes Jahr aufs neue gegen eBay, Amazon etc. konkurrieren. Da kann jedes Jahr das letzte sein.
Unterschiedliche Umsätze gehören zu unterschiedlichen Geschäftsmodellen und diese haben unterschiedliche Eigenschaften und werden an der Börse vor allem unterschiedlich bewertet.
Wenn herauskommt, dass Wirecard Umsätze nicht richtig gekennzeichnet hat, dann bedeutet das, dass etliche der grundlegenden Annahmen über das Unternehmen komplett falsch waren und dann ist es ziemlich sicher keine 11 Mrd. Euro wert.
Das passiert hier gerade. Das ist das Risiko. Das schlimme ist: Es gibt keine schnelle Lösung für dieses Problem! Wenn das Kind einmal in den Brunnen gefallen ist, ist es zu spät. Ich weiß nicht ob von euch mal jemand in einer Finance-Abteilung eines DAX-Konzerns gearbeitet hat. Die Verantwortlichen da sind sehr sehr sehr korrekt arbeitende Leute. Früher dachte ich: Das sind ja voll die Erbsenzähler, denen fehlt ja total der Blick für's Pragmatische! Heute weiß ich: Die müssen so sein. Weil das Thema Kapitalmarktkommunikation so unfassbar sensibel ist. Weil jeder kleine, noch so unwichtige Fehler ein weiteres Körnchen in die Waagschale wirft. Und irgendwann kippt die Stimmung und dann fängt der Kapitalmarkt an zu misstrauen und dann ist der Schaden immens und lässt sich nur ganz mühsam wieder korrigieren.
Bei Wirecard hat die KPMG-Geschichte und Verschiebung des EY-Reports gezeigt, dass da im Setup etwas nicht stimmt. Das ist die Schuld von Braun. Braun ist ein Pragmatiker, wie alle guten CEOs. Der Finanzbereich eines Unternehmens muss aber von einem Dogmatiker geführt werden, für den Genauigkeit über allem anderen steht. Ein guter CEO weiß wo die Grenzen seiner Einmischung liegen. Das hat bei Wirecard nicht geklappt. Braun hat offensichtlich zu viel Macht über den Finanzbereich (gehabt).
Jetzt ist es wie gesagt zu spät. Vertrauen ist weg. Sofern nicht ein Geschenk Gottes in Form eines total reinwaschenden KPMG-Sonderberichts oder EY-Bilanz ums Eck kommt, wird das Vertrauen über Monate und Jahre hinweg wieder aufgebaut werden müssen. Der erste Schritt dieses Projekts ist es dann übrigens Braun zu entlassen.