@Bernd238, ist nicht böse gemeint, aber in Deinem Posting ist leider so viel falsch, dass es nicht viel zum Nachdenken gibt. Wenn jemand schreibt, dass es an den Börsen „Gewinngarantien“ gibt, dann kann ich mir das nur erklären, dass derjenige gerade erst seit maximal einer Woche an der Börse ist. Deswegen mein gut gemeinter Hinweis: bevor Du zu viel in Einzelaktien investierst, bitte noch mal ein wenig mehr in die Materie einlesen – und nicht unbedingt in diesem Board.
Inhaltlich zu Deinem ersten Punkt: ja, von 30 covernden Analysten bei Wirecard sind nur zwei auf „sell“, die anderen 28 auf Hold/Buy mit Kurszielen teilweise über dem aktuellen Kurs. Aber das ist doch keine „Gewinngarantie“! Ich meine mich zu erinnern, dass das Analystenbild bei Wirecard – als die Aktie bei fast 200 Euro stand – ähnlich gut war. Und trotzdem konnte sich die Aktie innerhalb eines halben Jahres mehr als halbieren. Wo war denn da die Gewinngarantie? Vom Gesamtmarkt mal ganz zu schweigen.
Diese sell-side Analysten machen eine Fundamentalanalyse und müssen unterstellen, dass alle vom Unternehmen berichteten Zahlen ihre Richtigkeit haben. Wöchentliche FT Artikel und andere komische Geschichten können die nicht in ihre Modelle einbauen (außer vielleicht das hohe Aktien Beta in deren DCF Modellen).
Zu dieser anderen Geschichte, die hier seit jeher nach jeder GS, MS, Citi Meldung durch die Foren geht, auch in Deinem Bernd: überlegt Euch doch mal kurz wer in diesen Meldungen erwähnt wird:
- DWS, Fidelity, Invesco, Norges, Blackrock, etc. = Fondsmanager/Asset Manager
- Goldman Sachs, JP Morgan, BoA, etc. = Investmentbanken mit Prime Brokerage & Derivate Business (aber teilweise mit eigenem Asset Manager)
- TCI, Slate Path, AQR = Hedge Funds mit LV Aktivitäten
Wenn Ihr hier seht, dass GS über 10% an Wirecard hält, dann glaubt Ihr tatsächlich, dass die Bank Goldman Sachs sich für über 1 Mrd. Euro eine simple Aktienbeteiligung in die eigenen Bücher gekauft hat, oder? Trotz Verbot durch Volcker Rule („The rule is often referred to as a ban on proprietary trading“ en.wikipedia.org/wiki/Volcker_Rule) und trotz immenser Kapitalbelastung kauft sich eine Goldman ein fast 1 Mrd. Exposure einer gebeutelten und hoch volatilen deutschen Aktie? Glaubt Ihr das ernsthaft?
Also meine Interpretation wäre eher, dass diese Meldungen darauf basieren, dass für eine Zeitlang GS Stimmrechte zugerechnet werden müssen aus Hedge Aktivitäten aus deren Derivaten oder deren Prime Brokerage Geschäft mit Hedge Funds (en.wikipedia.org/wiki/Prime_brokerage). Und dazu beitragen könnten kleinere Positionen aus deren Asset Management Töchtern. Aber zu glauben, dass hier die Investmentbanken Milliarden in Einzelwerte stecken, sieht für mich sehr naiv aus. Damit ist der Satz „Sie verleihen noch mehr Aktien und lassen den Kurs noch weiter runterprügeln.“ In meinen Augen auch Quatsch.
Falls ich mit dem obigen Absatz falsch liege und jemand mehr Wissen hat, dann bitte melden. Lerne gerne dazu.