Du hast es denke ich vom Prinzip her schon ziemlich richtig verstanden. Man muss höchstens die Begriffe nochmal ordnen und verstehen: es gibt Put und es gibt Call Optionen. Man kann sie kaufen (man geht long in der Option) und verkaufen (man geht short in der Option). Für einen Handel gibt es immer zwei Parteien: den Käufer und den Verkäufer. Der Käufer erwirbt sich immer ein RECHT. Der Verkäufer geht dagegen eine VERPFLICHTUNG ein.
Bei Puts: der Käufer erwirbt das Recht, 100 Aktien (geht auch mit Futures, Indizes, ETFs etc.) zum gewählten Strikepreis bis zum Verfallstag zu verkaufen. Er kann das Recht jederzeit einlösen, muss es aber nicht. Wenn der Kurs unter den Strike fällt lohnt es sich für ihn die Option auszuüben. Sonst nicht. Wenn er die Option ausübt, ist der Verkäufer VERPFLICHTET diese Aktien für den Preis zu kaufen, er hat keine Wahl. Dafür muss er natürlich genug Cash vorhalten (bei einem Kurs von 150 sind es für eine Option eben schon mal 15.000 EUR - (mit einem Margin Konto muss man weniger Cash bereitstellen, aber das ist ne andere Geschichte)). Das Risiko für den Verkäufer ist natürlich, dass der Kurs noch viel weiter sinkt, daher ist es schon sinnvoll wie normale Aktienkäufer an den Wert zu glauben.
In erster Linie sind die Puts also eine Möglichkeit für große Investoren ihr Depot abzusichern: wenn du bspw. 1000 WDI Aktien im Depot hast (Einkaufskurs angenommen 125) kaufst du bspw. 10 Puts mit 130er Strike und bist sicher, dass selbst wenn der Kurs unter 125 fällt du immer noch für 130 verkaufen kannst, also mit Gewinn.
Das ist also einfaches Versicherungsgeschäft: der Verkäufer ist die Versicherung für einen "Schadenfall" und der Käufer zahlt eine vergleichsweise geringe Prämie um sich abzusichern. Du musst halt bedenken, dass du für diese geringe Prämie als Verkäufer mit einem hohen Betrag "haftest", dieser Haftungsfall trifft aber selten ein: über 80% der Optionen verfallen wertlos, wie auch bei normalen Versicherungen: du zahlst eine monatliche Prämie und einmal in 5 Jahren passiert mal was, wo die Versicherung einen hohen Betrag zahlen muss.
Analog bei Calls: der Käufer erwirbt das Recht, 100 Aktien zum gewählten Strikepreis bis zum Verfallstag zu kaufen. Das lohnt sich, sobald der Kurs über dem Strikepreis liegt. Der Verkäufer des Calls ist verpflichtet, diese Aktien im Fall der Ausübung zu dem Strikepreis zur Verfügung zu stellen, ob er will oder nicht. Wenn er die Aktien im Depot hat, werden sie ihm zu dem Preis ausgebucht, wenn er sie nicht hat geht er eben damit short. Risiko für den Verkäufer: ihm entgehen ggf. die Kursgewinne wenn der Kurs noch weiter steigt, dafür behält er die Prämie.
Um auf der sicheren Seite zu sein, so mach ich es, schaue ich immer dass ich beim Verkauf von Puts immer ausreichend Cash da habe (das prüft der Broker für dich und zeigt dir das auch an) - Man spricht von Cash Secured Puts. Und umgekehrt verkaufe ich nur dann Calls (i.d.R.), wenn ich auch die Aktien tatsächlich besitze - man spricht von Covered Calls.
So, und wenn man das die ganze Zeit macht, erzeugt man einen stetigen Cashflow. Es ist nicht so schnell/viel wie manch ein Trade von den Tagestradern oder Scheinchen/Zertifikatkäufern, aber völlig entspannt und auf lange Sicht grade bei Kursschwankungen deutlich risikoärmer. Das Risiko kannst du durch die Wahl der Werte, Strikes und der Laufzeit selbst festlegen. Besonders cool sind noch Werte die Dividenden abwerfen, während du gleichzeitig Calls verkaufst.
Aber: Es gibt auch viele Händler, die Puts verkaufen, ohne genügend Cash zu haben oder die Aktien im Depot zu haben und für die ist es halt kritischer: wenn eine Option gegen sie läuft und immer weiter ins Minus rutscht, beansprucht der Broker immer mehr Cash als Sicherheitsleistung und der Verkäufer ist gezwungen, spätestens wenn nicht mehr genug Cash da ist, die Position mit teilweise hohem Verlust zu schließen (so mir selbst Anfang des Jahres beim WDI Absturz passiert, weil ich nicht schnell genug das Geld einzahlen konnte, Position wurde mit 800% im Minus (ca. 1100 EUR Verlust für mich) oder so zwangsgeschlossen (Margin Call)). Solche Händler müssen sich selbst klare Regeln setzen und bspw. versuchen bei 200% Verlust die Position zu schließen.
Leider ist der Optionshandel in Deutschland wirklich nicht weit verbreitet, was ich nicht wirklich nachvollziehen kann.
Ich hoffe ich konnte dir mit meiner Antwort helfen und anderen eine Anregung geben. Hier bei WDI passt es gerade wirklich gut rein, weil der Optionsverkauf aktuell bei WDI sehr lukrativ ist, auch für die, die mit WDI long sind, oder gerade für sie, weil sie mit Verkauf von Calls zusätzlichen Cashflow erzeuen können.
Wenn noch Fragen sind, gerne hier oder wenn es nicht zu WDI passt auch gerne per BM oder ggf. in einem passenden Forum, wenn es so eins gibt?