Guten Morgen zusammen,
ich habe hier (glaube ich) noch nichts geschrieben, möchte jetzt aber auch mal meinen Senf dazu geben.
Grundsätzlich:
Ich bin für WDI sehr positiv gestimmt. Ein äußerst gutes, interessantes und zukuntsorientiertes Geschäftsmodell. Ich selbst bin investiert und denke, dass wir hier in den nächsten Jahren noch viel Spaß haben werden/könnten.
Die Themen "White-Label-Banking" und generell Zahlungsverkehr (immer weniger Bargeld, mehr Online- und Kontaktlostransaktionen, etc. - ihr kennt die Story ja) sind ein absolutes Zukunftsthema. Hier ist WDI sehr gut und breit aufgestellt und der Markt noch längst nicht gesättigt.
Seit Anfang Februar:
Wirecard hat aufgrund der Konzernstruktur ein teilweise undurchsichtiges Geschäftsmodell. Gerade im Bereich mit Transaktionen (Geld) und generell das Thema Zahlungsabwicklung kann einem schnell zum Verhängnis werden (Themen Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung, etc.). Genau das ist hier m.E. der Punkt. Niemand weiß genau, mit welchen Firmen die Wirecard Geschäfte gemacht hat. Sind es Scheinfirmen/Briefkastenfirmen? Was machen die mit dem Geld? Sind wirklich alle MA in den "Risikoregionen" (wenig reguliert - hohe Kriminalität) wirklich alle integer? Wer hat dort das sagen und welche Deals werden gemacht? Wird wirklich alles aus Deutschland überprüft? Gibt es für die Partnerfirmen eine Due-Dilligance?
Das sind in meinen Augen die entscheidenden Fragen.
Dass es Unregelmäßigkeiten gab, ist ja jetzt bewiesen (Gott sei Dank nicht in großem Stil). Dass auch einige MA etwas Dreck am Stecken haben ist auch erwiesen.
Die Frage die sich jetzt stellt: Wie groß ist der Schaden, das Ausmaß?
M.E. hat Wirecard richtig reagiert und ich finde auch die Verschiebung des Geschäftsberichts nicht wirklich schlimm.
Wirecard hat in einer ad-hoc (die muss rechtlich passen!) gesagt, dass keine großen Auffälligkeiten in dem Bericht standen. Der Geschäftsbericht wurde vorsichtshalber verschoben, falls es doch größere Ungereimtheiten gegeben hätte, um reagieren zu können. Hier wird professionell vorgegangen, sicher auch mit Rücksprache der Wirtschaftsprüfer.
Jetzt kam die Klage gegen die FT - in meinen Augen auch völlig zurecht.
Nun mein Gedankengang: die FT hat aktuell nicht mehr viel zu verlieren. Sie sind angeklagt, weil sie erwiesenermaßen Unwahrheiten von einem ominösen Whistleblower verbreitet hat.
Jetzt kommt auf einmal ein fragwürdiger Auszug aus dem Jahre 2018, der halb englisch, halb deutsch (nicht wirklich professionell) aufgesetzt wurde mit einem Umsatz von ~50? Der Auszug ist auch unten abgeschnitten. Keine Unterschrift, nichts.
So einen Auszug kann ich euch auch innerhalb von 10 Minuten erstellen, der genauso aussieht und könnte 1,5 Mrd. $ drauf schreiben.
M.E. nicht stichhaltig.
Ich habe die Theorie, dass ähnlich wie bei der Short-Attacke (dafür ist WDI leider prädestiniert - siehe oben: undurchsichtiges Geschäftsmodell), ein Hedgefonds dahinter steckt. Der Journalist schreibt im Namen der FT, bekommt Geld vom HF und hat danach ausgesorgt.
Dass sowas möglich ist, wissen wir seit dem Fall Relotius alle. Dafür trau ich den aktivistischen HFs (sind Gott sei Dank die wenigsten) das zu.
Mir liegt nichts daran, eine Verschwörungstheorie aufzustellen - um Gottes willen. Ich bin ein Mensch der Fakten.
Aber Fakt ist: Wirecard würde sich selbst strafbar machen, wenn sie solche Dinge dementieren, die als ad-hoc rausgeben, wohl wissend, dass es doch stimmt. Dafür ist der Konzern zu groß und hat eine zu gute Rechtsabteilung und Wirtschaftsprüfer.
Hier liegt mein Vertrauen doch ganz klar bei Wirecard.
Aber auch logisch: Die Börse mag keine Unsicherheit. Das Risikomanagement ist Prio 1! Erst danach kommt die Renditeerwartung. Das ist m.E. der Grund, wieso heut wieder verkauft wird.
In diesem Sinne - haltet die Ohrensteif, bleibt eurer Strategietreu und achtet auf euer Risk-Management und die Portfoliodiversifikation!