Wie es mit Corona und dem weltweiten Finanzsystem weiter geht, kann niemand seriös bewerten. Bleiben wir also in diesem Thread bei Steinhoff:
Die Gruppe ist auf mehreren Kontinenten vertreten. Die ganze Holding wurde steuerlich optimiert und alle operativen Einheiten wurden in letzter Zeit frisch und ausreichend finanziert. Bis auf Conforama und die verbleibende Greenlit Gruppe haben alle operativen Einheiten ein sehr starkes EBITDA. Greenlit macht aber nur noch noch einen recht kleinen Teil aus, Conforama dagegen befindet sich gerade in einem weiteren Sanierungsprozess und hat die iberischen Einheiten samt Immobilien verkauft. Wann dafür Gelder fließen, sehen wir wohl frühestens Ende April, wahrscheinlich sogar erst Ende Juni. Ein Haufen Schulden ist vorhanden.
Die Gläubiger sind stark in die einzelnen Einheiten der Holding integriert und besitzen ein grundlegendes Interesse an Wertschöpfung. Die Kläger dürften spätestens in den letzten Wochen realisiert haben, was als Nächstes getan werden muss (ein tragbarer Vergleich muss zustande kommen und dieser wird meiner Meinung nach bald kommuniziert werden).
Das Management beweist eine außerordentliche Ruhe, Zielorientierung und auch Weitsicht in der Bewältigung von Problemen und Krisen.
Was kann also passieren?
- Weitere Abschreibungen: Ja, insbesondere Pepkor SA hat noch höhere immaterielle Werte, welche evtl. durch die neue Situation gemindert werden müssen
- Zinsen können nicht bezahlt werden: Nein, durch PIK besitzen die Einheiten ein mächtiges und sehr flexibles Instrument, sodass kein oder nur ein geringer Cash Flow Out für Finanzierungen notwendig ist
- Einkaufsprobleme: Nein, das Problem wurde bereits die letzten Wochen gut gelöst, siehe entsprechende SENS. Die Logistik funktioniert ebenfalls wieder. Das Sortiment ist im Grunde austauschbar.
- Verkaufsprobleme: Aber sicher. Nur werden diese zur Zeit und in nächster Zukunft alle vergleichbaren Läden haben. Am meisten verlieren dabei Kleinunternehmer und Mittelständler. Großunternehmen wie innerhalb der Steinhoff Gruppe profitieren von ihrer Skalierungsfähigkeit. Staatliche Unterstützungen und erleichternde Regelungen können im jeweiligen Land angenommen werden. Die verkauften Güter entsprechen regelmäßigen Bedarfsartikeln oder Mitnahmeartikeln. Die Verkaufsflächen sind i.d.R. mittelgroß, sodass man gut neue hygienische Standards umsetzen kann (im Vergleich zum Mini-Laden des Einzelunternehmers oder Riesengeschäften in Einkaufszentren).
- Online-Wettbewerb: Der Online Handel stellt für die verkauften Güter keine Konkurrenzsituation dar.
- Währungsrisiken: Da AUS $, $, Euro, Rand. PLN und viele weitere Währungen zum Einsatz kommen, verteilt sich dieses Risiko. SNH kann dieses aktiv managen. Wenn Währungen abwerten, dann wird dies weltweit geschehen (ggf. mit Ausnahme asiatischer Länder)
- Rezession: Auch das wird ein landweites oder sogar globales Problem sein. Betrifft dann ebenfalls die Konkurrenz. Gefährlich wird es, wenn eine Deflationsphase hinzu kommen sollte. Alle Notenbanken und Staatsbanken der Welt steuern mit aller Macht dagegen an.
Diese Liste kann gerne in einer Diskussion erweitert, vervollständigt oder korrigiert werden.
Meine Meinung:
Alle negativen Effekte, welche sich bei SNH auswirken können, würden auch alle anderen Händler und auch uns als Käufer betreffen. Die Produktfokussierung mit ihren Niedrigpreisen ist in Krisenzeiten ein erheblicher Wettbewerbsvorteil. Ich sehe die derzeitigen Herausforderungen z.B. in der Automobilindustrie oder Luftfahrt als wesentlich größer an. Meinen maximalen Bestand habe ich um ca. 1/4 gekürzt, die restlichen SNH-Aktien bleiben im Depot.