Guten Morgen,
habe mir gerade die den operating loss von Mattress Firm ein bisschen näher angesehen und erst jetzt ist mir aufgefallen, dass für Chapter 11 anscheinend ganze 75 Mio. EUR one-off costs angefallen sind. Obwohl man im ersten Quartal noch ein leicht negatives EBITDA hatte, waren es in Q2 bereits 39 Mio. EUR positives EBITDA (Seite 33). Hier wurde bereits kurz nach der Veröffentlichung der Zahlen von einigen Foristen kommuniziert, dass Mattress ein wirklich enttäuschendes Ergebnis geliefert hat. Also wenn ich bedenke, dass in Q2 keine wichtigen US-Feiertage gefallen sind bei denen der Matratzenhandel traditionell stärker ist (z.B. Independence Day, Thanksgiving,...), dann finde ich doch, dass Mattress erstaunlich stark performt. Bis jetzt war ich davon ausgegangen, dass der prognostizierte unlevered free cash flow für 2020 von 127 Mio. eine sehr optimistische Schätzung ist (Präsentation vom 5. Oktober, Seite 9). Wenn ich mir Q2 anschaue, dann bin ich sogar davon überzeugt, dass die Bude schon in der Bilanz 2019 ein leicht positives Ergebnis erzielen wird. Die -9 Mio. nach Sonderkosten aus der Präsentation scheinen mir sehr konservativ angesetzt. Zwischen 120 bis 150 Mio. EUR sollten dann 2020 auf alle Fälle drin sein.
Neben den 75 Mio. für Chapter 11 sind in der Holding auch noch 82 Mio. EUR für die PwC Untersuchung und die Restrukturierung angefallen (Seite 64), sowie einmalige Transaction Costs für SEAG und SFHG von 62 Mio. EUR (Seite 65).
Wenn ich diese drei Effekte zusammenzähle, dann komme ich alleine schon auf 219 Mio. EUR Das ist ein wirklich fetter Batzen Geld der alleine im ersten Halbjahr angefallen ist, um die Vergangenheit aufzuarbeiten. Zudem tut sich auch bei Conforama ordentlich was. Wer ein bisschen die französischen Medien verfolgt, der wird in diesen Tagen viele Fernseh- und Zeitungsbeiträge zu Conforama und den dort geplanten Einschnitten finden. Habe selbst am Wochenende auf France24 einen Beitrag gesehen, in dem die demonstrierenden Mitarbeiter vor den Conforama Filialen gezeigt wurden, die ihren eigenen Betriebsrat ausgebuht haben. Da tut sich also was, das Management macht ernst und scheint zumindest keine robuste Gegenwehr der starken französischen Gewerkschaft zu spüren. Hier wird sich vermutlich zwar erst 2020 eine Erholung abzeichnen, aber wir sehen zumindest, dass das Management es ernst meint.
Letzten Endes haben wir nun auch noch das CVA, das am 9. August anlaufen wird. Die für ein Unternehmen positiven Aspekte eines solchen (erleichterte Kündigungen von Miet- und Leasingverträgen, usw..) wird man erst dann spüren.
Alles in allem werden die nächsten Monate alles andere als langweilig werden. Auch wenn der Kurs mittlerweile eingeschlafen ist, dürfen wir nicht vergessen, dass die nächsten Wochen ganz entscheidend für die Zukunft von Steinhoff sind. Das Management scheint jedenfalls optimistisch gestimmt zu sein und hat dies nun erstmals auch - trotz Maulkorb der Gläubiger - an die Aktionäre kundgetan. Wenn am 9. August das CVA steht (da sind die 20 Tage vorbei) und am 13. August (man hat diesen Termin nicht ohne Grund gewählt) die Analystenkonferenz stattfindet, wird sich das Management erstmals den Fragen der Investoren und Analysten stellen müssen. Ich würde mir von den ersten Analystenkommentaren nicht zu viel erwarten, aber viel wichtiger werden die Aussagen des Managements werden.
Es bleibt spannend und wir dürfen uns auf spannende Wochen einstellen. Der Kurs wird darauf möglicherweise nicht unmittelbar reagieren, aber für mich ist klar, dass - sofern es so weiter läuft - der Kurs irgendwann reagieren muss. Darum sollte man nicht allzu viel auf den Kurs starren, sondern lieber den Sommer genießen. Wir werden hier irgendwann eine gute Ernte einfahren, aber jetzt heißt es Geduld beweisen. Das Management weiß was zu tun ist, das haben uns die Halbjahreszahlen gezeigt. Jetzt müssen wir sie nur noch in Ruhe ihre Arbeit machen lassen.