Vorweg:
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1.) Ich bin weder Bilanzierungsexperte noch englischer Muttersprachler oder gar Steinhoff-Insider. Meine subjektive Sichtweise der gestrigen Unternehmensmeldungen kann also teilweise richtig und teilweise falsch sein. Mit Sicherheit ist sie unvollständig, da ich bestimmt nicht alle ausschlaggebenden Details der Meldung erkenne und richtig einsortiere.
2.) Was ich bisher zu dem Thema gepostet habe, ist teilweise nicht stimmig, denn auch mein Verständnis der Auswirkungen ist erst Schritt für Schritt gewachsen. Dieses Posting hier ersetzt somit alle anderen.
Abkürzungen:
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MF = Mattress Firm (als Zusammenfassung aller MF operative companies)
SUSHI = Stripes US Holding Inc. als mittelbare Muttergesellschaft von MF
Steinhoff = oberste Konzernholding
Gruppe = gesamter Steinhoff-Konzern
IL = Intercompany Loans, also Kredite zwischen 100%igen Steinhoff-Tochtergesellschaften
Annahmen:
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1.1) Steinhoff gibt 49,9% an SUSHI unentgeltlich an die Gläubiger von SUSHI ab.
1.2) Die Abgabe erfolgt NACH ABSCHLUSS des Chapter-11-Verfahrens von MF, als mutmaßlich irgendwann im November/Dezember 2018.
1.3) Es handelt sich NICHT um eine Sicherheit, sondern um eine Übertragung. Die 49,9% an SUSHI fallen also NICHT irgendwann später wieder an Steinhoff zurück, sondern verbleiben endgültig im Eigentum der SUSHI-Gläubiger.
1.4) Die neuen Eigentümer der 49,9% an SUSHI erhalten außerdem ein Andienungsrecht von 25% an SUSHI, die sich weiterhin im Eigentum von Steinhoff befinden. Damit sind die neuen Eigentümer der 49,9% an SUSHI in der Lage, ein Gesamtpaket von 49,9% + 25% = 74,9% an SUSHI zum Verkauf anzubieten, womit SUSHI für strategische Investoren interessant wird. Diese Annahme lässt den Schluss zu, dass sich Steinhoff von SUSHI und damit MF komplett trennen will und MF in der Zukunftsstrategie von Steinhoff keine Rolle mehr spielt!
Zitat: "On emergence from Chapter 11, the Exit Term Loan lenders (the "ETL Lenders") will receive 49.9% of the equity in Stripes US Holding, Inc. ("SUSHI") or Mattress Firm Holdco, Inc. (the "Issuing MF Company") at no cost (with the Group retaining a 50.1% equity interest (held by the "Group Shareholder"), together with related shareholder rights including governance rights (see below) and, subject to customary terms and conditions, sale rights with the ability to bring-along a pro rata portion of the Group's retained equity interest."
(Quelle:
https://www.ariva.de/news/...oldings-n-v-recapitalisation-of-7187933)2.1) Die IL in Höhe von 2.500 Mio EUR, deren Schuldner SUSHI ist und deren Gläubiger "Steinhoff Möbel Holding Alpha GmbH" zu 1.800 Mio EUR und "Steinhoff Europe AG" zu 700 Mio EUR sind, werden in Eigenkapital von SUSHI gewandelt.
2.2) Diese Umwandlung geschieht für Steinhoff bilanzneutral zu einem Zeitpunkt VOR der Übertragung der 49,9% von SUSHI. Ich nehme an, dass diese Umwandlung irgendwann in der Zeit passiert, in der MF sein Chapter-11-Verfahren durchläuft, also irgendwann im Oktober/November 2018.
Zitat: "Pursuant to the Plan Support Agreement, SEAG and Möbel have agreed to contribute the Intra-Group Loan Claims (other than the Intra-Group Loan Guarantees, which are released hereby) to the share capital of Stripes, and to release the guarantee by MFHC in respect of the Intra-Group Loan Facilities, provided that the conditions to such contribution and release specified in the Plan Support Agreement are met"
(Quelle:
https://document.epiq11.com/document/...rojectCode=MTF&source=DM)Auswirkungen:
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Um die Auswirkungen auf die Bilanz von Steinhoff abschätzen zu können, ist wichtig, zu welchem Zeitpunkt man die Bilanz betrachtet.
30.09.2018:
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Zu diesem Zeitpunkt ist SUSHI für Steinhoff ein Klotz am Bein, denn es hat ein negatives(!) bilanzielles Eigenkapital von:
- 4.394 + 3.355 = - 1.039 Mio USD = - 890 Mio EUR
Zu diesem Zeitpunkt sind aber auch noch die IL in Höhe von rund 2.500 Mio EUR als Schulden in der SUSHI-Bilanz verbucht!
(Quelle:
http://www.steinhoffinternational.com/downloads/...aterials_vDEF.PDF)Nach Umwandlung der IL mutmaßlich im Oktober/November 2018:
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Obwohl die Umwandlung der IL in Eigenkapital von SUSHI für Steinhoff insgesamt gesehen bilanzneutral vonstatten geht, ist das für SUSHI selbst nicht der Fall. Durch die Umwandlung der IL, die Schulden von SUSHI darstellen, in Eigenkapital von SUSHI steigt das bilanzielle Eigenkapital von SUSHI stark an:
- 4.394 + 3.271 + 3.355 = + 2.232 Mio USD = + 1.900 Mio EUR
Zum Zeitpunkt unmittelbar nach Umwandlung der IL (also im Oktober/November 2018) stellt SUSHI also einen Wert von +1.900 Mio EUR in der Bilanz von Steinhoff dar.
Nach der Übertragung von 49,9% der Anteile an SUSHI mutmaßlich im November/Dezember 2018:
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Da die Übertragung der 49,9% an SUSHI an die Gläubiger von SUSHI ohne Bezahlung erfolgt, wird durch diese Übertragung das Eigenkapital von Steinhoff in Höhe von 0,499 * 1.900 = 950 Mio EUR belastet.
Das hört sich erstmal schlecht an, was es im Grunde auch ist.
Aber die Übertragung der Anteile erfolgt zwar ohne Bezahlung aber nicht ohne Gegenleistung. Denn immerhin stellen die Gläubiger von SUSHI neue Darlehen zur Verfügung, die es MF, der wichtigsten Tochter von SUSHI, erlauben, ein Chapter-11-Verfahren durchzuführen und dieses Verfahren innerhalb weniger Wochen auch wieder zu verlassen. Die Bilanzstruktur und die Gewinnaussichten von MF sollten sich dadurch erheblich verbessern, was wiederum einen positiven Einfluss auf die Bilanz von SUSHI haben sollte. Wie groß dieser Effekt genau ist, kann ich nicht sagen.