In den letzten Tagen hatte ich Zeit mich einmal intensiv mit den letzten Steinhoff-Infos zu beschäftigen. Ich bin weiterhin überzeugt, dass die Aktie deutlich unterbewertet ist. Kursziele von 50 Cent oder höher halte ich mittelfristig jedoch für unwahrscheinlich.
Wenn man sich die Umsätze der letzten Wochen objektiv anschaut stellt man fest, dass diese nie wirklich außergewöhnlich hochgewesen sind. Wären hier wirklich Shortseller im großem Stile aktiv gewesen, hätten wir ganz andere Ausschläge gesehen. Vor den News ist die Aktie - aufgrund der hohen Erwartungen - stets nach oben gekauft wurden. Die letzten News waren alle gut - aber eben nicht herausragend. Was ist die Folge? Gewinnmitnahmen, kurzfristige Spekulanten verlieren das Interesse, SL reisen und kegeln die ängstlichen raus. Gut möglich, dass der ein oder andere kleine Shortseller seine Finger am Spiel hatte. Dennoch deutet es für mich nicht darauf hin, dass die "bösen Shortis" den Kurs geprügelt haben. Ich erinnere mich an ein gutes Interview mit Dr. Dirk Markus nach den Short-Atacken auf Aurelius. Er hat damals die LVs nicht per se verteufelt sondern begründet, dass diese langfristig sogar gut und gesund für ein Unternehmen sind.
Für die Entwicklung in den kommenden Monaten sind aus meiner Sicht vor allem folgende drei Dinge entscheidend:
a) Wie werden die testierten Zahlen für 2017 ausfallen?
Ich kann mir, und es fällt mir schwer mir dies einzugestehen, nicht vorstellen, dass wir mit großen positiven Überraschungen rechnen werden. Das das EK deutlich höher ausfällt als bisher angenommen, glaube ich nicht. Ja, man wird bei den letzten Zahlen konservativ bewertet haben. Aber das man wirklich um ein paar hundert Millionen zu niedrig rangegangen ist kann ich mir nicht (mehr) vorstellen. Es gibt seitens Steinhoff auch keine Andeutungen in diese Richtung. Mit einer negativen Überraschung rechne ich ebenfalls nicht. Wenn die vorläufigen Zahlen noch immer zu hoch sind, wäre dies ein Vertrauensverlust an Gläubiger und Aktionäre der nicht wieder gut zu machen ist. Was in diesem Falle mit Steinhoff passieren würde, wissen wir alle. Wie gesagt, ich denke das ist unwahrscheinlich. Der Buchwert wird daher - Stand 01.01.2018 - wohl um die kursierenden 58 Cent liegen. Ob es jetzt 55 oder 60 Cent sind, ist nicht weiter entscheidend.
b) Welche Einflüsse hatten die bisherigen Verkäufe?
Steinhoff brauchte (braucht) Geld. Dringend. Was macht man, wenn man Geld braucht? Man verkauft Werte. Was macht man, wenn man schnell Geld braucht? Man verkauft Werte demjenigen, der schnell ein gutes Angebot macht. Man kann jedoch nicht auf das beste Angebot warten und verzichtet höchstwahrscheinlich auf Ertrag. Wahrscheinlich gibt es daher einen leicht negativen Effekt auf den Buchwert in Höhe von ein paar Cent.
c) Wie entwickeln sich die Verluste ab 2018
2018 macht Steinhoff Verluste in Höhe von hunderten Millionen Euro. Soviel ist klar. Ist das schlimm? Nur dann, wenn man es durch die Restrukturierung nicht schafft wieder in die Gewinnzone zu kommen. Das 3. Quartal stimmt mich an diesem Punkt sehr zuversichtlich. Es deutet sich eine Trendwende an. Natürlich nagt jeder Verlust am EK von Steinhoff. Der Buchwert wird dadurch, bis endlich wieder Gewinne gemacht werden, weiter sinken. Wie weit? Das kann keiner seriös sagen. Wird er unter den aktuellen Börsenkurs fallen? Unwahrscheinlich.
Daher gehe ich nach wie vor davon aus, das Steinhoff deutlich unterbewertet ist. Kurse von 25 bis 35 Cent sind für mich mittelfristig realistisch. Vom Traum die 58 Cent, den Euro oder gar noch mehr bald wieder zu sehen, habe ich mich jedoch verabschiedet. Sehe ich einen Grund auch nur eine Aktie zu verkaufen? Nein.
Wo geht die Reise hin? Für mich die nächsten zwei Monate erstmal nach Australien, Neuseeland und Ozeanien. Finanziert mir Steinhoff die Reise? Vermutlich nicht. Verhindert mein Investment in Steinhoff die Reise? Definitiv nicht.
Schauen wir mal wo der Kurs am Jahresende steht. Ich tippe auf 26 Cent.