Servus erstmal. Beobachte seit zwei Wochen Steinhoff (bin seitdem drinnen) und möchte den guten Beitrag von Private Broker diskutieren.
Wichtig ist, dass die Verbindlichkeiten von 10 Mrd nicht sofort bzw im nächsten Quartal zur Gänze fällig sind. Solange Zinszahlungen und Rückzahlungen der Verbindlichkeiten pünktlich erfolgen, ist das Unternehmen grundsätzlich zahlungsfähig. Daher ist der Betrag von 10 Mrd zwar schon hoch, aber teilweise bis 2025 zurückzuzahlen. Nur als Denkanstoß: VW hat nach meiner Recherche so um die 170 Mrd Verbindlichkeiten.
Aufgrund der Unternehmensverflechtungen von Steinhoff, kann auch nicht einfach die Holding NV hopps gehen und der Rest wird abverkauft. Die Steinhoff Holding GmbH, das ist jene mit Sitz in Österreich und die Holding von kika/Leiner (mit vielen Verschachtelungen bis zu off-shore Gesellschaften), hat 8 Mrd von den 10 Mrd Verbindlichkeiten (siehe die Präsentation).
Da wir nicht wissen, ob und wie diese mit den anderen Gesellschaften untereinander besichert sind, besteht einerseits durchaus eine "Ansteckungsgefahr" und könnte es zu einem Domino-Effekt kommen, andererseits bei mangelnder Besicherung wenig Verwertbares. Werden die einzelnen Sub-gesellschaften insolvent, wird 1. die Verwertung aufgrund der Verschachtelungen kompliziert 2. spült es weniger Geld in die Masse. Und die Gläubiger (Banken), die der GmbH 8 Mrd geliehen haben, sehen bei einem kika/Leiner Zwangsverkauf nur einen Bruchteil. Die anderen Unternehmen (Conforama, Poundland, matress firm etc) könnten ja von der Insolvenz der GmbH bei mangelnden Besicherungen auch unberührt bleiben. Sind die 8 Mrd der GmbH mit Aktien der NV besichert bzw mit den anderen Gesellschaften, gehen alle oder einige drauf und müssen verwertet werden.
www.finance-magazin.de/fileadmin/PDF/...kturen_Grobler_10.pdf
zum Durcklicken der Beteiligungen in Ö von oben nach unten: www.firmenabc.at/steinhoff-finance-holding-gmbh_Fngg
und von unten nach oben: www.firmenabc.at/rudolf-leiner-gesellschaft-m-b-h_MoeW
Das wird wohl zwischenzeitig auch den finanzierenden Banken klar geworden sein, sodass sie jetzt gute Miene zum bösen Spiel machen und zumindest bis zur Bilanz Steinhoff weitermachen lassen oder gemeinsam andere Wege suchen, um keine Zahlungsunfähigkeit eintreten zu lassen.
Zu den Gerichtsverfahren und dem drop nach der Verschiebung: zum Verfahren in Deutschland/Niederlande kann ich nichts sagen, aber grundsätzlich sind Vertagungen nicht unüblich.
Die Gerichte werden auch nicht über die Bilanz an sich entscheiden, sondern über die Beteiligungen an sich. Dementsprechend wäre auch die Bilanz zu korrigieren. Kann auch nicht nachvollziehen, wenn hier manche meinen, dass keine Bilanz erstellt werden kann, solange keine Entscheidung ergeht. Ich verfüge zwar nur über etwas Bilanzkenntnisse, aber im Zweifel ist doch der geringere Wert anzusetzen (also 0% oder 50% bzw der nicht-strittige Teil).
Zum Verfahren in Österreich: hier ist der Verfahrensstand mir unbekannt. Aber ein Urteil wird nur selten mündlich verkündet, sondern ergeht die Entscheidung schriftlich. Also in der Regel 1 bis 6 Monate nach Schluss. Bei einem solchen Verfahren werden mit Sicherheit, egal wie es ausgeht, Rechtsmittel bis zum OGH eingelegt. Das kann sich schon mal Jahre ziehen. Ich nehme jetzt mal an, dass dies in DE und NL ähnlich sein wird. Daher brauchen wir nicht auf baldige Entscheidungen hoffen.
summa summarum überwiegen für mich die Gründe, dass Steinhoff mit strafferen Strukturen und weniger Verschachtelungen weiterbestehen wird