FOKUS 2-Steinhoff-Großaktionär sagt Milliarden-Firmenverkauf ab
(neu: Shoprite-Übernahme abgesagt, mehr Wiese, Hintergrund)
* Übernahme von Shoprite durch Afrika-Tochter abgesagt
* Angeschlagene Poco-Mutter kratzt das Geld zusammen
* Steinhoff spricht kommende Woche mit seinen Banken
Johannesburg, 15. Dez (Reuters) - Der südafrikanische
Steinhoff-Großaktionär Christo Wiese kappt
nach seinem Rücktritt als Verwaltungsratschef weitere
Verbindungen zu dem angeschlagenen Handelsriesen. Wiese sagte am
Freitag den Verkauf der Einzelhandelskette Shoprite an
Steinhoffs Afrika-Tochter STAR ohne Angabe von Gründen
ab. Wiese ist bei beiden Unternehmen größter Aktionär und wollte
mit der 2,3 Milliarden Euro schweren Transaktion seine
Beteiligungen zusammenfassen. Der Kurssturz der Steinhoff-Aktie
hat ihn nicht nur den Großteil seines Vermögens gekostet, der
Bilanzskandal um den Möbelkonzern hat auch seinen Ruf als einer
von Südafrikas angesehensten Unternehmern erschüttert.
Steinhoff, die in den vergangenen Jahren weltweit auf eine
milliardenschwere Einkaufstour von Österreich bis Australien
gegangen war, gilt als der zweitgrößte Möbelhändler der Welt
hinter Ikea. Nach eigenen Angaben steht der Konzern mit mehr als
16 Milliarden Euro bei Banken in der Kreide.
Der von einem Bilanzskandal schwer erschütterte
Steinhoff-Konzern ("Poco", "Kika", "Leiner", "Conforama")
versucht derweil seine Liquidität zu sichern und hat dafür die
Restrukturierungs-Beratung AlixPartners angeheuert. Die Tochter
Steinhoff Africa Retail (STAR), die kürzlich separat an die
Börse in Johannesburg gebracht worden war, kündigte an, 16
Milliarden südafrikanische Rand (1,0 Milliarden Euro), die ihr
der Mutterkonzern geliehen hat, zurückzuzahlen und den Betrag
mit Hilfe der Rand Merchant Bank eigenständig zu refinanzieren.
Weitere 4,7 Milliarden Rand (300 Millionen Euro) bringt
Steinhoff der Verkauf eines Teils seiner Aktien an der
Investmentfirma PSG Group. An PSG hält Steinhoff danach
noch 16 Prozent. Nach Informationen aus Finanzkreisen steht auch
die Beteiligung an der börsennotierten KAP Industrial
zur Disposition. Insgesamt fehlen dem Konzern rund zwei
Milliarden Euro. In der nächsten Woche stehen in London
Gespräche mit den Banken an.
WIESE ENTGLEITET KONTROLLE
Christo Wiese war am Donnerstagabend zurückgetreten. Er war
zuvor vom Verwaltungsrat zum Interimschef berufen worden, als
Vorstandschef Markus Jooste wegen der Bilanzfälschungs-Vorwürfe
gehen musste. Auch Wiese steht bei den Banken unter Druck. Sie
hatten ihm vor einem Jahr rund 1,6 Milliarden Euro geliehen, um
weitere Steinhoff-Aktien aufzustocken. Der Kredit war mit einem
Teil seines Aktienpakets besichert. Am Donnerstag nahmen die
Banken ihre Pfandrechte war und verkauften einen Teil von Wieses
Aktien für 48 Millionen Euro. Er hält damit nur noch 20,5
(vorher 22,8) Prozent an Steinhoff.
Gegen Steinhoff laufen in Deutschland bereits seit zwei
Jahren Ermittlungen wegen möglicher Bilanzfälschungen. Doch nun
hatten die Wirtschaftsprüfer selbst Zweifel an dem Zahlenwerk
bekommen. Am Mittwoch zog Steinhoff seine Bilanz für 2016 mit
der Begründung zurück, dass die Zahlen nicht mehr verlässlich
seien. Am Freitag kündigte die südafrikanische Aufsichtsbehörde
für Wirtschaftsprüfer an, den Bilanzprüfer Deloitte wegen des
Testats für die Steinhoff-Bilanzen von 2014 bis 2016 unter die
Lupe zu nehmen.
(Reporter: Tiisetso Motsoeneng und Alexander Hübner; redigiert
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