Seit Dezember '17 lese ich hier mit und habe das erste Mal gekauft, mittlerweile bin ich bei 150k Steinis angekommmen, was doch eine beträchtliche Summe darstellt. Über Ostern bin ich bei den Schwiegereltern, d.h. genügend Zeit um eigene und tiefere Recherchen anzustellen.
Obwohl ich vor kurzem nochmal aufstocken wollte, bin ich nun zur Erkenntnis gelangt, erstmal die nächsten Schritte und News abzuwarten, was ich hier begründen möchte. Einbezogen habe ich alle Reports seit 2014, ebenfalls den letzten Jahresabschluss von STAR und den Viceroy-Report sowie einige Internet-Recherchen im Zusammenhang.
Die Bilanzen sind aus meiner Sicht stark aufgebläht und geschönt. Eine Einzelperson an der Spitze hat dies über beinahe 20 Jahre lang "aufgebaut". Die ständigen und überteuerten Zukäufe haben die relativ geringe Ertragskraft gut kaschiert. Die Bilanz von STAR halte ich an einigen Stellen sogar noch für schlimmer ausgeprägt, z.B. beim Goodwill. Einige Kollegen sehen den Einsatz von PwC aufgrund der Poco-Bilanzen kritisch. Mir stoßt es übler auf, dass Deloitte auch STAR testiert hat und diese Einheit oder dieses Unternehmen halte ich in der Bilanz ebenso für anpassungsbedürftig. Vielleicht ist dies auch mit ein Grund, dass wir noch keine Ergebnisse der letzten Aktionen erfahren haben.
Realistisch sind laut einer von mir recherchierten Studie etwa 5-10% der Bilanzsumme für Goodwill anzunehmen. Für Steinhoff International wären dies nach gekürzter Bilanz etwa 2 Mrd. €, welche übrig bleiben würden.
Meine Schätzung geht von dem Status der letzten Berichte aus, d.h. Maßnahmen seit Dezember 2017 werden hierin noch nicht abgebildet oder berücksichtigt:
-- EK muss ggf. um ca. 11,5 Mrd. € korrigiert werden (ein Großteil aus dem Goodwill-Topf, jedoch sind auch andere Werte betroffen), d.h. EK effektiv ca. 5 Mrd. €
-- EPS schätze ich nach Anpassungen auf etwa 0,12€ pro Share ein bzw. knapp über 500 Mio. € in Summe
-- Es ist frischer Kapitalbedarf von mindestens 3 Mrd. € notwendig, dabei sind noch keine Schuldentilgungen berücksichtigt
Alles in allem führt dies zu einer EK-Quote von knapp unter 20% der Bilanzsumme. Noch kein Grund alles hinzuschmeissen, jedoch sicherlich eine große Herausforderung, vor allem auch hinsichtlich Refinanzierung. Ahold hatte rein zahlentechnisch ähnliche Umstände zu meistern. Interessant wird sein, wie das frische Kapital beschafft wird.
Warum das neue Management erst auf der HV bestätigt werden muss, bevor grundlegende Aussagen getroffen werden können, hat vermutlich auch rechtliche Gründe. Ich denke dabei weniger an Verhandlungen mit Banken und Gläubigern, sondern insbesondere an die Impairments.
Das neue und bestätigte Management wird sicherlich grundlegend in den Bilanzen aufräumen und die Wertberichtigungen werden erst vorgenommen und kommuniziert, wenn das jeweilige Amt offiziell bestätigt wurde. Würde aus meiner Sicht zu der Aussage passen, dass erst danach Aussagen zu den Zahlen möglich gemacht werden.
Parallel hatte ich mir noch TEVA bilanzmäßig vorgenommen, auch diese Firma hat sich durch starke, überteuerte Zukäufe übernommen, ist aber mit einem neuen CEO und einem Sparprogramm inkl. Stellenstreichungen bereits in der nächsten Phase angelegt.
Für 2017 wird damit ein riesiger Verlust ausgewiesen und interessant wird sein, wie langfristig die Finanzierung und Tilgung gestemmt werden kann. Das Risiko einer Insolvenz halte ich daher immer noch nicht für ganz ausgeschlossen. Auch von kurzfristigen Kurszielen mit 2€ oder höher sollte man sich nicht treiben lassen. Dieser Schnellschuss hat mich leider auch zum initialen Invest getrieben.
Aufgrund meiner Annahmen habe ich eine Einschätzung getroffen, dass ich investiert bleibe und eine kurzfristige Chance auf 0,60€ bis 0,80€ sehe. Risikolos ist das aber nicht.
Mit den richtigen Restrukturierungs- und Effizienzmaßnahmen ist aber auch wieder eine Market Cap von ca. 25 Mrd. € möglich. Dies wird aber etliche Jahre in Anspruch nehmen.
Ich freue mich auf Eure Meinungen und Diskussionen.