Vom Bauchgefühl her war der Niederhauser schon immer ein Blinki-Blinki Gauner für mich.
Stephan Heibel:
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WIRECARD NUN S & T
Viceroy, das Researchhaus, das bereits den Wirecard-Skandal aufdeckte, hat sich nun S&T zugewandt: Das Softwarehaus aus Österreich verstecke Unternehmensbeteiligungen, über die maßgebliche Umsätze generiert würden. Außerdem würde in der Ukraine wegen Bestechung gegen S&T ermittelt werden und in China würde die Technologie von S&T genutzt, um gegen die unterdrückten Uiguren vorzugehen (Thema Gesichtserkennung).
Starker Tobak, würde ich sagen: Die Aktie von S&T ist gestern um ein Drittel eingebrochen. Schauen wir uns das Ganze mal an.
S&T ist die Mutter von Kontron. Kontron kennen wir als Anbieter von embedded Systems, also von spezialisierten Chips - ich habe sie gedanklich in den Bereich der "dummen" Chips geschoben. Gerade die dummen Chips, die für ganz spezielle Anwendungen vorkonfiguriert und optimiert sind, gibt es derzeit nicht. Die Gewinnmarge ist deutlich geringer als bei intelligenten Chips, wie sie in PCs und Servern eingesetzt werden.
Derzeit beklagt S&T entsprechend, das der Umsatz hinter den Erwartungen zurück bleibt. Man könnte viel mehr umsetzen, wenn die Chipknappheit nicht wäre, so das Management.
Es wird ein Bild vermittelt, dass S&T spezialisierte Chips für das Internet der Dinge (IoT) anbietet und nicht so viel produzieren kann wie nachgefragt wird. Unternehmen aus dieser Branche werden derzeit gerne mal mit einem x-fachen Umsatzmultipel bewertet.
S&T wurde jedoch nur mit einem Kurs/Umsatz-Verhältnis von 1 bewertet, nach dem heutigen Kursverfall nur noch 0,7. Warum ist S&T so günstig?
Viceroy liefert eine Erklärung: Das Unternehmen sei ein wahllos zusammengekauftes Sammelsurium von nicht miteinander integrierbaren Tochtergesellschaften, die teils aus Insolvenzmassen heraus aufgeschnappt wurden. Häufig seien Technologien redundant im Konzern vorhanden. Die einzelnen Töchter liefern nach Überzeugung von Viceroy keine Synergien und, schlimmer noch, würden nach der Übernahme durch S&T regelhaft Umsatz verlieren. Betrugsvorwürfe seien bei den übernommenen Unternehmen an der Tagesordnung, staatliche Untersuchungen, Opfer von Hackerangriffen, Insolvenzen, ...
Entsprechende Tochterunternehmen würden nicht in der Bilanz auftauchen, obwohl S&T häufig 10% Anteil an ihnen besitze. Diese OBEs (Off Balancesheet Entities - Töchter, die nicht in der Bilanz erscheinen) würden teilweise nennenswerte Aufträge von Regierungen erhalten. Ein entsprechender Umsatz tauche jedoch ebenso wenig in der Bilanz von S&T auf, wie die Töchter selbst.
S&T hat zu den Vorwürfen kurz Stellung genommen: Man werde die Sachlage prüfen und dann in einigen Tagen ausführlich Stellung nehmen, hieß es kurz. In der Ukraine gebe es kein Verfahren gegen S&T oder eine ihrer Töchter.
Wenn ich mir eine rosarote Brille aufsetze, dann ist es durchaus möglich, dass Viceroy hier aus einer Mücke einen Elefanten macht: Übernahmen gehen ziemlich häufig in die Hose. Daraus jedoch einen systematischen Betrug abzuleiten, ist vielleicht vorschnell. Das Geschäft von S&T wächst mit 20% p.a. Da kann es durchaus Wachstumsfehler geben, die zwar dramatisch aussehen, doch letztlich nur eine Nachkommastelle betreffen. Entsprechende Zahlen, um das Ganze ins Verhältnis zu setzen, blieb Viceroy schuldig.
Doch ich wäre trotzdem vorsichtig: Viceroy habe ich seit Jahren in meiner Twitter-Liste, ich lese häufig, was die veröffentlichen. In der Regel gibt es einen Intitial-Report, der für Aufruhr sorgt. Es folgt eine Stellungnahme des Unternehmens und dann liefert Viceroy häufig noch weitere Fakten, um die eigene Position zu untermauern. In diesem Hin und Her leidet die Aktie in der Regel stark, sofern das Management nicht frühzeitig und transparent auf alle Vorwürfe eingeht.
Doch kaum ein Management ist in der Lage, so umfangreiche Vorwürfe in kürzester Zeit inhaltlich zu entkräften. Dazu müssen im eigenen Unternehmen erst einmal aufwendige Untersuchungen eingeleitet werden. Und am Ende bleibt immer etwas Schmutz an der Wand kleben, egal wie ausführlich die Vorwürfe aufgeklärt werden konnten. Man kann es auch andersherum formulieren: Es wäre doch gelacht, wenn Viceroy bei einem Unternehmen wie S&T nicht ein paar unzufriedene Mitarbeiter aufstachelt und im Verlauf der kommenden Monate nicht wirklich einige krumme Dinger präsentieren kann.
Vielleicht hat Viceroy einfach nur ein schlechtes Management erwischt: Schon Kontron hatte es nicht geschafft, ein eigentlich attraktives Geschäft erfolgreich zu führen. Die Autoindustrie, soweit ich mich erinnere, insbesondere BMW waren Kunde bei Kontron. Komisch, dass das Unternehmen nicht eigenständig überleben konnte.
Daran scheint sich nicht viel geändert zu haben, wenn ich mir die Ausführungen von Viceroy anschaue. Insbesondere der Umstand, dass S&T so niedrig bewertet ist, nährt den Verdacht, dass da doch irgendwas nicht stimmen kann. Ich wäre also vorsichtig