Ich stelle hier im Folgenden einfach mal den Posts des users Aliberto aus dem KC-Forum hier ein, der den einen oder anderen interessieren könnte:
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@hzenger Thema Hypoport
Sorry,
aber die Ausführungen im Ariva-Board zeigen, dass die meisten Boardteilnehmer dort nicht wirklich ein Verständnis vom Versicherungsmarkt und den riesigen Unterschieden zum Baufinanzierungsmarkt haben. Ich bin sowohl als Baufinanzierungs- als auch als Versicherungsmakler zugelassen und daher kann ich die Unterschiede m.M.n. recht gut beurteilen. Ich benutze sowohl u.a. Europace im Baufinanzierungsbereich, wie auch u.a. Innosystems und Innofinance im Versicherungsbereich.
Es ist halt ein riesiger Unterschied, ob ich einen Rechenkern einer Bank eingebunden habe und dort für die Vermittlung einer Finanzierung einmalig ein "relativ großes" Transaktionsentgeld bekomme (und damit hat sich der Aufwand im Großen und Ganzen schon) oder ob ich Rechenkerne von Versicherungen eingebunden habe. Hier wird ja nicht an der Vermittlung verdient, sondern entweder an der Benutzung der Software (monatliche Gebühr unabhängig von den Abschlüssen oder dem Volumen) oder an der Abwicklung und Betreuung der Verträge. Gerade die Betreuung der Verträge ist aber extremst arbeits- und personalintensiv und mit extrem niedrigen Margen; hieran sind in den vergangenen Jahren schon so einige Unternehmen gescheitert und hatten sich das wesentlich einfacher vorgestellt.
Schau Dir nur mal die Bilanz von Innosystems (diese stellt die Software zur Verfügung) und die Bilanz von Innofinance (diese ist für die Betreuung zuständig) im Bundesanzeiger an; beide Unternehmen gibt es ja nun schon seit etlichen Jahren.
Innosystems hat 2015 einen Jahresüberschuss erwirtschaftet von 15.000,- Euro !! Innofinance hat 2015 einen Jahresüberschuss erwirtschaftet von gerade einmal 110.000,- Euro !!
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Im Folgenden meine Antwort:
@Aliberto: Es ist bekannt, dass die Einzelbestandteile der zukünftigen Versicherungsplattform von Hypoport derzeit praktisch keinen Gewinn machen. Dies ist bei den meisten Komponenten so (wie z.B. den von Dir beschriebenen) und auch bei Hypoports Mitbewerbern.
Viele dieser kleinen Teilmärkte haben dermaßen unter Margendruck gelitten, dass hier in den letzten 5 Jahren viel zu wenig in Softwareentwicklung investiert werden konnte, so dass die Qualität der Software offenbar nicht immer allzu toll ist. Hypoport verknüpft nun aber diverse komplementäre Einzelkomponenten zu einer integrierten Gesamtplattform.
Hierfür hat man sich diverse Einzelunternemen (z.B. maklersoftware.com, NKK, Innosystems etc.) extern zugekauft, aber vor allem auch immens intern eine Plattform aufgebaut. Diese ist nun praktisch fertig und lässt erstmals eine integrierte Lösung zu. Hierfür soll perspektivisch auch das Gebührenmodell geändert werden. Das von Dir beschriebene System soll perspektivisch durch eine Provision von ca. 0,75% auf den Bestand ersetzt werden. In den nächsten zwei, drei Jahren wird es hier wohl noch keine großen Erträge geben können. Innerhalb von 10 Jahren ist man aber optimistisch, eine EBIT-Marge von 40-50% zu erzielen.
Laut Hypoport CEO wird der Wandel zu integrierten Produkten ein zäher Prozess, weil man die Gewohnheit der Marktteilnehmer aufbrechen muss. Allerdings hält man die Qualität der eigenen Plattform für so hoch, dass man davon ausgeht, diesen Markt mittelfristig zu erobern.
Laut CEO sind die wahren Konkurrenten nicht die bestehenden Softwareanbieter mit Einzellösungen, sondern zwei größere Firmen, die wie Hypoport auch integrierte Lösungen anbieten wollen. Insbesondere ein großer Fintech-Player aus UK kauft sich (wie Hypoport) gerade einzelne Komponentenanbieter zusammen.
Hypoport geht davon aus, dass man daher durchaus auch Konkurrenz haben dürfte. Daher sehen die eigenen 10-Jahres Ziele einen Marktanteil von "nur" 10% im Gesamtmarkt voraus (bzw. ca. 25% im Makler-Markt).
Hypoport sieht diese Konkurrenz durchaus nicht nur negativ. Insbesondere erhöht dies den Druck für Makler, auf eine Gesamtlösung umzusteigen, wenn konkurrierende Makler dies bereits tun (wenn auch mit einem Hypoport-Konkurrenten), da Makler mit Plattform effizienter arbeiten können werden.
Laut CEO sind die großen Versicherer nicht scharf darauf, zu viele unterschiedliche Plattformlösungen am Markt zu sehen, weil man sonst zu viele unterschiedliche Softwareschnittstellen bedienen muss. Dies spielt Hypoport (und großen Konkurrenten von Hypoport) in die Karten, weil dieser Markt so von Beginn an oligopolisiert sein dürfte.
Ob/wie schnell das ganze so funktioniert, wie man sich das bei Hypoport vorstellt, wird man sehen. Hypoport selbst ist jedoch sehr optimistisch. Der verantwortliche Vorstand für das Projekt (Gawarecki) kommt aus dem Versicherungsbereich. Und man weist seit Q1 die Zahlen für die Insuretech Plattform separat aus, so dass wir den Fortschritt "live" mitverfolgen können. Dann wird man sehen, ob sie gute Fortschritte machen oder nicht.
www.wallstreet-online.de/diskussion/...s-eines-langfristdepots
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Wollte das mal in die Debatte einführen. Vielleicht hat hier ja sonst noch wer eine Meinung zu Alibertos Kritik.