08.08.2001
ComROAD droht böse Überraschung?
Aktienservice Research
Die Analysten von Aktienservice Research nehmen derzeit die Aktien von ComROAD (WKN
544940) genauer ins Visier.
Bei ComROAD würden sich weiterhin die Geister scheiden. Im Frühjahr sei der Wert deutlich unter Druck geraten, nachdem zwei Börsenbriefe (Platow & Prior) über angebliche Scheinumsätze und unseriöse Geschäftsbeziehungen spekuliert hätten. Zwar seien diese Vorwürfe bisher nicht erhärtet worden, auf der anderen Seite bestehe auf Grund des ComROAD-Geschäftsmodells durchaus die Möglichkeit negativer Überraschungen. So erziele ComROAD 90 Prozent ihrer Umsätze über Partnerunternehmen. Hierbei würden sich insofern Risiken ergeben, als dass die Partner bei mangelndem Verkaufserfolg nicht in der Lage sein könnten, ihre Rechnungen gegenüber ComROAD zu begleichen. So sei bspw. im ersten Quartal der Umsatz um 14 Millionen Euro gestiegen, gleichzeitig seien aber auch die Forderungen um 13 Millionen gestiegen. Aus der Sicht von Aktienservice Research sei es derzeit kaum möglich, die Geschäftszahlen der meisten Partner zu beurteilen, da ComROAD diese mit dem Hinweis auf eventuelle Wettbewerbsnachteile nicht preisgebe.
Bekannt gewordene Probleme würden bspw. bei dem bedeutenden Partnerunternehmen Skynet (GB) existieren. So habe der Autovermieter AVIS kürzlich einen Auftrag über Skynet storniert, womit es dem Unternehmen nach Befürchtung von Aktienservice Research unmöglich sein werde, den im laufenden Jahr geplanten Absatz von 13.000 Endgeräten zu erreichen. Dies werde sich je nach Kapitalausstattung des Unternehmens direkt auf die ComROAD-Bilanz niederschlagen. Vor diesem Hintergrund sei die Nachhaltigkeit der bisher stets über den Erwartungen liegenden Geschäftszahlen von ComROAD kaum nachprüfbar – ein Alptraum für jeden Analysten. Insgesamt werde der weitere Erfolg des Unternehmens davon abhängen, inwiefern sich die Automobilhersteller den ComROAD-Produkten in großem Stil öffnen würden. Bisher sei es dem Unternehmen noch nicht gelungen, im Automobilsegment bedeutend Fuß zu fassen.
Kürzlich habe ComROAD wie gewohnt hervorragende Quartalsergebnisse präsentiert, die jedoch mit den aufgeführten Unsicherheitsfaktoren behaftet seien. ComROAD habe im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2001 sowie im ersten Halbjahr 2001 den Gewinn gegenüber dem Vorjahreszeitraum mehr als verdreifacht und damit die Planzahlen erneut übertroffen. Bei einem Umsatzwachstum auf 19,6 Millionen Euro im zweiten Quartal gegenüber dem zweiten Quartal 2000 mit 8,5 Millionen Euro sei das Ergebnis (EBIT) mit 4,6 Millionen Euro gegenüber dem zweiten Quartal mit 1,4 Millionen Euro mehr als verdreifacht worden. Die EBIT-Marge habe sich im zweiten Quartal auf 23,7 Prozent erhöht. Das Halbjahresergebnis (Gewinn vor Steuern und Zinsen / EBIT) in Höhe von 7,57 Euro Millionen wie auch der Halbjahresüberschuss (Gewinn nach Steuern) in Höhe von 5,4 Millionen Euro hätten sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum ebenfalls verdreifacht (EBIT erstes Halbjahr 2000: 2,45 Millionen Euro, Überschuss erstes Halbjahr 2000: 1,66 Millionen Euro). Der Umsatz in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2001 sei auf 33,9 Millionen Euro angewachsen (Umsatz erstes Halbjahr 2000: 13,57 Millionen Euro).
Bis heute seien 36 Partner zum Aufbau von 45 GTTS Telematik Service Portalen weltweit gewonnen worden. Zielsetzung für das Jahr 2001 seien Vereinbarungen zum Aufbau von 50 GTTS-Telematik-Service-Zentralen. Umsatz- und Gewinn-Steigerung würden den Angaben zufolge erneut aus dem zügigen, globalen Ausbau des ComROAD Partner-Netzwerkes sowie aus der kontinuierlichen Erweiterung des Telematik-Diensteangebotes der ComROAD AG um Off Board Navigation und mobiles Internet (Internet im Auto) resultieren. Dadurch seien im ersten Halbjahr 2001 leistungsstärkere Fahrzeugcomputer zu höheren Durchschnittspreisen über die ComROAD-Partner vermarktet und höhere Erlöse erzielt worden. Infolge der hohen Akzeptanz der Telematik Dienste bei Flotten, Geschäfts- und Endkunden seien die Service /Lizenzeinnahmen gesteigert worden. Die EBIT- Marge sei im ersten Halbjahr 2001 mit 22,3 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres mit 18 Prozent erheblich angestiegen.
Auf Grund der aufgeführten Risikofaktoren sollten risikofreudige Anleger nicht vollständig ausschließen, dass es bei ComROAD zu einer negativen Überraschung komme. Sollten sich die präsentierten Geschäftszahlen jedoch als nachhaltig und auch weiterhin entsprechend wachstumsstark erweisen, sei der Titel mit einem 02e-KGV von knapp acht ungemein günstig bewertet. Wer dem ComROAD-Vorstand also weiterhin das Vertrauen ausspreche, könne sich als Depotbeimischung eine kleine Position zu Spekulationszwecken zulegen.
Auf Grund der aufgeführten Unsicherheitsfaktoren sehen sich die Analysten von Aktienservice Research jedoch nicht in der Lage, ein werthaltiges Fundamental-Rating auszusprechen.
Gruß
Nobody II