Hamburg - Wer muss für Griechenland bluten? Seit Wochen verhandeln private Gläubiger wie Banken und Versicherungen mit dem Land über eine Umschuldung - bisher ohne Erfolg. Doch selbst wenn es zu einer Einigung kommt, ist nicht sicher, ob alle Gläubiger mitmachen. Gerade Hedgefonds, die selbst Griechen-Anleihen haben, könnten ein großes Interesse haben, das Ergebnis der Verhandlungen zu ignorieren - und stattdessen lieber auf einen offiziellen Zahlungsausfall des Landes zu setzen.
Dieses Kalkül wird umso plausibler, je höher der geplante Schuldenschnitt ausfällt. Bankenvertreter vermuten inzwischen: Viele der Hedgefonds sind in Wirklichkeit gar nicht an einer Einigung interessiert. Mit einer umstrittenen Anlagestrategie haben sie dafür gesorgt, dass sie sowohl bei einem niedrigen Forderungsausfall profitieren - als auch bei einer Komplettpleite Griechenlands.
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Insgesamt geht es um griechische Anleihen im Volumen von rund 200 Milliarden Euro. Wie viel davon Hedgefonds halten, ist unklar. Schätzungen gehen davon aus, dass sie zusammen mit anderen Fonds auf bis zu 70 Milliarden Euro kommen.
Die Anleihengläubiger sollen freiwillig auf 50 Prozent ihrer Forderungen verzichten. Für weitere 15 Prozent sollen sie in bar oder mit sicheren Anleihen des europäischen Rettungsfonds EFSF entschädigt werden. Für die verbleibenden 35 Prozent sollen sie neue Griechenland-Anleihen erhalten, wahrscheinlich mit einer Laufzeit von 30 Jahren.