Lasst sie diesmal Pleite gehen 08 : 57 06.09.11 Nun haben wir also den Salat. Die Kurse brechen wieder einmal weltweit dramatisch ein. Die Banken und Versicherungen gehen mit schlechtem Beispiel deutlich voran. Laut Deutsche Bank Vorstand Ackermann ist ein Drittel der Marktkapitalisierung dahin. Angesichts dessen hat er nun die Finanzwirtschaft zu Selbstkritik aufgerufen. Und vor einer erneuten Finanzkrise gewarnt. „Die Banken müssten ihre gesamten Tätigkeiten mit Blick darauf überprüfen, ob Sie ihren Aufgaben als Diener der Real-Wirtschaft gerecht würden.“ Diese Worte wagt der Mann zu sagen, der einer Bank vorsteht, die vor der Finanzkrise als einer der weltweit fünf großen CDO-Händler (Collateralized Debt Obligation=forderunsbesicherte Wertpapiere) sich Betrugsvorwürfen aus den USA und Großbritanniens ausgesetzt sieht und der angesichts der Vorwürfe nichts anderes herausbringt, als dass man der Deutsche Bank AG den „Betrug erst einmal nachweisen müsse.“ Diese Aussage ist doch in Wahrheit nur noch als erbärmlich zu bezeichnen. Wo waren denn die klugen Vorschläge von Mr. Deutsche Bank? Wo sind die Strukturen im eigenen Bankhaus, die diesem hohen Anspruch gerecht werden? Es ist doch einfach nur lächerlich, wenn die Deutsche Bank so tut, als ob sie Diener der Real-Wirtschaft sein wollte. Gehen Sie doch einfach einmal zur Deutsche Bank AG und beantragen sie einen Kredit. Deutsche Bank und Diener ist heute wie Feuer und Wasser. Das passte vielleicht noch zu Zeiten von Herrhausen. Danach aber war es aus damit. Bei einem internen Renditeziel von über 20 % kann das doch auch gar nicht der Fall sein. Also halten sie doch einfach den Mund, Herr Ackermann! Aber auch sein Kollege mit Namen Blessing läuft jetzt zu Hochtouren auf. Wobei man Herrn Müller als Aufsichtsratschef, der die Bank immerhin bis Mai 2008 als Vorstandssprecher geleitet hat, nicht vergessen sollte. Wobei die Frage erlaubt sein muss, warum jemand der die Bank da hin geführt hat, wo sie jetzt ist, noch als Aufsichtsratsvorsitzender agieren darf? Ausgerechnet dieser Herr Blessing spricht von Fairness. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. „Die aktuelle Debatte in Deutschland ist doch weder offen noch fair. Wir wollen den Kuchen essen und ihn gleichzeitig behalten“ wagt Herr Blessing den anderen vorzuwerfen. Dabei verteidigt er die Staatsanleihenkäufe der Europäischen Zentralbank und äußert sich zur Geldstabilität wie folgt kritisch: „Was nützt eine stabile Währung, wenn darüber leider der Staatsanleihemarkt und vermutlich auch Finanzinstitutionen zusammengebrochen sind?“ Dabei vergisst und verwechselt Herr Blessing etwas. In diese Situation sind wir geraten, weil es diese Geisteshaltung gab und weil Notenbanken weltweit, angefangen von Greenspan, diese Stabilitätskriterien nicht eingehalten haben. Ich gehe jede Wette ein, dass es zur Finanzkrise nicht gekommen wäre, wenn die Notenbanken einen strikt stabilitätsorientierten Kurs gefahren hätten. Und, wenn wir Bänker hätten, die so etwas wie Verantwortung und Kundenorientierung kennen würden. Statt den schnellen Rubel zu machen. Und was Offenheit und Fairness betrifft, so sind es die Banken zuletzt, die so etwas einfordern dürfen. Kehren Sie da alle erst einmal alle vor ihren eigenen Zentralen! Zudem verrät dieses Interview von Herrn Blessing sehr viel. Wie muss es um die Commerzbank bestellt sein, dass er sich genötigt fühlt die Anleihenverkäufe zu verteidigen? Die Frage ist doch vielmehr: Wo stände denn die Commerzbank, wenn es diese Aufkäufe nicht gäbe? Und dann dürfen wir Herrn Schröder von der KfW nicht vergessen. „Die Lage ist viel dramatischer als 2008 “ sagt er. Wobei ich ihm da voll zustimmen. Nur muss die Frage erlaubt sein, was die klugen und vielverdienenden Herren den unternommen haben, damit es anders und besser wird? Rien, nada, nothing at all, tote Hose. Und so reden wieder einmal die, die Wasser predigen und heimlich Wein tranken. Heinrich Heine hätte seine wahre Freude daran. Und wie eh und je stürzt sich der gesamte tumbe Medienapparat auf jedes Wort, dass aus den Mündern von ein paar – offensichtlich in der Vergangenheit versagenden Vorständen kommt. Statt dass er endlich den Focus auf die Leute richtet, die Lösungen parat haben und diesen Herren endlich das Handwerk legen wollen. Und so ist zu befürchten, dass dieses blöde Spiel weiter und weiter geht. Das Problem ist nur, dass wir Steuerzahler wieder dafür zahlen werden. Und es schon jetzt tun. Insofern habe ich einen Vorschlag zur Güte. Lasst die Banken, die diesmal in Not kommen einfach Pleite gehen. Bauen wir Auffanggesellschaften und kaufen die Assets heraus. Statt diese im Kern maroden Banken wieder und wieder zu stützen. Und bereinigen wir endlich den Markt. Weil, das was wir seit geraumer Zeit ertragen müssen, keiner mehr aushält. Und gehen wir endlich die strukturellen Probleme an. Und geben denjenigen eine Chance, die neue Wege gehen wollen. Die alten Wege sind wie viele unserer Strassen auch voller Schlaglöcher, die nur notdürftig zugekleistert wurden und die beim nächsten Auftauchen von Väterchen Frost nur noch um so größer werden. Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag und stets hohe Renditen. Ihr Norbert Lohrke