Sieht man einmal von seiner politischen Ausrichtung ab, muss man Recep Erdogan attestieren, dass er jahrelang erfolgreich die türkische Wirtschaft gesteuert hat. Dann begann er allerdings, eine Reihe von Fehlern zu machen, die nicht zuletzt ausländische Investoren abgeschreckt haben. Nachdem die Preise in den vergangenen 12 Monaten um 20% gestiegen sind und mehr als eine Million Arbeitsplätze verloren gingen, ist es verständlich, dass viele Wähler unzufrieden sind. Daraus resultieren die jüngsten Wahlschlappen der Regierungspartei AKP in den türkischen Ballungsräumen. Die Kontrolle über die Metropole Istanbul und die Hauptstadt Ankara wurde an die Mitte-Links-Partei CHP verloren – dort regierte die AKP seit ihrer Gründung im Jahre 2001. Nicht zuletzt, weil Erdogan den Wahlkampf komplett dominiert hatte, war dies auch eine persönliche Niederlage für den AKP-Chef.
AKP legt Einspruch gegen Wahlen ein
Aber es kann nicht sein, was nicht sein darf. So hat die AKP, die gar von Wahlfälschung redet, gegen den Wahlausgang in den beiden Großstädten Einspruch eingelegt. Das ist ihr gutes Recht. Doch egal wie eine eventuell erneute Zählung der Stimmen ausgehen wird, dürfte jetzt schon klar sein, dass die Türkei nicht zur Ruhe kommt.
USA stoppen Auslieferung von Kampfjets
Außerdem hat sich Erdogan auch noch Ärger mit D. T., dem Unberechenbaren, eingehandelt. Ausgerechnet das Nato-Land Türkei will sich ein russisches Luftabwehrsystem namens S-400 zulegen. Sowohl die USA als auch andere Nato-Länder sind besorgt, dass Russland über das S-400-System Informationen zu Nato-Flugzeugen erlangen könnte. Auch ist nicht sichergestellt, dass es mit westlichen Systemen kompatibel ist. Darüber hinaus schwingt in NATO-Kreisen die Sorge mit, die Türkei könnte sich mit diesem Schritt von der Allianz abwenden. Als Reaktion haben die USA nun die Auslieferung von F-35-Kampfjets an Ankara erst mal gestoppt - sollte die Türkei auf den Erwerb des russischen S-400-Luftabwehrsystems beharren.
Volatilität der Währung nimmt zu
Die Reaktion der türkischen Währung auf die unsichere Situation in dem Land war durchaus signifikant. Nachdem die Lira bereits vor den Wahlen am Sonntag unter Druck geraten war, ist auch anschließend keine Beruhigung eingetreten und die Volatilität bleibt hoch. Dazu hat u.a. die Anweisung aus Ankara an türkische Banken beigetragen, ausländischen Instituten keine Lira mehr zu leihen, um weitere Wetten auf einen Verfall der Währung einzudämmen. So notierte die Lira am Mittwoch wieder bei ca. 0,1574 € und damit deutlich unter ihrem Wochenhoch von 0,1675 € vom 27. März. Damit bleibt die Lira verwundbar, was auch daran liegt, dass die türkische Zentralbank nicht genügend Glaubwürdigkeit bei den Investoren genießt.
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