DÜSSELDORF/ESSEN (dpa-AFX) - Der größte deutsche Baukonzern Hochtief will sich unter der Regie seines neuen Konzernchefs Marcelino Fernandez Verdes von einem großen Teil seines Europageschäfts trennen. Das Unternehmen wolle seine Servicesparte in Europa komplett verkaufen, teilte Hochtief am Donnerstag zur Bilanzvorlage in Düsseldorf mit. Derzeit zählt Hochtief in dem Bereich 5.679 Mitarbeiter, davon einen Großteil in Deutschland. Von weltweit rund 80.000 Hochtief-Mitarbeitern sind derzeit noch etwa 10.000 im Inland beschäftigt.
Der langjährige Manager des hoch verschuldeten Hochtief-Großaktionärs ACS kündigte einen nachhaltigen Anstieg der Profitabilität des Essener Unternehmens an. "Wir werden die richtigen Geschäfte ausbauen, effizienter arbeiten und durch ein professionelles Risikomanagement Schluss machen mit bösen Überraschungen", heißt es in einem vorab verbreiteten Redemanuskript des Hochtief-Chefs.
STRATEGISCHE PARTNERSCHAFT DENKBAR
Zudem prüft Hochtief, wie es mit der Projektentwicklung im Europa-Geschäft weitergehen soll. Denkbar sei eine strategische Partnerschaft, hieß es. Die bereits seit Jahren geplanten Verkäufe des Flughafengeschäfts und der Immobilientochter Aurelis will der neue Hochtief-Chef wieder verstärkt in Angriff nehmen. Die Veräußerung der Flughafenaktivitäten gestalte sich jedoch weiterhin schwierig.
Mit dem Geld aus den Verkäufen will Fernandez die Schulden tilgen und unter anderem das Infrastruktur-Geschäft ausbauen. Ende vergangenen Jahres lag der Schuldenstand des Konzerns bei rund 944 Millionen Euro. Zudem sollen die Kosten gesenkt werden.
AKTIE FÄLLT TROTZ SCHWARZER ZAHLEN
Vor allem dank gut laufender Geschäfte in Australien hatte der Essener Baukonzern das zurückliegende Geschäftsjahr 2012 wieder mit einem deutlichen Gewinn abschließen können. Nach einem Verlust von 160,3 Millionen Euro im Jahr 2011 erwirtschaftete Hochtief 2012 wieder einen Überschuss von 158,1 Millionen Euro. Damit verfehlte der Konzern allerdings die Analystenerwartungen. Für das zurückliegende Geschäftsjahr 2012 will das Unternehmen nun wieder eine Dividende in Höhe von einem Euro ausschütten.
Der Umsatz kletterte von 23,28 Milliarden auf 25,53 Milliarden Euro. Der Auftragsbestand stieg auf 49,79 Milliarden Euro, nach 48,67 Milliarden Euro. Sowohl bei Umsatz als auch Auftragsbestand erreichte Hochtief neue Bestmarken. Für das laufende Jahr 2013 kündigte Fernandez einen Anstieg des Konzerngewinns um zehn bis 20 Prozent an.
Das war den Börsianern nicht genug, sie sprachen am Morgen von verfehlten Erwartungen für das abgelaufene Jahr sowie einem enttäuschenden Ausblick auf 2013. Die Aktie rauschte entsprechend zum Handelsstart mit einem Minus von gut vier Prozent ans Ende des Mdax./mne/uta/kja
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