FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Bundesbank warnt vor wachsenden Gefahren durch die niedrigen Zinsen. Die lockere Geldpolitik der Zentralbanken habe zwar dazu beigetragen, die Lage an den Finanzmärkten zu beruhigen, sagte Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret am Donnerstag in Frankfurt. Mit zunehmender Dauer nähmen aber die Nebenwirkungen und Risiken für die Finanzstabilität zu: "Das Niedrigzinsumfeld wird mehr und mehr zu einer Belastung für das deutsche Finanzsystem."
Mit einer schnellen Abkehr vom Niedrigzinskurs rechnet die Bundesbank nicht. Dombret verwies auf die aktuelle Senkung des Zinssatzes durch die Europäische Zentralbank auf das neue Rekordtief von 0,25 Prozent. Vor diesem Hintergrund rief Dombret die Politik auf, mit den Wirtschaftsreformen nicht nachzulassen. Die Schuldenkrise sei noch lange nicht überwunden. "Die Geldpolitik kann nur Zeit verschaffen." Zudem müsse diese wieder auf ihre Kernaufgabe, die Preisstabilität - ausgerichtet werden.
Die niedrigen Zinsen zehren laut Bundesbank die Puffer der Versicherer weiter auf. "Es wird angesichts der niedrigen Zinsen für Lebensversicherer immer schwieriger, die Garantieverzinsung zu erwirtschaften", sagte Dombret. Zudem entwickelten sich die Bewertungsreserven in den Bilanzen der Versicherer zu einem Problem, wenn diese an die Versicherten ausgeschüttet werden müssten.
Auch die deutschen Banken, die traditionell stark vom Zinsüberschuss leben, sind nach Ansicht der Bundesbank betroffen. Der harte Wettbewerb habe den Instituten in den vergangenen 15 Jahren schon stark zugesetzt, sagte Bundesbank-Vizepräsidentin Sabine Lautenschläger. Die niedrigen Zinsen setzten die Geschäftsmodelle nun zusätzlich unter Druck. Die Geldhäuser müssten deshalb ihre Kosten dringend senken.
Bislang wird der Druck auf die Institute durch die robuste deutsche Konjunktur gemildert. Sollte es aber - wie die Bundesbank in einem Szenario für die zwölf größten deutschen Geldinstitute berechnete - zu einem Wirtschaftseinbruch wie 2009 kommen, drohten hohe Verluste. Deshalb müssten die Banken den Risikoabbau vorantreiben und Eigenkapital weiter stärken.
Gefahren sieht die Bundesbank auch für den Immobilienmarkt. Nachdem die Preise vor allem in Großstädten von 2009 bis 2012 bereits um fast ein Viertel zugelegt hätten, rechnet die Bundesbank für 2013 mit einem weiteren Preisanstieg von rund 9 Prozent. "Die niedrigen Zinsen haben sicherlich Anreize für Immobilieninvestitionen gesetzt, die bei normalen Zinsen nicht getätigt worden wären", sagte Dombret.
Es sei nicht auszuschließen, dass Immobilienbesitzer durch mögliche Preiskorrekturen Verluste erlitten. Allerdings erkennt er noch keine akute Gefahr für das gesamte System. So habe die Kreditvergabe nur moderat zugelegt. Zudem sei die Schuldentragfähigkeit der privaten Haushalte solide. Die Bundesbank werde die Situation daher weiter genau beobachten und bei Gefahren für die Finanzstabilität handeln./enl/hbr/fbr
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