CANBERRA (dpa-AFX) - Boeings
Am Donnerstag ging es zunächst nur um einen Riss: "Diese Maschine wurde zur Reparatur außer Dienst gestellt", hatte ein Qantas-Sprecher der dpa gesagt. Am Freitag gab die Gesellschaft dann bekannt, dass sie bereits in drei Maschinen des Typs Boeing (Boeing Aktie) 737 NG Haarrisse entdeckt habe.
Insgesamt sollen jetzt allein bei der australischen Airline 33 Passagierflugzeuge dieses Typs kontrolliert werden. Brisant ist, dass es sich dabei wohl auch um Jets der Baureihe handelt, für die die FAA bislang keine raschen Inspektionen vorgeschrieben hatte. Denn die Maschinen haben mehr als 22 600 Starts und Landungen hinter sich, die FAA bezog sich zunächst nur auf solche mit mehr als 30 000.
Die Ferienflieger Tuifly und Sunexpress gaben am Freitag für ihre Flotten Entwarnung. "Wir führen alle Checks gemäß den Herstellervorgaben durch und haben einige Flugzeuge auch vorsorglich überprüft", sagte ein Tui-Sprecher
Das Risiko von Rissen besteht bei wichtigen Bauteilen zur Befestigung der Tragflächen am Flugzeugrumpf. Im Luftfahrt-Jargon werden die Teile "Pickle Forks" genannt, weil sie an Gurkengabeln erinnern. Unter hoher Belastung können diese sich bei der 737 NG offenbar schneller als angenommen abnutzen. Boeing erklärte zu dem Problem bislang nur, Kunden aktiv bei den Untersuchungen der 737 NG zu unterstützen. Allen Betreibern seien detaillierte Anweisungen gegeben worden, auch an erforderlichen Reparaturen beteilige man sich.
Die Australian Licensed Aircraft Engineers Association, ein Verband von Flugzeug-Ingenieuren, appellierte an die Fluggesellschaft, alle insgesamt 77 Maschinen diesen Typs am Boden zu lassen.
Eine FAA-Sprecherin wies auf Nachfrage darauf hin, dass die Behörde bereits Anfang Oktober auch für neuere 737 NG mit weniger Starts und Landungen Prüfungen angeordnet habe. Allerdings mussten nur ältere Maschinen mit besonders hoher Belastung innerhalb von sieben Tagen auf Risse gecheckt werden. Daran solle sich zunächst auch nichts ändern. Als Ergebnis der dringlichen Sonderprüfung waren bei rund fünf Prozent der untersuchten Jets Risse festgestellt worden. Sie müssen repariert werden und dürfen vorerst nicht mehr abheben.
Europas größter Billigflieger Ryanair
Sunexpress, die zur Lufthansa (Lufthansa Aktie) und der Fluggesellschaft Turkish Airlines gehört, hat 65 Maschinen der Reihe in der Flotte, von denen der Sprecherin zufolge 20 untersucht werden mussten.
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Tuifly, die deutsche Fluglinie des Reisekonzerns Tui, betreibt 39 Jets des Typs. Viele davon seien noch gar nicht so alt, dass sie unter diese Checks fielen, sagte der Sprecher. Im Ferienfluggeschäft würden die Maschinen viel weniger geflogen als bei Billigfliegern in den USA. "Dadurch sind unsere Flugzeuge viel weniger beansprucht."
Die Boeing 737 NG ist das Vorgängermodell der 737 Max. Die 737-Max-Modelle sind seit Mitte März wegen zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten mit Flugverboten belegt. Als eine entscheidende Unglücksursache gilt ein fehlerhaftes Steuerungsprogramm von Boeing. Ob und wann die Maschinen wieder abheben dürften, ist von internationalen Aufsichtsbehörden abhängig und derzeit unklar./hbr/stw/cs/sub/fw/DP/stw
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