Dienstag, 21.01.2020 08:42 von BlackRock Investment Institute | Aufrufe: 207

Marktausblick Woche 4: Europa im US/China-Sandwich

Das neue Jahrzehnt hat mit bemerkenswert entspannten Finanzmärkten begonnen, und das in der vergangenen Woche unterzeichnete „Phase 1“-Abkommen zwischen den USA und China scheint den Optimismus zu rechtfertigen.

Das Update zur Woche mit Martin Lück



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Europa im US/China-Sandwich

Das neue Jahrzehnt hat mit bemerkenswert entspannten Finanzmärkten begonnen, und das in der vergangenen Woche unterzeichnete „Phase 1“-Abkommen zwischen den USA und China scheint den Optimismus zu rechtfertigen. Allein über den Verlauf der zweiten vollen Handelswoche legten amerikanische Aktien um rund 2% zu, europäische um 0,7%, die Volatilität ist auf beiden Seiten des Atlantik sehr niedrig, und auch andere Risikomaße wie Goldpreis und Anleihe-Spreads suggerieren eine risikogeneigte Grundhaltung seitens der meisten Investoren. Auch wir sind grundsätzlich positiv gestimmt. Dennoch erscheint es sinnvoll, vor zu viel Optimismus zu warnen. Gerade aus europäischer Sicht könnte 2020 wieder einmal ein herausforderndes Jahr werden.

Grund Nummer eins hierfür ist der Welthandel. Zwar dürfte das Abkommen zwischen den USA und China generell positiv wirken, und mit dem Umweg über verschiedenste Wertschöpfungsketten auch europäischen Unternehmen gut tun. An so mancher Stelle wird der Deal aber vermutlich auch für Stirnrunzeln bei europäischen CEOs führen, denn allein die chinesische Zusage, über die nächsten zwei Jahre amerikanische Industriegüter im Wert von 80 Mrd. US-Dollar zu beziehen, wird vermutlich zu einer Verdrängung europäischer Produkte führen. Insofern ist es zwar richtig, einen positiven Effekt des Handelsabkommens für Europa und seine Unternehmen zu unterstellen, aber in solchen Industrien, in denen US-Hersteller wettbewerbsfähig sind, könnten Verdrängungseffekte des positiven Volumeneffekt über die Wertschöpfungsketten konterkarieren.

Dazu kommt, dass Europa weiterhin seine ganz eigenen Baustellen pflegt. Im Dezember war der Wahlsieg Boris Johnsons und die Verabschiedung des Brexit-Deals durch das Unterhaus mit einer gewissen ermüdeten Erleichterung zur Kenntnis genommen worden. Dies keineswegs, weil nun plötzlich alle den britischen Premier für einen ehrenwerten Mann oder den Brexit für eine gute Idee halten, sondern schlicht der Tatsache geschuldet, dass man das Elend nicht mehr mit ansehen konnte. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Dass aber genau dieses abzusehende Ende sehr wohl noch eines mit Schrecken werden kann, scheinen viele Marktteilnehmer verdrängt zu haben. So wird sich nämlich nach dem EU-Austritt Großbritanniens zum 31. Januar zunächst gar nichts ändern, weil das Land dann in eine noch bis Jahresende währende Übergangsfrist eintreten wird. Diese Frist war im Austrittsvertrag einst als (damals schon viel zu kurzer) Zweijahreszeitraum für die Aushandlung eines Freihandelsabkommens geplant gewesen, ist seitdem durch den mehrmals verschobenen Austritt aber auf gerade mal 11 Monate zusammengeschrumpft. Wenn es nun bis Ende dieses Jahres kein solches Abkommen gibt, kommt es doch noch zum harten Brexit. Die britische Regierung strotzt vor Optimismus und sieht sich in einer großartigen Verhandlungsposition, Boris Johnson hat deshalb eine Verlängerung des Übergangszeitraumes, die er bis zum 1. Juli beantragen müsste, kategorisch ausgeschlossen. Nüchtern betrachtet erscheinen aber bestenfalls Eckpunkte eines Freihandelsabkommens - alternativ dazu ein sehr rudimentärer Deal - bis Jahresende realistisch. Folglich ist es aus unserer Sicht wahrscheinlich, dass Unsicherheiten um Sterling-Anlagen ab Mitte des Jahres wieder aufflammen.

Was das für Anleger bedeutet

In dieser Woche stehen vor allem die Einkaufsmanagerindizes für Europa auf der Liste der wichtigsten Makrozahlen. Der Konsensus der Marktteilnehmer erwartet eine leichte Verbesserung auf Werte um 51 für Deutschland und die Eurozone. Das deutet auf schwaches, aber positives Wachstum hin. Darüber hinaus steht die EZB im Fokus, aber der Markt geht nicht davon aus, dass der Zentralbankrat um Christine Lagarde an der Zinsschraube dreht oder die Parameter des Anleihekaufprogrammes verändert. Eher schon könnte es in der Pressekonferenz Hinweise darauf geben, in welche Richtung der von Lagarde angekündigte „Strategic Review“ geht, ob die EZB also auch umstrittene Größen wie das Inflationsziel oder die Negativzinsen auf den Prüfstand stellt. Alles, was der Zentralbank zusätzliche Glaubwürdigkeit, idealerweise sogar zusätzliche Handlungsoptionen verschafft, dürfte von Marktteilnehmern mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen werden.





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