Dienstag, 03.03.2020 16:14 von BlackRock Investment Institute | Aufrufe: 458

Marktausblick Woche 10: Schwarze Schwäne, heiße Kartoffeln und fallende Messer

Die nackte Angst geht um an den Finanzmärkten! Globale Aktien verzeichneten mit einem Minus von 10,9 Prozent bis Freitag die schwärzeste Woche seit der Finanzkrise im Jahr 2008. Die Erkenntnis, dass eine Corona-Pandemie höchstwahrscheinlich nicht mehr aufzuhalten ist.

Das Update zur Woche mit Felix Herrmann



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BlackRock Marktausblick 03. März 2020



Die nackte Angst geht um an den Finanzmärkten! Globale Aktien verzeichneten mit einem Minus von 10,9 Prozent bis Freitag die schwärzeste Woche seit der Finanzkrise im Jahr 2008. Die Erkenntnis, dass eine Corona-Pandemie höchstwahrscheinlich nicht mehr aufzuhalten ist und einen aus heutiger Sicht völlig unkalkulierbaren aber voraussichtlich hohen wirtschaftlichen Schaden anrichten wird, macht Aktien zurzeit zu heißen Kartoffeln, die niemand festhalten möchte. Insbesondere kurzfristig dürfte die wirtschaftliche Aktivität rund um den Globus deutlich einbrechen, sodass zahlreiche Länder und Regionen in eine technische Rezession abdriften werden. Aus heutiger Sicht wird dies wohl aber keine klassische Rezession sein, die das Ende des langen Aufschwungs, den wir in den letzten Jahren erlebt haben, markiert. Vielmehr ist ab dem Zeitpunkt, ab dem sich der Erreger auf dem Rückzug befindet, mit einem starken Aufholeffekt zu rechnen. Wenngleich die Corona-Krise letztlich also nicht der gefürchtete schwarze Schwan sein sollte, dürfte die Weltwirtschaft nach der Eindämmung der Pandemie dennoch auf einem (noch) flacheren Wachstumspfad unterwegs sein als zuvor.

Wirtschaftspolitische Interventionen, die eine harte Landung der Wirtschaft verhindern sollen, werden angesichts des Ernsts der Lage immer wahrscheinlicher. In Deutschland zeigt sich die Bundesregierung grundsätzlich zu Hilfen bereit, etwa um kleinen und mittleren Unternehmen zu helfen, die aufgrund der aktuellen Lage in existenzbedrohende Liquiditätsengpässe geraten, gerade wenn die Krise länger andauern sollte.

Da es sich bei dem Virus in erster Linie um einen Angebotsschock mit beschädigten Wertschöpfungsketten und erst nachgelagert um einen Nachfrageschock handelt, ist das ökonomische Krisenmanagement aus Sicht der Regierungen jedoch alles andere als trivial. Gleiches gilt für die Zentralbanken. Geldpolitik ist ein eher stumpfes Schwert, wenn es um die Bekämpfung von Angebotsschwächen geht, die etwa deshalb entstehen, weil sich Arbeitnehmer in Quarantäne befinden. Unter anderem deshalb sieht EZB-Chefin Lagarde die EZB noch nicht unter Zugzwang. Je länger der Corona-Schock jedoch andauert und je schwieriger die Refinanzierungsbedingungen der Unternehmen werden, desto schlechter wird die Stimmung und desto nachhaltiger wird auch den Schaden auf der Nachfrageseite der Eurozone sein – und umso eher wird die EZB ernsthafter über Lockerungsmaßnahmen nachdenken. Die US-Notenbank sieht sich dieser Tage bereits mit Markterwartungen konfrontiert, die von drei weiteren Zinssenkungen in diesem Jahr ausgehen. Mitte März entscheiden beide Zentralbanken über Änderungen des geldpolitischen Setups – unwahrscheinlich, dass sie das Virus gänzlich kalt lassen wird. In den USA dürfte sogar bereits eine Zinssenkung erfolgen.

Sollten wir nochmal so eine Woche wie die vergangene erleben, sind sogar konzertierte Aktionen der großen Notenbanken und Regierungen denkbar. Wobei eines klar sein dürfte: Da der Spielraum der Notenbanken letztlich beschränkt ist, wird dieses Mal die Fiskalpolitik die Schwerstarbeit bei der Bekämpfung der Krise leisten müssen.

In China, wo die Zahl der Neuinfektionen angeblich deutlich zurückgeht, hat Präsident Xi derweil eine klare strategische Entscheidung zugunsten der Wirtschaft getroffen – eine Verzögerung bei der weiteren Eindämmung des, und ein Leben mit dem Virus wird dadurch in Kauf genommen und ebenso die Gefahr eine zweiten Corona-Welle. Die Logik hinter diesem Schritt: Eine kollabierende Wirtschaft in China hätte wohl weitaus verheerendere Folgen als das Virus. Peking weist unter anderem daher Banken an, Unternehmen unbegrenzt Liquidität zur Verfügung zu stellen und incentiviert Arbeitnehmer, an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren. In der demokratischen westlichen Welt werden aller Voraussicht nach sowohl die wirtschaftspolitischen Feuerwehrmaßnahmen zur Bekämpfung der Krise als auch die Maßnahmen zur Eindämmung des Erregers weniger dynamisch, drastisch und drakonisch ausfallen als im autoritär gelenkten China – und demnach werden sie wohl auch weniger effizient sein. Zumindest in Sachen Corona-Krise geht aus dem Kampf der Systeme China wahrscheinlich als Sieger hervor.

Wahrscheinlich ist auch, dass Bernie Sanders die Nominierung als demokratischer Präsidentschaftskandidat kaum noch zu nehmen ist, und das, obwohl er bei den Vorwahlen in South Carolina gegenüber Joe Biden das Nachsehen hatte. Das von Biden gewonnene Momentum und der Rückzug des Kandidaten Buttigieg werden am heutigen Super Tuesday, an dem 34 Prozent der Delegiertenstimmen vergeben werden, kaum ausreichen, um ein Davonziehen von Sanders zu verhindern. Die Vorwahlen in South Carolina haben einmal mehr bestätigt, dass es nur eine Wählergruppe gibt, die Sanders noch zu Fall bringen könnte: die Afroamerikaner. Allerdings sind Sanders Zustimmungswerte auch innerhalb dieser Gruppe in den letzten Monaten gestiegen. Die größten Sorgen dürfte Sanders ein Szenario bereiten, in dem er bis zum Nominierungsparteitag im Juli nicht auf eine absolute Mehrheit der Delegierten kommt und in dem es letztlich zur einer „brokered convention“, also einer Verhandlung über den demokratischen Kandidaten kommt.

Sollte Sanders heute dennoch einen großen Schritt in Richtung Normierung machen, wird dies sicher nicht zur Beruhigung in der US-Wirtschaft beitragen. Die Hoffnung, dass sich nach dem „Phase One Deal“ zwischen den USA und China ein Fenster bis zur US-Wahl auftut, in dem die Unternehmen unter relativer Sicherheit investieren und für die Zukunft planen können, dürfte durch das Virus und den Siegeszug von Sanders jäh zu Nichte gemacht worden sein.

Was das für Anleger bedeutet

Das Navigieren von Portfolios ist an Tagen und Wochen wie diesen alles andere als leicht – nun da die Wachstumsprognosen und Gewinnerwartungen der Unternehmen für das Jahr 2019 pulverisiert sind. Selbst, wenn es den von uns erwarteten Rebound bei der wirtschaftlichen Aktivität geben wird, ist jetzt wohl noch nicht der Zeitpunkt erreicht, wo die Schwäche des Marktes gekauft werden sollte. Erfahrungsgemäß entwickeln sich heftige Ausverkäufe an den Märkten in Wellen. Und das Schlimmste scheint noch nicht überstanden, da wir erst in den nächsten Wochen eine erste Ahnung der Auswirkung der Krise in den Daten sehen werden. Der Absturz des chinesischen Einkaufsmanagerindex von 53 auf 28 Punkte gab bereits einen Vorgeschmack auf die Art Einbruch, die uns bei Wirtschaftsdaten auch hier in Europa bevorstehen könnte. Der Nachrichtenfluss rund um das Corona-Virus dürfte entsprechend noch einige Zeit recht negativ bleiben, was wiederum für anhaltende Zurückhaltung unter den Anlegern spricht.

Dennoch zeigen Erfahrungen aus der Vergangenheit, das Schocks wie der, den wir gerade erleben, oft gute Gelegenheiten darstellten, um gezielt Positionen aufzustocken, da in panikähnlichen Ausverkäufen häufig Unternehmen zu Unrecht über einen Kamm geschoren werden. Wir halten es nach wie vor für möglich, dass das Kapitalmarktjahr 2020 noch ein versöhnliches Ende nehmen kann und dass sich die Erholung nach dem Virus sowohl in der Realwirtschaft als auch an den Märkten durchaus rasch vollziehen kann.





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