Freitag, 07.06.2019 18:00 von Klaus Stopp | Aufrufe: 903

Kurswechsel der Fed spielt Trump in die Karten

Zumindest auf die Federal Reserve Bank (Fed) kann man sich verlassen. Wie immer werde die US-Notenbank angemessen reagieren, um den Wirtschaftsaufschwung zu stützen, versicherte ihr Chef Jerome Powell in dieser Woche anlässlich der zweitägigen Notenbank-Konferenz in Chicago mit Blick auf die Auswirkungen der Handelskonflikte, die sein Präsident immer wieder lostritt. Powell verzichtete diesmal auf die Aussage, die Fed werde es bei den Zinsen „geduldig“ angehen lassen. Aufgrund dieser Wortwahl wird an den Kapitalmärkten nun fest damit gerechnet, dass die Fed spätestens im Dezember die Zinsen senken wird – auch wenn Powell das Wort „Zinssenkung“ nicht in den Mund genommen hat. Dies käme D. T., dem Unberechenbaren, sehr zupass, zumal er in der Vergangenheit die Zinserhöhungen der Fed wiederholt kritisiert hatte. Aber der Chef des Fed-Bezirks Dallas, Robert Kaplan, spricht aus, was viele denken. Es ist noch zu früh, um sich ein Urteil über die wirtschaftliche Entwicklung zu bilden. Deshalb mahnt er an, geduldig zu bleiben und eine solche Entscheidung nicht übers Knie zu brechen. Bei der gestrigen Veröffentlichung des Konjunkturberichts "Beige Book" wurde diese Haltung bestätigt, denn trotz des Zollstreits bleibt die US-Wirtschaft auf Wachstumskurs.

Trump erhofft sich bessere Chancen auf Wiederwahl

Aktuell liegt der Leitzins in den USA in einer Spanne von 2,25% bis 2,5%, nachdem die Notenbank zuvor bereits einige Zeit auf weitere Zinserhöhungen verzichtet hatte. Wenn Powell nun umschwenkt, tut er dies nach bestem Wissen und Gewissen, eben auch unabhängig davon, ob er der Regierung in Washington damit einen Gefallen tut oder nicht. Aber natürlich spielt jede Zinssenkung Donald Trump in die Karten, weil dies der heimischen Wirtschaft einen Schub geben dürfte. Und dies würde wiederum die Aussichten Trumps auf eine Wiederwahl verbessern.

Gegen Strafzölle für Mexiko regt sich Widerstand im Senat

Die Handelskonflikte, die Trump angezettelt hat, hätten dann sozusagen als Nebenwirkung einen von ihm gewünschten Effekt. Inzwischen haben allerdings auch unter den US-Republikanern immer mehr Abgeordnete das Zündeln ihres Präsidenten mit den Zöllen satt. So stoßen Strafzölle gegen Mexiko beim republikanischen Mehrheitsführer im Senat, Mitch McConnell, auf „nicht viel Unterstützung“. Die Frage ist nun, ob der Senat, und damit insbesondere die republikanischen Senatoren, die Kraft aufbringt, die von Trump angedrohten Zölle zu blockieren. Hierzu sind die Meinungen gespalten. Vergangene Woche hatte Trump völlig überraschend angekündigt, Strafzölle gegen Mexiko zu verhängen, sollte die Regierung des südlichen Nachbarstaats nicht härter gegen die Migration einschreiten. Ob er nun bereits einer möglichen Niederlage nur vorbeugen will oder nicht, dazu darf man sich seine eigenen Gedanken machen. Denn Donald Trumps Berater, Peter Navarro, erklärte inzwischen, dass dies vielleicht nicht mehr notwendig sei, weil man dank des US-Präsidenten bereits die Aufmerksamkeit der Mexikaner hat.

Will Trump überhaupt eine Einigung mit China?

Immer wieder hat der US-Präsident auch orakelt, dass viele US-Konzerne China bald wieder verlassen werden. Wenn aber das sein Ziel ist, muss man die Frage stellen, ob ihm überhaupt an einer Einigung gelegen ist. Weil die USA in den Handelsgesprächen mehrfach einen Rückzieher gemacht hätten, führen die Vereinigten Staaten nach Überzeugung von Peking längst einen „Wirtschaftskrieg gegen China“, um den Aufstieg des Reichs der Mitte zu bremsen. Wenn es Trump also darum gehen sollte, das Handelsdefizit der USA mit China zu egalisieren, muss man sich wohl darauf einstellen, dass der Handelskrieg ein verdammt langer werden könnte. Insbesondere wenn Donald Trump im kommenden Jahr wiedergewählt werden sollte.

Rechtliche Hinweise/Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenkonflikten der Baader Bank AG: www.bondboard.de/Newsletter/Disclaimer


Über den Autor

RSS-Feed


Baader Bank AG
Klaus Stopp ist Head of Market Making Bonds bei der Baader Bank AG. Baader betreut an den Börsenplätzen Berlin, Frankfurt und München u.a. den Handel mit Anleihen und betreut Deutschlands führende Anleihen-Website Bondboard.
Sie wollen regelmäßig über die Rentenmärkte auf dem Laufenden bleiben? Abonnieren Sie kostenlos den Newsletter "Baader Bond Markets", ein wöchentlicher Überblick über die Bond-Märkte, mit Blick auf nationale & internationale Konjunktur, Corporate Bonds und Währungsanleihen, sowie interessante Neuemissionen.
Link zur aktuellen Ausgabe
Hier abonnieren
Werbung

Mehr Nachrichten kostenlos abonnieren

E-Mail-Adresse
Benachrichtigungen von ARIVA.DE
(Mit der Bestellung akzeptierst du die Datenschutzhinweise)

Hinweis: ARIVA.DE veröffentlicht in dieser Rubrik Analysen, Kolumnen und Nachrichten aus verschiedenen Quellen. Die ARIVA.DE AG ist nicht verantwortlich für Inhalte, die erkennbar von Dritten in den „News“-Bereich dieser Webseite eingestellt worden sind, und macht sich diese nicht zu Eigen. Diese Inhalte sind insbesondere durch eine entsprechende „von“-Kennzeichnung unterhalb der Artikelüberschrift und/oder durch den Link „Um den vollständigen Artikel zu lesen, klicken Sie bitte hier.“ erkennbar; verantwortlich für diese Inhalte ist allein der genannte Dritte.