Samstag, 11.05.2019 10:15 von Klaus Stopp | Aufrufe: 436

Klassische Geldpolitik, adieu?

Vor einigen Wochen ging ein Aufschrei durch die Finanzbranche, als die jüngste Abgeordnete im US-Repräsentantenhaus, Alexandria Ocasio-Cortez, sich als Befürworterin der sogenannten Modern Monetary Policy (MMT) outete. Darin wird die bisher gängige Theorie des Zusammenspiels zwischen Staatsregierungen und Notenbanken auf den Kopf gestellt. Hierbei wird auf eine aktive Finanzpolitik gesetzt, welche auf eine Vollbeschäftigung abzielt. Die Notenbanken würden also auf die Rolle des Finanzierers des Staates reduziert werden. Die Regierungen könnten somit ihr eigenes Geld drucken und in Zeiten geringer Inflation deutlich höhere Schulden machen.

Summers nennt Modern Monetary Policy „Voodoo-Wirtschaftswissenschaft“

Diese beispielsweise von Harvard-Professor Larry Summers als „Voodoo-Wirtschaftswissenschaft“ verspottete Doktrin wird allerdings immer mehr salonfähig. Einer der bekanntesten Anhänger dieser Lehre ist u.a. Senator Bernie Sanders, der 2016 für das Amt des US-Präsidenten kandidiert hat. Und auch der Milliardär und Hedgefonds-Manager Ray Dalio bezeichnet das bisherige Zentralbankwesen als Auslaufmodell, das durch eine Art moderner Geldtheorie ersetzt werden soll. In einem Punkt hat sogar Larry Summers inzwischen umgedacht und sich dafür ausgesprochen, die Fiskalpolitik stärker als Instrument zu nutzen. Hierbei wird allerdings die größte Herausforderung sein, wirtschaftlichen Wohlstand für die meisten Menschen zu schaffen. In der Vergangenheit wurde immer wieder versucht, die Wirtschaft mittels Zinssenkungen oder den Kauf von Wertpapieren im Rahmen von Ankaufprogrammen (QE) zu stimulieren. Jedoch scheinen diese Instrumente nicht für immer und ewig die richtige Medizin zu sein. Es ist nach Ansicht von Ray Dalio an der Zeit, umzudenken und den Regierungen die Möglichkeit zu geben, ihre Wirtschaft durch Ausgaben und Steuern zu lenken.

Kritiker betonen allerdings, dass angesichts der Haushaltsdefizite und der enormen Staatsschulden dies der falsche Ansatz ist. Denn wie die Erfahrung mit der Steuerpolitik des amtierenden US-Präsidenten Donald Trump zeigt, haben die meisten Amerikaner nur in geringem Maße davon profitiert. Lediglich die Staatsverschuldung ist angewachsen. Jedoch scheinen sich die Wähler von D. T., dem Unberechenbaren, nicht sonderlich für die hohen Fehlbeträge zu interessieren. Noch nicht!

Mischung aus Alt und Neu

Grundsätzlich sollte eine gesunde Mischung aus Alt und Neu helfen, die Probleme der Gegenwart in den Griff zu bekommen. Denn wie bei jeder Medizin gilt auch für alle Instrumente der modernen Geldpolitik, dass sie nur in verträglicher Dosierung verabreicht werden dürfen, da sie ansonsten auch tödlich sein können.

Rechtliche Hinweise/Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenkonflikten der Baader Bank AG: www.bondboard.de/Newsletter/Disclaimer


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Baader Bank AG
Klaus Stopp ist Head of Market Making Bonds bei der Baader Bank AG. Baader betreut an den Börsenplätzen Berlin, Frankfurt und München u.a. den Handel mit Anleihen und betreut Deutschlands führende Anleihen-Website Bondboard.
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