Die Warnungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) lassen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Wollen die Industrie- und Schwellenländer eine neue Weltwirtschaftskrise abwenden, müssen sie künftig auf Streit, Chaos und billigen Populismus verzichten - und stattdessen an einem Strang ziehen. Haben die Adressaten allerdings den IWF-Appell gehört und verstanden? Wenn man nach Washington, Peking, Brüssel, London oder Rom schaut, hat man jedenfalls so seine Zweifel. Gita Gopinath, die Chefvolkswirtin des IWFs, spricht daher von einem „heiklen Moment" für die Weltwirtschaft und warnt vor Turbulenzen an den Finanzmärkten.
Wachstumsprognosen erneut nach unten korrigiert
In seinem halbjährlichen Konjunkturbericht hat der IWF zum dritten Mal hintereinander seine Wachstumsprognosen für zahlreiche Länder teilweise deutlich gesenkt. Weltweit rechnen die Experten nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von 3,3% in 2019 nach 3,6% in 2018. Während etwa für Deutschland die Konjunkturprognosen im Sommer 2018 noch von einem BIP-Zuwachs von 2,1% ausgingen, erwartet der IWF heute nur noch ein Plus von 0,8%. Für das kommende Jahr werden jedoch wieder plus 1,4% prognostiziert.
Italiens Wirtschaft stagniert
Frankreich, Großbritannien und Japan liegen bei Zuwächsen von 1,0% oder knapp darüber, die USA bei knapp 3%. Richtig düster sieht es für Italien aus, das mit einem prognostizierten Plus von 0,1% praktisch stagniert. Vor diesem Hintergrund kann Rom auch seine mit der EU-Kommission vereinbarte Schuldengrenze über 2,04% des BIP nicht halten, sondern rechnet nun selbst mit einem Haushaltsdefizit von 2,5%. Obwohl das Land unter einem Schuldenberg von mehr als 130% des BIPs ächzt, lehnt die Regierung aus rechter Lega und der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung eine Erhöhung der Mehrwertsteuer vehement ab.
Handelsstreit ist eine der Ursachen
Als Ursachen für die Entwicklung nennt der IWF hausgemachte Gründe wie den anhaltenden Handelsstreit der USA mit China und Europa, die Probleme der deutschen Autoindustrie mit den neuen Abgasnormen, den Notstand in den USA oder die politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen in Argentinien und der Türkei.
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