Donnerstag, 11.04.2019 10:40 von Klaus Stopp | Aufrufe: 228

EZB vertröstet auf später

Von der gestrigen Sitzung der Europäischen Notenbank (EZB) haben sich nur die wenigsten Marktbeobachter konkrete Aussagen erwartet. Doch nach der unspektakulären Pressekonferenz des im Oktober des Jahres scheidenden Präsidenten bleibt viel Platz für Interpretationen. Es war einfach noch zu früh, um Details zu den sieben Langfristtendern, welche ab September zum Einsatz kommen, bekanntzugeben. Auch äußerte er sich in keinster Weise zu den Überlegungen der Notenbanker bezüglich einer möglichen Freibetragsregelung für Guthaben der Kreditinstitute, wie sie bereits in Japan und der Schweiz praktiziert wird. Schon im Vorfeld hat man aus informierten Kreisen vernommen, dass man sich mit der Prüfung der Negativzinsen noch Zeit lassen wird.

Wir müssen uns also zumindest bis zum 6. Juni oder eventuell sogar bis zum 25. Juli gedulden, bevor Super Mario die Katze aus dem Sack lässt. Vielleicht entscheidet er sich aber auch für ein Splitten der beiden geldpolitischen Maßnahmen, um die Spannung hoch zu halten. So wäre der 6. Juni beispielsweise der ideale Zeitpunkt, um die Konditionen der beschlossenen TLTROs zu veröffentlichen. Denn zu dieser Sitzung werden auch die neuen EZB-Stabsprojektionen als Entscheidungsgrundlage vorliegen und könnten in die Überlegungen mit einfließen. Auf der Sitzung am 25. Juli hingegen könnte man sich ganz auf Maßnahmen zur Entlastung der Banken konzentrieren und damit den Wettbewerbsnachteil mildern. Zumal in absehbarer Zeit keine Änderung der Geldpolitik zu erwarten ist und man mittels der Negativzinsen auch zukünftig eine höhere Kreditvergabe erzeugen möchte.

Dennoch hat Mario Draghi bei der gestrigen Pressekonferenz mit seinen Aussagen erneut die Märkte bewegt. So hat er immer wieder auf die Wachstumsrisiken in der Eurozone hingewiesen und damit die Erwartung einer auf lange Sicht reaktiven Geldpolitik geschürt, was zu einer weiteren Verflachung der Zinskurve führt. Interessant war in diesem Zusammenhang auch seine Aussage, dass man die Inflationsrate nicht bei 2% begrenzen würde. Wir werden also noch einige Monate mit dieser Niedrigzinspolitik leben müssen und sind nach der gestrigen Veranstaltung nicht unbedingt viel schlauer als vorher. Denn am generellen Zinsausblick hat sich nichts geändert, aber dennoch zeigten sich die Investoren in Kauflaune, da „lower for longer“ insbesondere die Aufmerksamkeit auf Anleihen der Peripheriestaaten lenkte.

 

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Baader Bank AG
Klaus Stopp ist Head of Market Making Bonds bei der Baader Bank AG. Baader betreut an den Börsenplätzen Berlin, Frankfurt und München u.a. den Handel mit Anleihen und betreut Deutschlands führende Anleihen-Website Bondboard.
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