|
Nach wie vor lässt die ganze Angelegenheit jede Menge Raum für Spekulation. Im besten Falle ist am Ende nichts dran, im schlimmtsten Falle ist es nur die Spitze des Eisberges. Am wahrscheinlichsten ist irgendwas dazwischen. Im Wesentlichen hatte ich das folgende schon mal geschrieben - hier überarbeitet - aber Meine Einschätzung bleibt weitgehend unverhändert.
Vermutung 1:
1.) Ja, es wurden Beträge falsch gebucht und ein Mitarbeiter (Whistleblower) hat das gemeldet. Soweit so schön. Hierzu lese man das Statement von R&T, und zwar genau! Darin heißt es: "the inquiry is ongoing an dto date we have made noc conclusive findings of criminal misconduct..." - Interpretation: s.u.
2.) In einem ersten Gutachten, das mit heißer Nadel gestrickt wurde, hat R&T dies bestätigt und kriminelles Handeln vermutet.
Hier hätte man als beauftragte Kanzlei besser "die Schnauze" gehalten bevor man sowas rausposaunt. Wenn dann hier voreilige Mitarbeiter entlassen wurden, macht das Sinn. Immerhin wurde die Kanzlei von Wirecard beauftragt. Und der Auftragnehmer sollte nicht zum Schaden des Auftraggebers handeln
3.) Jetzt wird es komplizierter:
Man hat daraufhin (Whistlebower-Meldung) intern die ganzen Buchungen näher durchleuchtet und alle Ungereimtheiten bereinigt, die man gefunden hat. Da dies aufgrund der Komplexität der organisatorischen Strukturen bei Wirecard nicht ganz einfach ist, dauert das eben. Oft ziehen Fehler auch Folgefehler nach sich, wodurch die Suche und Nachsuche ausufert. Das würde erklären, warum ein solcher interner Bericht nicht eben ein oder zwei Monate später bereits vorliegt. Wenn Wirecard alle Ungereimtheiten bereinigt hat, macht es auch Sinn, in der Außendarstellung darzulegen, dass man sauber ist - ist man ja danach auch, zumindest nach bestem Wissen und Gewissen. Man unterstellt intern NICHT, dass Fehlbuchungen absichtlich passiert sind, sondern geht von menschlichen Fehlern aus, es sei denn, kriminelle Absichten wären offensichtlich. Somit würde sich auch erklären, warum auf reuters zu lesen war:
"wirecard says lawfirm found no findings of criminal misconduct", denn: kriminelles Verhalten bedingt den böswilligen Vorsatz.
Bei dieser Aussage von R&T ist, wie bei Juristen so oft, ein kleines Wörtchen entscheidend, und zwar das kleine Wörtchen "criminal" . Man hat also NICHT gar keine Fehlbuchungen gefunden, sondern man hat lediglich keine Fehlbuchungen gefunden, die mit krimineller Absicht verbunden waren. Für jede Fehlbuchung muss der Zahlungsweg nachvollzogen werden. Das dauert einfach und der Aufwand, so etwas nachzuvollziehen steigt exponentiell mit der Anzahl von Ecken und Wegen, über die die Buchungen gelaufen sind. Den letztendlichen Nachweis über den Verbleib der Gelder zu bringen, ist aber entscheidend für die Entlastung von den Vorwürfen. Dafür muss aber alles restlos aufgeklärt werden und zwar, bevor die Staatsanwaltschaft es aufdeckt, denn das wäre peinlich. Es ist also nun ganz schön Druck auf dem Kessel, um alles schnellstmöglich aus der Welt zu schaffen, bevor die Staatsanwaltschaft es findet und dies umso mehr, nachdem Markus Braun in Bezug auf die Financial Times gesagt hat "nichts von dem gesagten ist wahr".
Restlose Aufkärung ist schwierig und dauert und sie muss abgeschlossen sein, bevor die Dokumente in die Hände der Ermittler fallen. Hierdurch wäre auch erklärbar, warum man bei der Durchsuchung in Singapur nicht eine Komplettevakuierung des Beweismaterials in den Büros in Singapur erlauben wollte. Man möchte die Dinge zuerst in Ordnung bringen und dann herausrücken. Wenn man damit weitgehend durch ist, dann wird man die bereits durchgesehenen Unterlagen bereitwillig herausgeben, also diesbezüglich auch "vollumfänglich kooperieren". Bei dem, was noch nicht intern gesichtet und bereinigt wurde, wird man sich da schwerer getan haben - ein gefundenes Fressen für die Klatschpresse, hier von Behinderung der Justiz zu sprechen.
Hier der Link zu dem Statement von Rajah & Tann
https://ir.wirecard.com/websites/wc/German/500/ueberblick.html
Das Dokument liegt hinter dem folgenden Link auf der Homepage von Wirecard.
Rajah & Tann Statement 3. Februar 2019
Sollte dieses Szenario korrekt sein, dann wird sich alles wieder beruhigen, aber es kann dauern und es kann sein, dass noch Unangenehmes an's Licht kommt. Die möglichen Verfehlungen in Höhe von 13 Mio sind im Vergleich zu dem Dreck, den VW, Bayer und andere am Stecken haben, ein absoluter Fliegenschiss! Allerdings muss man in Bezug auf juristische Strafen auch berücksichtigen, dass Wirecard in Bezug auf die Anzahl der Beschäftigten ein Winzling ist und daher nicht über die gleiche Lobby verfügt wie z.B. VW. Ganz ehrlich: Wenn ein Verfahren gegen Zahlung einer Auflage eingestellt wird, dann ist diese Auflage doch nichts anderes als eine juristisch abgesegnete Schmiergeldzahlung.
Vermutung 2:
1.) Ja, es wurden Beträge vorsätzlich falsch gebucht und ein Mitarbeiter (Whistleblower) hat das gemeldet. Der kriminelle Vorsatz ist aber nicht oder nur schwer nachzuweisen, oder aber - das wäre schlimm - man hat diese Buchungen sehr geschickt vertuscht und für alles eine plausible Erklägung gefunden. Auch dann würde das Statement : "the inquiry is ongoing an dto date we have made noc conclusive findings of criminal misconduct..." - passen. Gegen dieses Szenario sprechen die Tweets von Markus Braun - der ist ja nicht bescheuert - oder doch???, allerdings spricht die immer weiter gehende Hinauszögerung des Berichtes dafür.
Auch steht die Frage im Raum: Wurde Rajah & Tann damit beauftragt die Sache zu prüfen oder wurden sie damit beauftragt Wirecard da rauszuholen (Strafverteidigung)?
Fazit:
Es bleibt eine heiße Kiste...
|
Wertung | Antworten | Thema | Verfasser | letzter Verfasser | letzter Beitrag | |
189 | 180.958 | Wirecard 2014 - 2025 | Byblos | Meimsteph | 08:55 | |
10 | 2.378 | Sammelklagen Wirecard! Wer ist dabei? | mrymen | Chaecka | 08.04.24 15:23 | |
797 | das Portfolio | der Portfolio_Thre. | der Portfolio_Thread | 08.01.24 16:43 | ||
22 | 20.193 | Meine Wirecard-Gewinne - Thread! | BorsaMetin | butschi | 19.12.23 12:25 | |
2 | 106 | Ex Polizeipräsident | Stronzo1 | Stronzo1 | 15.08.23 09:51 |