"Was hinter Klostermauern passiert, gilt von jeher als geheimnisvoll. Nicht erst seit Umberto Ecos „Name der Rose“ wird in das verschwiegene Klosterleben alles hineingeheimnist, was anrüchig und verschwörerisch ist.
Bisweilen scheinen Unternehmen heute die neuen Klöster zu sein. Besonders dann, wenn ihre Geschäftsmodelle für Außenstehende wenig transparent sind. Das gibt Raum für allerlei Spekulationen. Vielleicht kann man den Schlagabtausch, der sich seit mittlerweile fast vier Jahren zwischen einem Journalisten der „Financial Times“ und dem deutschen Zahlungsdienstleister Wirecard abspielt, auch so verstehen.
Wirecard ist seit September im Dax mit einem Unternehmenswert von bis zu 24 Milliarden Euro bei einem Jahresumsatz von rund zwei Milliarden Euro. Es ist ein Spezialist für Zahlungsabwicklung, ohne dabei selbst als Unternehmen oder Marke in Erscheinung zu treten. Dafür kassiert Wirecard Gebühren je Transaktion. Wie viel genau, ist ein Geschäftsgeheimnis.
Umstritten war das Unternehmen schon immer. Zu Zeiten des Neuen Marktes hieß es noch Infogenie und verkaufte Software für Call-Center. Schon 2001 wurde es für einen nicht rechtzeitig vorgelegten Geschäftsbericht von der Deutschen Börse gerügt, und sollte als Penny Stock das Segment zwangsweise verlassen, siegte aber vor Gericht. 2004 übernahm der heutige Vorstandsvorsitzende Markus Braun das Ruder und brachte Wirecard in die Gesellschaft ein.
Dem Vorgeplänkel folgte 2008 das erste ernstzunehmende Gefecht. Antagonist war die mittlerweile umstrittene Anlegerschutzvereinigung SdK. Sie sprach von Ungereimtheiten in der Bilanz und nannte den Jahresabschluss 2007 irreführend. Wirecard konterte, die SdK lasse sich von Hedgefonds, die an fallenden Kursen verdienten, für spekulative Attacken instrumentalisieren. Die SdK warf Wirecard vor, den größten Teil seines Umsatzes in Steueroasen mit Glücksspiel-Internetseiten zu machen. Der Aktienkurs fiel um zwei Drittel.
Am Ende erlebte die SdK jedoch ein Waterloo. Nicht nur, dass die Korrektheit des Jahresabschlusses bestätigt wurde. Am Ende landeten die Protagonisten der Vereinigung wegen des Verdachts auf Insiderhandel vor Gericht.
Fast anderthalb Jahre berichtete dann der Internetdienst Gomopa von Geldwäschevorwürfen und angeblichen Ermittlungen. Gomopa steht im Geruch, Negativschlagzeilen zu produzieren, um diese gegen Entgelt wieder verschwinden zu lassen. Wieder tauchte der Wirecard-Kurs ab, und wieder erholte er sich – bevor die große Schlacht begann.
Es war der April 2015, als Dan McCrum, Journalist der renommierten „Financial Times“ (FT) und Kopf des FT-Blogs „Alphaville“, seinen Artikel „The House of Wirecard“ veröffentlichte. Detailreich erhob McCrum Zweifel, etwa an Zahlungen, die vor Übernahmen geleistet wurden, oder am tatsächlichen Wert des immateriellen Vermögens. Das veranlasste Tulu Yunus, Analyst der japanischen Bank Nomura, dieser Kritik zu entgegnen. Vorauszahlungen seien als Beleg üblich und erfolgten auf Treuhandkonten. Das hohe immaterielle Vermögen sei eine Folge der zahlreichen Übernahmen.
Unter den Blog-Lesern fand der Artikel gute Resonanz, und McCrum machte daraus eine Serie: Im gleichen Jahr folgten noch sieben weitere kritische Artikel. Ende 2015 erreichte die Aktiennotierung dennoch neue Höchststände, bevor der Schlagabtausch im Februar 2016 ein neues Niveau erreichte. McCrum berichtete über eine Studie des „Research-Dienstes“ Zatarra – diesmal aber nicht im Blog, sondern in der regulären FT. Zatarras Angriffe waren massiv: Betrug, Bestechung und Geldwäsche lauteten die Vorwürfe. Das Kursziel für die Aktie seien null Euro. Der Kurs fiel um 25 Prozent, und diverse Hedgefonds machten ein gutes Geschäft.
Ein Sozialarbeiter als Leerverkäufer
Wirecard nannte die Vorwürfe substanzlos und „vollumfänglich falsch“. Doch der Schaden war erst einmal angerichtet. Am Ende ging die Attacke ähnlich aus wie im Fall der SdK. Mitte Dezember 2018 beantragte die Staatsanwaltschaft München einen Strafbefehl gegen den Herausgeber von „Zatarra“, den britischen Spekulanten Fraser Penning, einen ehemaligen Sozialarbeiter, der sein Geld schon lange mit Leerverkäufen von Aktien verdient.
Das war kurz bevor die FT nun abermals auf den Plan trat und wieder mehrfach in ihrer regulären Ausgabe neue Vorwürfe erhob, die Wirecard als falsch, irreführend und verleumderisch bezeichnet und juristisch gegen die Zeitung vorgehen will. Dennoch fiel der Aktienkurs wieder einmal – um bis zu 42 Prozent. Nach Informationen der F.A.Z. sollen Leerverkäufer vorab über den Zeitpunkt der Veröffentlichung der Berichte der FT informiert worden sein. Wie die neueste Runde der schier ewigen Duelle ausgeht, muss sich noch zeigen. Das letzte wird es nicht gewesen sein."
Dan Mccrum hat schon 2x in Klo gegriffen, und dabei wurde mit Leerverkäufern zusammengearbeitet.
Und es gibt immer noch Leute die ihm diesmal glauben?
Warum?