QUELLE: 4Investors.......
Raus...raus.....
Wirecard: Staatsanwaltschaft ist alarmiert - Rating ausgesetzt
22.06.2020 12:33 Uhr - Autor: Michael Barck Michael Barck auf Twitter | 4investors auf: Twitter | Google News | Facebook
In der Nacht von Sonntag auf Montag hat sich die Lage bei Wirecard dramatisch zugespitzt. Spielte der Konzern bisher unter dem mittlerweile gegangenen CEO Markus Braun als Opfer von Verschwörungstheorien und Betrug, so scheint man unter dem neuen CEO James Freis anders mit den Geschehnissen rund um das Drittpartnergeschäft und die angeblichen Treuhandkonten in Asien umzugehen.
„Der Vorstand der Wirecard AG geht aufgrund weiterer Prüfungen derzeit davon aus, dass die bisher zugunsten von Wirecard ausgewiesenen Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von insg. 1,9 Mrd. Euro mit überwiegender Wahrscheinlichkeit nicht bestehen”, hieß es in der Ad-Hoc-Mitteilung heute Nacht. Mehr noch: „Der Vorstand geht außerdem davon aus, dass die bisherigen Beschreibungen des sog. Drittpartnergeschäfts (Third Party Aquiring) durch die Gesellschaft unzutreffend sind. Die Gesellschaft untersucht weiter, ob, in welcher Art und Weise und in welchem Umfang dieses Geschäft tatsächlich zugunsten der Gesellschaft geführt wurde”, so das Unternehmen das zugleich vorläufige Zahlen und Prognosen für die Gesamtjahre 2019, 2020 und das erste Quartal 2020 zurück zog. Alles hierzu im heutigen großen 4investors-Bericht: hier klicken.
Das Eingeständnis ruft die Staatsanwaltschaft auf den Plan. Wie die Nachrichtenagentur dpa-AFX meldet, könnten auf den Konzern weitere Ermittlungen der Behörden zukommen. „Wir prüfen alle in Betracht kommenden Straftaten”, sagt heute eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I. Auch gegen das Management um den früheren Konzernchef Markus Braun wird ermittelt. Teile des Managements sind weiter im Amt, so Alexander von Knoop, seit 2018 Finanzvorstand des Konzerns und zuvor bei der Wirecard Bank im Vorstand und Geschäftsführer der Wirecard Acquiring & Issuing GmbH, sowie Susanne Steidl, die seit 2018 als CPO im Vorstand von Wirecard aktiv ist und zuvor ebenfalls bereits langjährig für Wirecard arbeitete, unter anderem als Managing Director Wirecard North America Inc.
Auch die Ratingagentur Moody´s reagiert auf die Neuigkeiten und setzt das Rating für Wirecard aus. Zuletzt hatte die Agentur ihr Rating für Wirecard bereits um sechs Stufen von „Baa3” auf „B3” gesenkt. Die Entwicklungen dürften Wirecards Position in den laufenden Verhandlungen mit den kreditgebenden Banken weiter schwächen.
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Wirecard Skandal - neuer Schock: Es ist alles noch viel schlimmer!
22.06.2020 07:51 Uhr - Autor: Michael Barck Michael Barck auf Twitter | 4investors auf: Twitter | Google News | Facebook
1,9 Milliarden Euro weg, Bilanzkorrekturen drohen und eine Gewinnwarnung oben drauf: Wirecard befindet sich völlig in der Krise - und die ist existenzbedrohend. Bild und Copyright: Wirecard.
1,9 Milliarden Euro weg, Bilanzkorrekturen drohen und eine Gewinnwarnung oben drauf: Wirecard befindet sich völlig in der Krise - und die ist existenzbedrohend. Bild und Copyright: Wirecard.
Kaum sind bei Wirecard CEO Markus Braun und COO Jan Marsalek von Bord, wird klar: Der Bilanzskandal bei dem DAX-Konzern ist viel größer als die Süddeutschen bisher eingeräumt haben. Eine Ad-Hoc-Mitteilung der Gesellschaft von heute Nacht schockt die noch verbliebenen Wirecard-Aktionäre erneut und Wirecards Aktienkurs stürzt vorbörslich erneut regelrecht ab. Mit 25,82 Euro aus dem Freitags-Handel im XETRA-System der Frankfurter Börse gegangen, liegen aktuelle Indikationen für Wirecards Aktienkurs auf der Handelsplattform von Lang & Schwarz aktuell nur noch bei 15,00/16,00 Euro.
Was ist passiert? Neuigkeiten von Wirecard zu den fehlenden 1,9 Milliarden Euro Treuhand-Guthaben und dem umstrittenen Drittpartnergeschäft zeigen, dass die Probleme der Gesellschaft existenzbedrohend werden. Wie stark sich die Gesellschaft unter Druck sieht, zeigt der letzte Satz der Ad-hoc-Meldung: „Um Missverständnisse zu vermeiden teilt die Gesellschaft mit, dass ihre IT Systeme ohne Einschränkungen weiterarbeiten”, meldet Wirecard. Man will damit wohl einer Panik unter den Payment-Kunden und den Kunden der eigenen Wirecard Bank vermeiden, die laut Neunmonatsbilanz 2019 1,72 Milliarden Euro an Einlagen bei Wirecard geparkt haben. Die Gesellschaft hatte zuletzt Kunden klassischer Banken mit vergleichsweise hohen Zinsen auf das Girokonto geködert.
Derweil verschärft sich die Katastrophe um die Treuhandguthaben: „Der Vorstand der Wirecard AG geht aufgrund weiterer Prüfungen derzeit davon aus, dass die bisher zugunsten von Wirecard ausgewiesenen Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von insg. 1,9 Mrd. Euro mit überwiegender Wahrscheinlichkeit nicht bestehen”, meldet Wirecard in der Nacht. Damit müsse man auch „die Annahmen über die Verlässlichkeit der Treuhandbeziehungen in Frage stellen”, so das DAX-notierte Unternehmen. Es wird noch schlimmer für Aktionäre der Gesellschaft. Auch die Zahlen des Drittpartnergeschäfts - ohnehin umstritten und eine der kritischen Punkte im jüngst veröffentlichten KPMG-Audit - scheinen falsch zu sein. „Die Gesellschaft untersucht weiter, ob, in welcher Art und Weise und in welchem Umfang dieses Geschäft tatsächlich zugunsten der Gesellschaft geführt wurde”, so Wirecard hierzu.
Zahlen für 2019 und die Vorjahre falsch?
Eine Gewinnwarnung für 2019 und das erste Quartal sowie das Gesamtjahr 2020 gibt es zusätzlich oben drauf. Bisherige Aussagen zu den Zahlen und Prognosen dieser Zeiträume zieht der Konzern zurück. Auch die vorangegangenen Bilanzen zieht das Management um die neuen CEO James H. Freis in Zweifel: „Mögliche Auswirkungen auf die Jahresabschlüsse vorangegangener Geschäftsjahre können nicht ausgeschlossen werden”, heißt es in der Ad-Hoc des DAX-notierten Unternehmens.
Wirecard befindet sich längst im völligen Krisenmodus, die Existenz ist bedroht. Die Gespräche mit Banken seien weiter konstruktiv, heißt es zwar. Doch wie sehr die Banken nach den neuen Meldungen noch Bereitschaft zeigen, das Unternehmen zu stützten, muss sich zeigen. Wirecard hat sich Hilfe der Investmentbank Houlihan Lokey gesichert - die Bank berät den Konzern und ist auf extrem schwierige Restrukturierungs- und Insolvenzfälle spezialisiert und war unter anderem auch bei Enron und Steinhoff involviert. Zudem wird man massiv Kosten kürzen müssen: „Darüber hinaus prüft die Gesellschaft eine Reihe weiterer Maßnahmen um eine Fortsetzung des Geschäftsbetriebs zu gewährleisten, einschließlich Kostensenkungen sowie Umstrukturierungen, Veräußerung oder Einstellungen von Unternehmensteilen und Produktsegmenten”, so Wirecard.