uns nicht einschüchtern. Selbst Massenmord kann und darf nicht zur Schere im Kopf aufgeklärter Menschen führen. Ansonsten hätten die Feinde der Freiheit ihr Ziel erreicht.
Es geht nicht darum, ob Religionen gut oder böse sind. Es geht darum, dass Menschen gut und böse sein können. Wir dürfen nicht das Kind mit dem Bade ausschütten. Seien wir wachsam, aber verallgemeinern wir nicht. Nicht jeder Muslim ist ein potenzieller Verbrecher, nicht jeder Christ ist ein Guter.
Achtung vor denen, die es immer schon gewusst haben. Und vor denen, die jetzt einfache Erklärungen anbieten, die schwarz und weiß malen, aber keine Grautöne kennen. Bewegungen wie Pegida in Deutschland muss man ernst nehmen, aber man muss ihnen nicht unkritisch nachlaufen.
Wer nichts weiß, muss alles glauben. Das gilt ganz besonders in religiösen Fragen. Ist das Wissen in unserer Gesellschaft schon über das Christentum mangelhaft, so ist es über andere Religionen wie den Islam, das Judentum oder den Buddhismus gar nicht vorhanden. Wir brauchen rasch eine religiöse und gesellschaftspolitische Bildungsoffensive. Keine Werbekampagne für ein einzelnes Glaubensbekenntnis. Es geht darum, das andere, das Fremde, das uns so viel Angst einflößt, zu verstehen, was nicht heißt, dass man auch Verständnis dafür haben muss.
Wir lassen keine Radikalisierung unserer Sprache zu. Sie ist die Vorstufe für die Radikalisierung unseres Handelns. Wenn bestimmte Gruppierungen jetzt von der Rettung des christlichen Abendlandes vor dem radikalen Islam fantasieren, so sollten wir hinterfragen, wie christlich diese Retter sind.
Wir sollten Dinge wieder beim Namen nennen. Wir haben uns in den vergangenen Jahren in einer tugendhaften Schweigespirale selbst gefangen genommen. Das ist nicht nur so, wenn wir Probleme der Migration und des Zusammenlebens mit Menschen aus anderen Kulturen vornehm verschweigen oder über sie hinwegsehen.
Wir helfen damit weder uns selbst noch den betroffenen Zuwanderern. Eine "Das darf man aber nicht sagen"-Mentalität hat weite Bereiche unseres Lebens erfasst. Wer sich nicht dem Mainstream
der Meinungswächter unterwirft, dem bläst der Shitstorm um die Ohren. Ein kleines Beispiel gefällig? Wer es etwa wagt, den von Menschen gemachten Klimawandel zu hinterfragen, wird wie ein Aussätziger behandelt.
Wir müssen wieder lernen, offen und sachlich über alle Lebensbereiche zu diskutieren und unangenehme Wahrheiten nicht unter der Tuchent zu halten. Sonst kommt es eines Tages zur Explosion. Das ist wie bei einem Kelomat. Unsere Gesellschaft steht extrem unter Druck. Die Luft muss raus. Das geht nur mit Rede und Gegenrede und nicht mit Emotion und Eskalation. Dazu gehört das offene Visier und dazu gehört vor allem mehr Wissen über unsere Mitmenschen.