Gold & Gesellschaft: Abschied von der Banker-Herrenrasse?
Paul Volcker ist ein Mann von gestern. Mit 82 Jahren müsste man eigentlich keinen Berater-Job mehr annehmen. Schon gar nicht den eines frisch gewählten US-Präsidenten. Er tut es trotzdem – obwohl seine Gegner mindestens den gleich guten Zugang zu seinem Chef haben wie er selbst.
Dabei wurde er erst im Jahr 1987 von dem damaligen Präsidenten Ronald Reagan seines Amtes als Chef der Notenbank FED verwiesen, das er acht Jahre innehatte. Reagan brauchte einen kreativen Gelddrucker an der Spitze der FED, der den Übergang von einer Zwei-System-Weltordnung mit dem Untergang der Sowjetunion zu einer US-zentrischen Weltordnung finanzierte.
Der neue Maestro hieß Alan Greenspan – und seine legendären Entscheidungen haben im Wesentlichen dazu beigetragen, das Weltfinanz-System an den Rande des Abgrundes zu bringen.
In der Folge dieser Entscheidung weitete sich der Apparat der Banken- und Finanzinstitute zu einem riesigen Wirtschaftszweig der anglo-amerikanischen Weltordnung aus. Bislang dienten die Banken der Geldversorgung und der Investitions-Tätigkeit der Unternehmen. Von nun ab drehte sich der Spieß um und das Spiel der Banken geriet immer mehr zum Selbstläufer, der mit der Realwirtschaft als angegliederter kleinen Produktions-Stätte kaum mehr etwas am Hut hatte.
Die FTD zitiert in ihrem gestrigen Beitrag unter dem Titel Obamas kauziger Berater Paul Volcker auf einer Veranstaltung: Ich war neulich auf einer Veranstaltung, keine Ahnung, was ich da eigentlich gemacht habe, wahrscheinlich irgendeine Rede gehalten. Jedenfalls habe ich einen der geistigen Väter dieser tollen, neuen Finanzderivate, einen früheren Nobelpreisträger, gefragt, was das Zeug eigentlich zum Bruttosozialprodukt oder zur Produktivität beigetragen hat. Er schaute sich um und flüsterte mir ins Ohr: Paul, überhaupt nichts.
Die Deregulierung der Finanz-Märkte und die Aufhebung der Trennung zwischen Einlagen-Banken und Investment-Banken hat ein unkontrollierbares Finanzmonster geschaffen, das kaum zu zähmen ist. Noch viel schlimmer wirkt jedoch die Tatsache, dass die sich als neue Herrenrasse sehenden Banker nun mit ihren Spekulations-Geschäften praktisch ungehindert die Spareinlagen von hunderten von Millionen Bürgern verspielt haben.
Das Ergebnis können Viele nur erahnen, Informierte sehen es jetzt schon: Die Spareinlagen sind zum größten Teil durch undurchsichtige und praktisch wertlose Finanz-Produkte verspielt worden. Deshalb will Volcker auch wieder die Trennung zwischen Banken, die den Einlage- und Zahlungsverkehr sicherstellen auf der einen Seite, und Investmentbanken, die an den Märkten spekulieren und Finanz-Akrobatik betreiben auf der anderen Seite. Das macht es einfacher, eine solche sich zu Tode verspekulierende Investmentbank schnell zu Grabe zu tragen.
Derzeit fühlen sich die Herren aber sicher, weil mit ihrer Verflechtung mit den Spareinlagen deren Tod auch mit dem Eingeständnis verlorener Spareinlagen einhergehen würde. Das erklärt auch deren unglaubliche Arroganz, die sie Politikern und den verdutzten Bürgern gegenüber an den Tag legen.
Da kommt nun Super-Volcker und will das Ende dieser selbsternannten neuen Herren durch ein paar Eingriffe in die Markt-Regulierung einläuten: Im Krisenfall sollen für Banken schnelle Begräbnisse und keine lebenserhaltenden Maßnahmen wie für die deutsche Hypo-Real Estate her. Die FTD beschreibt das wie folgt: Die Bestattung solle eine Abwicklungsbehörde übernehmen. Das wäre eine Sache von Tagen, wenn nicht Stunden. Die Behörde liquidiert oder fusioniert das entsprechende Finanzinstitut, schmeißt das Management raus, die Aktionäre verlieren ihr Geld, die Gläubiger werden nach ihrer Rangordnung bedient, wenn überhaupt.
Wenn das alles so vom US-Kongress beschlossen wird, dann verdrängt der Mann von gestern die Banker von heute: Jürgen Fitschen, Firmenkundenvorstand der Deutschen Bank fühlte sich auf einer Veranstaltung zwischen dem Ex-Fed-Chef Volcker und dem EZB-Chef Trichet wie der böse Bube und versuchte es mit einer kontrollierten Offensive. Wir machen nur, was unsere Kunden wollen, wir sind keine Eigenhandelszocker.
Keiner glaubte ihm diese Aussage – und fortan wurde es ruhig um Fitschen. Vielleicht sind die Männer von gestern doch die besseren Banker von morgen. Die heute regierende Banker-Herrenrasse hat das System und damit auch sich selbst ad absurdum geführt. Es fehlt nur noch jemand, der ihnen erklärt, dass ihrer neuer Job bestenfalls auf den Feldern zu finden wird. Das würde zur ihrer ansonsten rein proletarischen Lebenseinstellung auch gut passen.
Aktuelle Entwicklung an den Gold-Märkten
Gold schwankte im Laufe des heutigen Vormittags recht lustlos um die Marke um $1.135; das heißt praktisch unverändert im Vergleich zum letzten Freitag. Diese Entwicklung setzte sich vom asiatischen Markt bis zum Londoner Vormittags-Handel fort.
Der A.M. Fix kam mit $1.134,00 (EUR 831,32) zustande.
Auch zum Nachmittags-Handel und zu Beginn des Handels an der New Yorker COMEX tat sich kaum etwas.
Die Situation wurde langsam verdächtig – welche Partei hatte welche Aktionen für den Nachmittag vorgesehen.
Kurz vor dem Londoner P.M. Fix um 16:00 Uhr MEZ hatten wir Gewissheit. Plötzlich fiel der Goldpreis wie aus dem Nichts um knapp zehn Dollar. Der P.M. Fix zeigte dies mit einem Kurs von $1.125,75 (EUR 823,52) an.
Das Gold-Kartell ist also back-on-stage. Die Drückung ging diesmal vom Londoner Handel aus. Obwohl dort physisches Gold gehandelt wird, sagt dies trotzdem nichts darüber aus, ob die physischen Goldhandels-Geschäfte auch in einer wirklichen Lieferung resultieren. Denn in London werden täglich über 500 Tonnen Gold gehandelt. Bei wenigen tausend Tonnen Golderzeugung und Recycling pro Jahr werden also in großem Umfang Geschäfte zwischen den Gold-Kartell Banken abgeschlossen, die gar nicht das Ziel haben, Gold physisch zu liefern.
So kann beispielsweise die Deutsche Bank der HSBC am Tag X 300 Tonnen Gold verkaufen. Am nächsten Tag (X+1) kauft die Deutsche Bank von HSBC die gleiche Goldmenge wieder zurück. So kann man den Durchschnittspreis beim Gold, der in London ermittelt wird, gut drücken. Der einzige Wermutstropfen ist, dass die wirklichen Käufer so zu tendenziell billigeren Gold kommen. Letztendlich müssen Deutsche Bank, HSBC etc das Gold, was sie an die echten Goldnachfrager so billiger verkauft haben, auch liefern.
In der Vergangenheit haben die Zentralbanken mit ihren Beständen nachgeholfen, dieses physische Defizit auszugleichen. Nachdem die offiziellen Verkäufe aber praktisch auf Null zusammengebrochen sind und auch die heimlich abgewickelten Gold-Leihgeschäfte ihr Ende gefunden zu scheinen haben, klappt es nicht mehr richtig mit dieser Strategie.
Immer mehr physisches Gold der Schein-Geschäfte in London zwischen den Gold-Kartell Banken fließt ab und macht diese Art der Manipulation immer schwieriger. Bestimmte Marktkommentatoren vermuten bereits, dass ein Vielfaches (Faktor zehn und mehr) an Gold-Kontrakten an der LBMA verkauft wurde als physisches Gold in den Lagern der Depotbanken der LBMA lagert. Das ganze System kann sich also mit einem großen Knall in Luft auflösen, wenn bestimmte Parteien ihr Gold physisch haben wollen.
Heute hat es jedoch noch einmal funktioniert. Zwar hat man den Goldpreis nur um zehn Dollar drücken können – aber man braucht anscheinend diese Initiative, um den Goldpreis unter Kontrolle halten zu können.
Zum Ende des COMEX-Handels tat sich nicht mehr viel und Gold beendete den Handel mit $1.125,00 um circa zehn Dollar niedriger als am letzten Freitag.
Der US-Dollar war heute bis auf einem marginalen Verlust von 0,1 Punkten stabil bei 80,4 (USDX). Die Renditen der 10-jährigen Staatsanleihen verharrten bei 3,7 Prozent.
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