Gold & Gesellschaft: Euro Mayhem
Der Euro fällt und fällt; heute wieder um 1,5 Prozent. Dabei hatte der Euro vor wenigen Tagen noch seinen Höchststand bei $1,51 verzeichnen können. Innerhalb der letzten Tage hat die europäische Gemeinschafts-Währung damit 5 Prozent ihres Wertes eingebüßt.
Das einzige, womit sich die EZB derzeit noch zu helfen weiß ist, die Gold-Märkte mit 400oz-Barren aus den Reserven der EZB-Staaten zu fluten. Wenn man schon das Gemetzel gegenüber dem US-Dollar nicht aufhalten kann, dann will man wenigstens ein einigermaßen gutes Bild gegen den eigentlichen Feind des Euros, dem Gold, abgeben.
Die Probleme stecken tief im System. Die Griechenland-Krise verschärft sich täglich. Jetzt hat auch die dritte Rating-Firma, Standard & Poors, die Kreditwürdigkeit der griechischen Staatsanleihen um eine Stufe auf BBB+ gesenkt. Die griechische Regierung versucht derweil ihre schon die letzten Jahre erfolgreiche Salami-Taktik anzuwenden: Daten und Statistiken in eklatanter Art und Weise zu fälschen, wortleere Versprechungen gegenüber der EU-Kommission abzugeben und im Hintergrund ihren eigenen Mitbürgern zu versichern, dass an den Grundfesten des Sozialstaates natürlich nicht gerüttelt werden würde.
Selbst die Ankündigung von Einschnitten hat derweil zu massiven Protesten und Streiks geführt. Die griechische Regierung kann nichts gegen die Macht der Gosse ausrichten. Da sind die Regierenden in Athen noch viel hilfloser als unsere französischen Nachbarn, die auch eine ausgeprägte Kunst entwickelt haben, Reform-Vorhaben auf Druck der Straße wieder zurückzunehmen.
Keiner der EU-Staaten will in der Zwischenzeit den Griechen zur Hilfe kommen. Die Zeiten der Scheckbuch-Diplomatie, wo man alle Krisen mit Hilfe von zusätzlichen Geldern der Nettozahler erstickt hat, sind wohl endgültig vorbei. Außerdem sind die Verfehlungen der Griechen so eklatant, dass es sich wohl keine deutsche Regierung erlauben könnte, Griechenland zur Hilfe zu eilen. Wahrscheinlich laufen im Hintergrund Rettungs-Pakete der EZB. So kauften wohl eine Reihe von griechischen Banken zur Emission anstehende Staatsanleihen auf. Diese Papiere werden dann wahrscheinlich in kürzester Zeit bei der EZB gegen frische Euro-Liquidität hinterlegt – Monetarisierung pur.
Griechenlands Probleme seien aus der Porto-Kasse der EU-Staaten bezahlbar, wurde vor kurzem noch behauptet. Das hat auch Helmut Kohl bei der deutschen Wiedervereinigung behauptet, als er die Altlasten der "DDR" mit der Verwässerung der Deutschen Mark nebst den Sozial-Kassen bezahlen wollte. Obwohl die Gesamt-Bevölkerung der "DDR" kleiner als die des Bundeslands Nordrhein-Westfalen war, schien sich hier aber einer verschätzt zu haben. Nach einem anfänglichen massiven Wirtschafts-Aufschwung geriet Deutschland in einer lange Rezessions- und Stagnations-Phase. Michael Glos ätzte damals im Bundestag: Wenn man vom kranken Mann Europas sprach, dann schauten die Deutschen auf die Anderen; jetzt müssen sie in den Spiegel schauen.
Am Montag dachte man darüber hinaus, die Kärntner Hypo durch eine Verstaatlichung retten zu können. Aber auch hier brodelt es weiter. Die Bayerische Landesbank hat knapp vier Milliarden Euro bei ihrem kurzen Engagement in der Hypo verloren. Und jetzt werden noch weitere Bayern LB spezifische Abschreibungs-Risiken bekannt. Auch die Hypo scheint für ihre neuen Gläubiger ein Geld-Grab zu werden. Nicht ohne Grund wollte die Bayerische Staatsregierung diese Bank um Teufel komm raus loswerden. Das scheint inzwischen auch die Linie für die Bayern LB zu werden.
Das Thema Dubai und Abu Dhabi ist auch noch nicht durch. Hier hängt das britische Bankenimperium am seidenen Faden. Und mit diesem auch die Deutsche Bank, die inzwischen mehr britisch als deutsch ist.
Aktuelle Entwicklung an den Gold-Märkten
Die heutige Entwicklung am Gold-Markt war geprägt von massiven Eingriffen aus Richtung des EZB-Bankensystems. Die Gründe habe ich in dem obigen Bericht dargelegt. Im Gegensatz zu der US-Regierung scheinen ausgewählte EZB-Banken noch über ausreichend Gold zu verfügen, um erheblichen Schaden am Gold-Markt hervorrufen zu können.
Mit dem durch die Euro- und Dubai-Krise stark steigenden Dollar stand Gold heute noch zusätzlich unter erheblichen Druck. Der A.M. Fix kam mit $1.212,50 (EUR 781,53) bereits um $14 niedriger als gestern und der P.M. Fix mit $1.117,00 (EUR 777,86) schon $21 niedriger als vor 24 Stunden zustande. Diese Aktionen haben wir zum Höhepunkt der Dubai-Krise ebenfalls beobachten können.
So war es dann im Wesentlichen das Londoner Banken-Kartell unter Führung der HSBC und der Deutschen Bank, die nach Schluss des Handels in London im Derivate-Markt an der COMEX weiteren erheblichen Schaden anrichten konnten. Zum Schluss des Handels an der COMEX stand Gold bereits bei $1.106,80 und damit $28 niedriger als noch am gestrigen Tag.
Während der Euro-Preis von Gold bis zum Londoner P.M. Fix stabil blieb, führte erst die Aktion im Derivate-Handel zu einem massiven Verfall von Gold in Euro. Das entsprach ganz den Vorgaben der Auftraggeber vom europäischen Kontinent.
Für Barack Obama muss der stetig ansteigende Dollar-Kurs ein Schlag ins Gesicht seiner Industrie-Politik sein, die darauf abzielt, bestimmte Industrien wie beispielsweise die Auto-Konzerne zumindest in den USA wieder wettbewerbsfähig zu machen. Derzeit steigt und steigt das Handelsbilanz-Defizit der USA in unbekannte Höhen; und das trotz Rezession.
Ich glaube deshalb nicht, dass die beobachteten Drückungs-Aktionen koordiniert sind. Vielmehr versucht sich ein untergehender Kontinent zu retten. Und dieser Kontinent ist nicht Nordamerika. So paradox dies klingen mag: Der US-Dollar wird derzeit eher als ein Rettungsanker betrachtet, als der Euro. Griechenland, Irland, Spanien und Italien sind im Prinzip auch in viel schlechter Situation als die USA.
Im Prinzip könnte die US-Regierung gegen Europa agieren, indem sie selber langsam dasjenige Gold zurückkauft, dass die EZB-Banken nebst den bankrotten Staaten des Nahen Ostens derzeit auf den Markt werfen. Damit könnte der Dollar wieder gesenkt werden und die US-Industrie würde wieder konkurrenzfähiger.
Die Kollegen vom Gold-Kartell nehmen ihre heutige Aufgabe aber besonders Ernst: Nach Schluss des Handels an der COMEX wurde Gold um weitere zehn Dollar auf $1.097,10 im Access Handel gedrückt. Der Schaden summiert sich heute auf $40,40 bei Gold, 56 Cent bei Silber aber nur $26 bei Platin.
Der US-Dollar Index (USDX) ist heute um 0,8 Punkte auf 77,8 gestiegen. Auch die US-Treasuries konnten von dem starken Dollar profitieren: Die Real-Rendite nahm heute um 0,1 Punkte auf 3,5 Prozent ab. Damit stieg der von mir erfasste Quotient aus dem USDX und den Renditen heute stark um 0,8 Punkte auf 22,2 Punkte an.
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