Ich befasse mich nun schon seit meinem 12. Lebensjahr mit der Börse.
Noch ein paar Jahre früher war schon das Interesse an ausländischen Währungen geweckt.
Damals konnte man noch unbürokratisch und vor allem gebührenfrei für 2 oder 3 DM seines Taschengeldes bei der Raiffeisenbank oder Sparkasse seines Vertrauens einige Tausend jugoslawische Dinare oder italienische Lire kaufen und auf eine "Kurssteigerung" hoffen, die selbstredend ausblieb. Immerhin bekam man damals bündelweise "kleine Dinar oder Lire Scheine" und der Kassierer war wohl froh, dass er das Zeug los wurde :o)
Aber es hatte auch sein gutes. Man befasste sich schon damals mit der Wirtschaft solcher "Schwachwährungsstaaten".
Warum ich nun dieses Posting so beginne hat einen einfachen Grund.
Wo hört man heute noch etwas von der Problematik von grossen Aussenhandelsdefiziten ?
Immer nur, der Euro muss gerettet werden, die Problemstaaten müssen sparen - ihren Haushalt in Ordnung bringen etc.
Ja gut, die Problemstaaten müssen ihren Haushalt in Ordnung bringen. Und was ist mit dem Defizit im Aussenhandel, das beispielsweise bei Griechenland 30 Milliarden € pro Jahr beträgt ? Kann man das so laufen lassen ?
Wie bzw. wer bezahlt diese Lücke, diesen Fehlbetrag der sich zwischen Griechenland Ein- / und Ausfuhren ergibt.
Nehmen wir nochmals Jugoslawien vor 1990. Kein Krieg. Noch ein souveräner, einheitlicher Staat, allerdings finanziell höchst angespannt.
Im Vergleich zu heute bei ausländischen Kreditgebern mit "bescheidenen" 19 Milliarden US-$ verschuldet, erwirtschaftete es in den 1980er Jahren Jahr für Jahr runde 2 Milliarden US-$ Miese im Aussenhandel.
Auf die Dauer war das nicht mehr zu finanzieren und war ein grosser Faktor für das Abgleiten in die Hyperinflation und die totale Entwertung des Dinar bis zum Währungsschnitt vom 1. Januar 1990.
Bei der DDR, der VR Polen, der VR Ungarn etc. übrigens das gleiche Problem, nur liess man bis auf die VR Polen die Geldentwertung nicht offen zu Tage treten.
Also Eurorettung mit Ausgleich des Staatshaushalts und gleichzeitiger Beibehaltung von Aussenhandelsdefiziten scheint mir persönlich ziemlich rätselhaft zu sein. Ich weiss nicht wie das funktionieren soll.
Schauen wir doch einmal in einen einfachen Weltalmanach, den man im Buchhandel für gut 20 Euro kaufen kann.
Man muss kein grossartiger Volkswirtschaftler sein um dann diese simple Analyse vorzunehmen:
- Spanien hat eine Lücke zwischen Import und Export von ca. minus 50 Milliarden Euro
- Griechenland hat eine Lücke zwischen Import und Export von ca. minus 25 Milliarden Euro
- Grossbritannien (kein Euro- aber EU-Mitglied hat eine Lücke zwischen Import und Export von ca. minus 50 Milliarden Euro
- Polen (kein Euro- aber EU-Mitglied hat eine Lücke zwischen Import und Export von ca. minus 10 Milliarden Euro
- die USA haben mit hunderten von Milliarden eine Riesenlücke die mit ach und krach finanziert werden kann
etc., etc., etc.
Also wenn man im internationalen Handel mehr ausgibt, als einnimmt, so wächst diese Schuld Jahr für Jahr unabhängig davon, ob der Staatshaushalt saniert ist oder nicht.
Sicher, es wird einfacher und zinsgünstiger "frisches Geld" aufzunehmen, wenn man einen "soliden Staatshaushalt" aufweisen kann, aber irgendwann kommt man an den Punkt, wo es keine weitere Finanzierung mehr geben kann, weil einfach keine Mittel mehr dafür da sind.
Gesetz den Fall es bliebe bei einer stabilen Währung.......diese Mittel kann man allerdings schaffen. Einfach dadurch indem man die Notenpresse schneller rotieren lässt und die Wirtschaft inflationiert, d.h. die Währung "kontrolliert ?" entwertet.
Und genau da sehe ich die Euro-Staaten angelangt.
Hierzulande reibt man sich wohl die Augen, wie das sein kann - ein Ding der Unmöglichkeit-, aber der Zug ist meines Erachtens schon lange in diese Richtung abgefahren und Leute die sich mit dieser Materie schon vorher befasst haben konnten das auch schon voraussehen.
Der von mir hoch geschätzte Alfred Herrhausen übrigens schon Ende der 1970er (!) Jahre. "Deutschland wird im Falle einer zukünftigen europäischen Währungsunion von seiner gewohnten Stabilitätspolitik abrücken und die weicher gehandthabte Fiskalpolitik der anderen Staaten annehmen müssen....."
Das Ende vom Lied ? Kommt es zu keiner Inflationierung der Wirtschaft ist die Alternative meines Erachtens kurz- bis mittelfristig der Kollaps der Wirtschaft. Und ob das gewollt bzw. gewünscht ist, wage ich zu bezweifeln.... Soviel zu den "Sparbemühungen" und deren langfristigem Erfolg.....
Seifenblasen.