In der Öffentlichkeit wird zwar immer oder hauptsächlich nur von den insolventen Griechen gesprochen, das Problem ist jedoch die weltweite Verschuldung. Die neuen Konjunktur- Aufschwungshoffnungen aus den USA sind nur geschürt, insgesamt ist die Lage dort noch dramatischer als in Europa. Griechenlands BIP ist, gemessen an der Rest-EU, unbedeutend. Der Unterschied zu den USA ist jedoch, dass es keine „Vereinigten Staaten von Europa“ gibt, und die einzelnen Euroländer ihre eigenen nationalen Interessen vertreten. Außer Deutschland vielleicht. Die Sache mit Griechenland ist dennoch höchst brisant: Papandreou macht offensichtlich auf "Politik Brüning" der Weimarer Repuplik um zu zeigen, dass die "von außen" aufgezwungenen Sparziele nicht durchgesetzt werden können. Der Aufstand im eigenen Volk wird bewusst provoziert. In Weimar ist das, wie wir aus der Geschichte gelernt haben, nicht gutgegangen!
Deutschland dagegen war in den letzten 60 Jahren immer schon der Zahlmeister, nicht zuletzt wegen des immer noch anhaftenden WK-II Schuldkomplexes. Die heutige Generation hat mit Hitler aber genauso wenig (oder viel) zu tun wie die Franzosen mit Napoleon. Spätestens bei der zweiten Nachkriegsgeneration zieht diese Verantwortlichkeit nicht mehr. Und dass die Griechen, bei allem Verständnis für Ihren Unmut, immer wieder die alte Nazi-Karte ausspielen, macht sie bei der neuen Generation von Deutschen auch nicht gerade sympathisch. Die Jugend in Deutschland hat in den letzten Jahren ebenso gewaltige Einschnitte hinnehmen müssen, wenn sie nicht gerade finanzkräftigen Eltern im Hintergrund haben. Studiengebühren, endlose Praktika, und - trotz guter Ausbildung - oft nur schlecht bezahlte und befristete Arbeitsverträge. Deutschland hat den Wandel von der einstigen Mittelstandsgesellschaft längst in die Zwei-Klassen Gesellschaft vollzogen, wobei die missglückte Integration vieler Zuwanderer die Situation noch weiter verschärft. Das, was wir in den letzten Jahrzehnten noch als Wohlstand wahrgenommen haben, war den Ersparnissen der Nachkriegsgeneration geschuldet, diese sind inzwischen (real) aufgezehrt.
Der Virus der Überschuldung hat auch Italien und Spanien angesteckt, die kürzlich erst im Rating degradiert wurden. Ebenso Frankreich. Wie sollten solche Volkswirtschaften gerettet werden? Es ist doch so, dass JEDE Nation ihr eigenes Schuldenprobleme hat, die sie selbst nicht einmal lösen kann. Spanien befindet sich zudem auch noch in einer tiefen Depression.
Frankreich und Italien schmiert derzeit ab, und auch Deutschlands kurzer Höhenflug geht gerade zu Ende.
Wie funktioniert Solidarität, wenn Ertrinkende andere helfen sollen, die jedoch ebenfalls am Absaufen sind?
In einer solchen Situation setzt sich am Ende eine Verhaltensweise durch: Rette sich, wer kann!
Alles andere würde eine koordinierte, vernünftige und disziplinierte Handlungsweise voraussetzen, und davon sind wir meilenweit entfernt.
Ein chaotisch ablaufender Meltdown ist deshalb nicht unwahrscheinlich.
Betrachten wir doch nur einmal unseren eigenen Bevölkerungsquerschnitt: Die wenigsten betreiben eine eigenverantwortliche Vorsorge, sondern verlassen sich darauf, dass ihnen die von der Politik zugesicherten Ansprüche eingelöst werden. Dass es sich um leere Versprechen handelt, die gar nicht eingelöst werden können, interessiert die wenigsten.
Was aber nach einem Meltdown des Finanzsystems?
Hier noch eine Anmerkung zum „Vollgeld“, nach dessen Verweis auf einen Artikel auf den mmnews zahlreiche Fragen kamen.
Wir haben bereits erwähnt, dass es sich dabei auch um ein ungedecktes „Staatsgeld“ handelt.
Dennoch hat es gewisse Vorteile gegenüber dem heutigen System:
1.) Die Geldschöpfung der Geschäftsbanken wird ausgehebelt, diese könnten nur noch echte Einlagen als Kredit weitervergeben, so wie sie uns das bislang auch glaubend machen wollten!
2.) Da der Staat sowieso immer Ausgaben hat, kommen die Zinsen auch tatsächlich in den Kreislauf. Das Geld für die Zinsen wird einfach gedruckt. Von Zins kann man hier eigentlich nicht mehr reden, denn es ist keine Risikoprämie, sondern eine Art Steuer auf die Benutzung von Geld.
3.) Dieses System funktioniert zumindest theoretisch, da das Geld für die Zinsen auch geschöpft wird. In unserem System bleiben immer irgendwo Schulden stehen, weil das Geld für den Zins nicht in den Kreislauf gelangt sondern und damit eine stetige Kreditausweitung bedingt.
Wie gut so etwas funktioniert, hängt von der Geldpolitik ab.
Es handelt sich um eine Art planwirtschaftliche Steuerung, die in den Händen einer staatlichen Zentralbank liegt. Die Geschäftsbanken hätten erheblich weniger Handlungsspielraum, und solche Auswüchse wie im heutigen Investmentbanking wären unmöglich. Die Debatten mancher Politiker deuten darauf hin, dass eine Art "Staatsgeld" bereits in den Köpfen der Politik für die Zeit "danach" spukt. Wir sollten diesen Aspekt deshalb nicht unbeachtet lassen.
Wie Sie wissen, favorisieren wir weiterhin ein freies und gedecktes Marktgeld.
Dazu müssen jedoch alle Marktteilnehmer (und jeder Bürger) eine eigenverantwortliche Disziplin entwickeln. Ein Marktgeld würde die Bürger dazu schonungslos zwingen. Bei der gegenwärtig konstatierten Unselbstständigkeit der großen Masse in der Bevölkerung wird das jedoch eine Ochsentour. Wer sich nicht anpasst, geht gnadenlos unter. Ein generelles Umdenken sowie eine Umerziehung in der Bevölkerungsmasse wäre dazu notwendig.
Ideale sind die eine Seite, deren Durchsetzbarkeit eine andere.
Das Marktgeldszenario nach einem Crash ist nur eines von mehreren. Wie hoch die Wahrscheinlichkeit dazu ist, kann jeder selbst festlegen. Was danach kommt, weiß keiner genau...
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