Das Geld ist der Gott unserer Zeit,
und Rothschild ist sein Prophet«, so trompetete Heinrich Heine vor 130 Jahren, nachdem er den Pariser Bank- und Börsenfürsten Baron James de Rothschild in seinem Privatkabinett besucht hatte. »Schon vor der Tür seines Kabinetts ergreift viele ein Schauer der Ehrfurcht, wie ihn einst Moses auf dem Horeb empfunden, als er merkte, daß er auf heiligem Boden stand.«
Auf der Schuldliste des Frankfurter Bankhauses aus den Jahren 1815 bis 1865 standen an bevorzugter Stelle: der österreichische Staatskanzler Clemens Fürst von Metternich, Erzherzog Carl Ludwig von Österreich, Fürst Esterházy, Graf Henckel von Donnersmarck und ein Dutzend mittlerer und kleinerer Fürstentümer.
Da die Österreicher besonders kulant behandelt wurden - die Rothschilds verschafften dem Regime Metternichs über 200 Millionen Gulden Kredit -, sorgte der Wiener Hofadel dafür, daß Kaiser Franz I. den Brüdern das Adelsdiplom verlieh, in dem sie freilich nur als Wechsler und nicht als Bankiers bezeichnet wurden. Nach der Nobilitation bohrten die Brüder so lange, bis der Monarch, dessen Porträt noch heute in der Londoner Rothschild-Bank hängt, sie auch noch in den Freiherrnstand erhob.
Nachdem sich die Kreditspezialisten um den weltlichen Adel so verdient gemacht hatten, waren sie auch den höchsten Kirchenfürsten der katholischen Christenheit, Papst Gregor XVI. und seinem Nachfolger Pius IX., sehr gefällig. Der Vatikan borgte sich von den jüdischen Weltbankiers fast so viele Millionen wie die österreichische Regierung und honorierte die Anleihe nicht nur mit fünf Prozent Zinsen, sondern auch noch mit einem hohen päpstlichen. Orden, den Pius IX. dem Neapeler Rothschild Carl Meyer an die Brust heftete.
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