Zeugin des Terrors – wie die Schweizerin Elinor Lipper die Wahrheit über den «Archipel Gulag» enthüllte
Wer vom «Archipel Gulag» spricht, denkt heute vor allem an Alexander Solschenizyn. Dabei hat die Schweizerin Elinor Lipper lange vor dem sowjetischen Erfolgsautor die millionenfachen Verbrechen der Kommunisten bezeugt.
Lügen, die Millionen glauben wollen
Für die kommunistischen Anwälte im Saal sind diese Aussagen eine derartige Frechheit, dass sie beim Richter intervenieren, um der jungen Schweizerin das Wort entziehen zu lassen. Es gehe doch nicht an, die Sowjetunion zu verunglimpfen, dieses Land der Freiheit, das nun wahrlich nichts zu verbergen habe!
Tatsächlich ist Elinor Lipper nach Paris gereist, um die Weltöffentlichkeit über die wahren Zustände in der kommunistischen Grossmacht aufzuklären. Sie ist die wichtigste Zeugin in einem Verleumdungsprozess, der sich um eine aus heutiger Sicht absurde Frage dreht: Darf man Leute, die auf systematische Verbrechen in der Sowjetunion hinweisen, als Lügner beschimpfen, wie das die kommunistische Presse Frankreichs gerne tut?
Letztlich geht es in Paris also um Fragen von weltpolitischer Bedeutung: Ist Josef Stalins proletarische Diktatur wirklich die Verkörperung des Fortschritts, des Friedens und der Menschlichkeit, wie das ihre internationale Anhängerschaft behauptet? Oder geht es um ein Terrorregime, das Millionen Menschen versklavt und getötet hat?
Dass Letzteres zutrifft, ist heute dank zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten belegt. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg ist die Debatte jedoch völlig offen. Zumal sich Millionen Menschen ihre Illusionen über das vermeintliche Arbeiterparadies im Osten nicht nehmen lassen. Dies besonders in Frankreich, wo der finanziell eng mit der Sowjetunion verbandelte, von Intellektuellen, Nobelpreisträgern und Künstlern unterstützte Parti communiste français (PCF) unentwegt behauptet, angebliche Terroropfer seien bloss Faschisten und Verräter.
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