Montag, 06. Juni 2011
Gerangel um Fed-Spitze
Diamond wirft das Handtuch
Nobelpreisträger Diamond wird nicht zur US-Notenbank Fed wechseln. Die Republikaner im US-Senat blockieren die Nominierung und fügen so Präsident Obama eine Niederlage zu.
Peter Diamond.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Der Nobelpreisträger Peter Diamond will seine Kandidatur für einen Posten im Führungsgremium der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) zurückziehen. Er wolle das US-Präsidialamt über diese Entscheidung unterrichten, schrieb Diamond in der "New York Times". Damit muss das US-Präsidialamt nun zwei Plätze in dem siebenköpfigen Führungsgremium der Fed neu besetzen.
Der von den Republikanern dominierte Senat hatte die Nominierung des Volkswirts vom renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) mehrfach zurückgewiesen. Einige Republikaner lehnen Diamond ab. Er habe nicht die richtige Art von Erfahrung für diesen Job, meinte beispielsweise der republikanische Senator Richard Shelby. Der 70-Jährige habe keine ausreichende makroökonomische Erfahrung. Für das konjunkturelle Umfeld sei es nicht hilfreich, wenn geldpolitische Entscheidungen von Menschen getroffen werden, die erst ihren Job lernen.
Republikaner setzen sich durch
Diese Zurückweisung verblüffte nicht nur viele Ökonomen. Diamond ist zwar tatsächlich kein Spezialist für Geldtheorie – der Disziplin der Volkswirtschaftlehre, die sich unter anderem mit Kreditversorgung und Zinsen beschäftigt, also dem traditionellen Bereich der Notenbank. Er gilt allerdings als Fachmann für Steuern, soziale Sicherheit, Krankenversicherung und für den Arbeitsmarkt. Nicht nur für Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman sind das genau die Felder, auf die sich die Fed derzeit konzentrieren muss. Von den fünf derzeitigen Vorständen sind nur zwei Spezialisten für Geldtheorie: Vize-Präsident Donald Kohn und Präsident Ben Bernanke, der unter anderem bei Diamond studiert hat.
Die "New York Times" weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Senator Shelby vor knapp fünf Jahren eine andere Position bezogen hatte. Als der damalige Präsident George W. Bush den Kandidaten Kevin Walsh präsentierte, hatte der Republikaner damit kein Problem – obwohl die Qualifikation laut angezweifelt wurde. Walsh war damals lediglich 35 Jahre alt. Er hat zwar an den Elite-Universitäten Stanford und Harvard Wirtschaftswissenschaften studiert, allerdings keinen höheren Abschluss erworben. Dafür konnte er Wall-Street-Erfahrung vorweisen, er hatte mehrere Jahre in führender Position für die Investmentbank Morgan Stanley gearbeitet und wurde dann einer der Wirtschaftsberater von Bush.
Die Nominierung des MIT-Professors Diamond muss vom Senat bestätigt werden, damit dieser seinen Platz im Fed-Gremium einnehmen kann. Es war erwartet worden, dass die Nominierung Diamonds problemlos bestätigt wird, zumal der Fachauschuss des Senats – in dem Republikaner und Demokraten sitzen - der Nominierung zustimmte.