WaldspaziergangWir haben uns heute mal die milde Warmfrontluft im tauenden Winterwald durchs Hirn streichen lassen und versucht, die Lage zu sortieren, wie sie uns sich darstellt. Nach dem ersten Entsetzen am Freitag Abend wegen des beinahe-Duchgehens allen, wogegen das EC und Shareholder seit Monaten offen im Gericht argumentieren, scheinen ein paar tiefere Zusammmenhänge klarer zu werden. Danke auch an Gabsch, Born, Mursili, Impyer, Body und die anderen für die Anstöße der letzten zwei Tage.
Die Opinion:
Die Richterin schreibt bei den meisten für uns negativen Punkten »the court is not convinced«... Das ist etwas anderes, als würde sie schreiben »the court denies«. Ist das eine Rückweisung oder die Bitte um Überzeugung? Los, EC, überzeuge mich!
Ich fand eine Stelle am ID Payback-Zitat gestern wichtig, nämlich den Hinweis darauf, daß »reasonable« nicht als positive Zustimmung, sondern Zustimmung am unteren Rand zu werten ist. Wenn es so zu lesen ist, dann heißt es, »mir bleibt nichts anderes übrig, so lange die Dinge in dem Licht bleiben, in dem sie derzeit sind«. Wieder: Los, EC, überzeuge mich!
Wie Body schrieb und Mursili noch mal betonte: Sie braucht Tatsachen, Fakten, Fakten ...
Auf Yahoo gab es ein schönes Bild: Wenn ich einen Affen dazu bringen will, etwas bestimmtes zu tun, dann hat es keinen Sinn, ihn zu bekämpfen. Er wird seinerseits mich bekämpfen. Schlauer ist es, ihm eine Banane zu geben. Sollte es so sein, daß die Richterin die Parteien dazu bringen will, etwas bestimmtes zu tun, dann sind die Begriffe fair and resonable die Banane.
Wozu will sie sie bringen? Ich bleibe auf dem Boden, was wir lange als Schlußfolgerung ihrer Handlungen zum Axiom erklärt haben: Sie will, daß die Parteien sich einigen. Alle Parteien, nicht nur die drei offiziellen Prozeßparteien. Ihre Opinion würde samt Ruling einen Sinn ergeben:
Sie vermeidet Widerspruch, wo immer es um Zahlen geht. Life insurance, NOLs, Patente, etc. Sie schmeißt aber dort Knüppel zwischen die Beine von FDIC, JPM und WMI, wo es um deren Strategie geht!
Third party releases:
Patience360 hat es im von Born eingestellten Posting formuliert: Diese Releases nicht zu bekommen, öffnet die Tür, das Verfahren an andere Gerichte zu tragen, als das Bancruptcy Court. Jury Trial und die Untersuchung der Frage, ob das Nachweisbare die Kriterien Organisierter Kriminalität erfüllt, rücken in greifbare Nähe. Das MUSS für FDIC und JPM auf jeden Fall eine große Bedrohung sein, vermutlich auch für Vertreter der WMI. Das können sie ums Verrecken nicht wollen. Wenn sie Equity und das EC nicht im CH11-Verfahren töten können, dann sind sie sehr bedroht.
Der FDIC-Anwalt hat sehr laut und deutlich zur Kenntnis gegeben, daß ohne die Releases keine Beteilung der FDIC am GSA zu erwarten ist. Daß die Richterin genau diese Karte gezogen hat... Ein Schelm, wer »Absicht« dabei denkt...?
WAHUQ:
Born hat beschrieben, welch erdbebenhafte Auswirkung der betreffende Teil der Opinion so schon hat. Würde die neue WMI eine öffentliche Gesellschaft werden, ließe sich kein verstecktes Geld im Verborgenen heben. Im Yahoo-Board wird die Frage heiß diskutiert, ob die Aussage der Richterin, es würde von einer Verschmelzung abhängen, ob die WAHUQs auf Pref-Niveau angesiedelt werden sollten, rechtlich in Ordnung sei. Es gibt sehr ausführliche Darstellungen, die argumentieren, warum die WAHUQs auch ohne merger aufgrund der Konstruktionslogik eine gewisse Wahrscheinlichkeit haben, nicht debt zu sein, somit nicht vorrangig vor den Prefs. Ich kann das nicht beurteilen, das ist mir letztlich zu komplex, dafür fehlt mir das Grundwissen. Diejenigen auf Yahoo, die vorgeben, es zu haben, diskutieren zumindest sehr konträr. Sollte es in der Tat in diese Richtung gehen, dann wäre der Plan der Übernahme im Handstreich geplatzt. Impyer hat das heute bereits hier ausgeführt.
Global Settlement Agreement:
Wenn die FDIC wirklich aussteigen sollte, steht Rosen samt seiner Hedge-Fond-Auftraggeber vor einem Scherbenhaufen, schon ohne die WAHUQ-Frage. Ohne FDIC kein GSA, somit kein POR, an dem er seit zwei Jahren gestrickt hat.
Fazit ?
Stellt sich die Frage, welche Handlungsspielräume Rosen bzw. seinen Auftraggebern bleiben? Wenn die FDIC tatsächlich bei ihrer vehement geäußerten Haltung bliebe, müßte er einen Weg finden, die Third Party Releases zu erwirken, also die Zustimmung Equitys zur Immunität. Mit wem kann er das verhandeln? Ich sehe hier nur das EC. Die TPS als größte Pref-Klasse würde wohl nur bei voller Auszahlung zustimmen, ich denke eher, daß sie erstmal in Berufung gehen, anstatt mit Rosen zu verhandeln. Was würde das EC verlangen? Recovery für die Qs. Hier bin ich nicht impyers Meinung, weil ich denke, daß Rosen an ebendiesem Punkt wenig Möglichkeiten haben wird. GSA nur mit FDIC, FDIC nur mit Third party Releases, und Third Party Releases nur mit EC, und das wird Geld für Qs sehen wollen, unabhängig von der TPS-Frage.
Da WMI dieses Geld nicht hat und die FDIC den Kaufvertrag noch offen hält, dürfte JPM ins Spiel kommen. Die Frage sollte hier also sein: Ist JPM das Dilemma, möglicherweise einen teuren Competing POR bezahlen zu müssen und obendrein keine Immunität zu erhalten wegen Bruch der Vertraulichkeit, Manipulation des Bieterverfahrens, Organisierter Kriminalität, RICO, zehn bis zwölf Milliarden Dollar wert?
Spannend.
Was heißt das nun ?
Ich erwarte wie Mursili so bald keinen competing POR des EC. Warum? Sie brauchen es noch nicht. Sie haben die Daumenschraube der Releases an Rosens und JPMs linkem Daumen. Die können sie erstmal andrehen, um herauszufinden, wie schmerzbereit diese sind. Diese Daumenschrauben hat uns die Richterin zum Geschenk gemacht. Das erkenne ich mittlerweile in seiner ganzen großen Bedeutung. Dies ist keine Kleinigkeit, sondern mehr wert, als möglicherweise alle in Berufung angreifbaren Zahlenspiele.
Ich erwarte zunächst auch eine Klärung, ob die WAHUQ debt oder equity sind. Da wird sicherlich noch was kommen. Sollte nur die blanke Möglichkeit bestehen bleiben, daß es equity ist, dann haben Tepper und co. ein neues Problem: Dann stehen die eigens eingeführten WMB Noteholder nämlich vor ihnen in der Freßkette. Sie wurden von Rosen eingefügt, um equity zu meucheln, aber wären WAHUQ selbst equity... dann können wir das Schmierentheater genießen, wie Rosen seine Allianzen über Bord wirft und sich der WMB Noteholder entledigt... Sollten WAHUQ wahrlich equity werden, dann haben wir, die Ps und Ks, dieselben Rechte! Impyer hat es benannt. Dann teilen sie sich die reorganisierte WMI mit uns. Ganz neue Perspektiven. Diese Frage wird heiß umkämpft werden. Daß die Richterin dies zum Kernthema macht, finde ich nach drei Stunden Waldluft nur noch grandios! Sie erzeugt Unsicherheit und vielleicht Angst – aber diesmal auf Seiten der Hedgies! So etwas macht eine erfahrene Richterin nicht aus Versehen.
Diese Lage wird dazu führen, daß die Wahrscheinlichkeit, daß sie sich mit dem EC endlich auf Augenhöhe an einen Tisch setzen werden, deutlich steigt. Und war es nicht das, was die Richterin von Anfang an gewollt, klar gesagt hat? Sie wollte das EC. Siewollte mehrfach, daß alle Informationen, die WMI hat, mit dem EC geteilt werden. Sie wollte, daß Rosen WMI als Ganzes vertritt, somit die wahren Eigentümer, Equity. In diesem Zusammenhang war ihre Opinion messerscharf konsequent. Sie will nicht über Zahlen richten, sie will, daß Rosen endlich tut, was sie ihm aufgetragen hat!
Und erst dann, wenn das nicht fruchtet, dann kommt Daumenschraube Nummer zwei für den rechten Daumen. Solomons Zahlen. Damit diese zur Daumenschraube werden können, hat sie den POR in Gänze denied - verworfen, weg! Hätte sie gesagt, alles schön und gut, zwei kleine Änderungen noch, und er ist approved, hätten wir diese Schraube nicht. Was sollte die Entscheidung »denied« anderes sein, als Absicht auch in diesem Sinne? Solomons Zahlen, wenn es sie denn überhaupt gibt, sind in dem Prozeß, den ich hier hypothetisch skizziert habe, um so nützlicher, je unbekanter sie sind. Sollte Rosen auf der Basis seiner Zahlen POR 2v1 auf den Tisch legen, kann Nelson sagen, Mr. Rosen, wir haben da andere Zahlen... wollen sie sich noch mal blamieren? Damit wird Unsicherheit geschürt und vielleicht Verhandlungsbereitschaft.
Zeiltiche Perspektive:
Impyer hat gesagt, es dauert bis Mai oder August. Ich habe letzte Woche geunkt, wir prosten uns auch Neujahr 2012 noch zu... Im Moment denke ich, es kann schneller gehen, als wir denken wegen der Releases (dagegen spricht die TPS- und die WAHUQ-Frage), es kann aber auch noch deutlich länger dauern, wenn es an dieser Stelle nicht zur Einigung kommt. Ich kann mir genauso wenig, wie vor einem Jahr vorstellen, daß JPM und FDIC es auf ein Jury Trial ankommen lassen wollen. Die Richterin hat uns Folterwerkzeuge gegeben, damit wir sie zwingen können, auf diesem Wege der Vermeidung nicht an uns vorbei zu können. Und das sollte auch die Qs betreffen.
So optimistisch, wie lange nicht mehr!
Gruß
Thomas
P.S.: 50% der Bedankungen gebühren Shihonage!!!